Anna Karenina
Reginaldo Oliveira
Nach dem Roman von Lew Tolstoi
Inhalt
„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ Mit diesem berühmt gewordenen Satz beginnt Tolstois Roman. Das Unglück kommt über Anna Karenina in Person des Grafen Wronski, der zunächst das Glück für sie zu verkörpern scheint. Als sie sich Hals über Kopf in eine Liebschaft mit Wronski stürzt, stellt ihr Mann sie vor die Wahl, entweder diese Beziehung zu beenden oder zu gehen und das eigene Kind nie wiederzusehen.
Inspiriert von Tolstois epochaler Liebesgeschichte begibt sich Reginaldo Oliveira in seinem neuen Handlungsballett auf die Reise zu einer der wichtigsten Frauen der Weltliteratur. Und mit ihr stellt er die Frage, ob eine außergewöhnliche Leidenschaft und dauerhaftes Glück überhaupt Hand in Hand gehen können oder große Gefühle immer in der Katastrophe enden müssen.
Pressestimmen
Die Tänzer überzeugen, vor allem mit der Harmonie der Pas-de-deux-Elemente, die in ihrer Leichtigkeit und ihrem Fluss für magische Momente sorgen, aber auch durch die Dynamik des Ensembles.
Zweifelsohne verspricht die Salzburger Inszenierung von "Anna Karenina" einen Abend mit großen Gefühlen, der in weiten Teilen von der fabelhaften Harriet Mills in der Titelpartie getragen wird. Am Ende lässt Oliveira sie in den Wahnsinn verfallen und ins Leere abgleiten.
Leo Tolstois „Anna Karenina“ ist vielfach für die Tanzbühne adaptiert worden. […] Was Salzburgs Ballettchef gelingt, ist die zeitlose Umsetzung der Vorlage durch Verdichtung der Handlung und Verknappung des Personals. Oliveira konzentriert sich ganz auf den Plot, der die Eheleute Karenin auseinandertreibt – nicht weil Anna das Abenteuer mit Wronski sucht, sondern weil es ihr widerfährt wie ein Blitzschlag, dem zeitverzögert das ohrenbetäubende Donnern folgt. […] Das Berückende an dieser Choreografie ist ihre direkte und aussagekräftige Sprache. Oliveira lässt keinen Schritt tanzen, der sinnlos, redundant oder reine Schnörkelei wäre. Die Figuren sprechen mit jeder Bewegung und kehren dabei ihre Befindlichkeiten nach außen – jede für sich.
Harriet Mills zeichnet in der Titelrolle als Anna sehr eindrucksvoll die Persönlichkeit dieser Frauenfigur nach: unvermutet ihre aufkeimenden Gefühle zu Wronski entdeckend, ist sie hin und hergerissen zwischen ihrer Liebe zu ihrem Sohn Serjoscha und dem Geliebten. Sehr eindringlich und voller Leidenschaft lässt sie das Publikum erleben, wie Anna an diesen gesellschaftlichen wie familiären Spannungen und den sich aufbauenden Phantasien schließlich zerbricht.
Die Verkörperung des Schicksals einer der wichtigsten Frauengestalten der Weltliteratur lässt den Zuschauer verstummen. So beeindruckend ist dieser Abend, ob im Online-Stream oder im realen Theater, wie am Pfingstsonntag. Der tosende Applaus bricht die Stille wie eine Befreiung.
Flavio Salamanka gibt Karenin als Stoiker, bis er das Kleid seiner Frau und den Frack ihres Liebhabers entdeckt. Den versieht Klevis Neza mit dem Staunen eines Bonvivant, dem plötzlich die Liebe begegnet. […] Wie Larissa Mota, Chigusa Fujiyoshi und Harriet Mills die [drei eingewobenen Frauenporträts] mit jeder Geste, jedem Zucken des Mundwinkels beleben, ist großartig anzusehen.
Audioeinführung
von Maren Zimmermann
Besetzung
Choreographie
Reginaldo Oliveira
Bühne
Sebastian Hannak
Kostüme
Judith Adam
Dramaturgie
Maren Zimmermann
Anna Karenina
Harriet Mills
Karenin, ihr Ehemann
Kt. Flavio Salamanka
Paulo Muniz
Serjoscha, ihr Sohn
Niccolò Masini
Paulo Muniz
Stiwa, ihr Bruder
Iure de Castro
Cassiano Rodrigues
Dolly, seine Frau
Chigusa Fujiyoshi
Kitty, Dollys Schwester
Larissa Mota
Moeka Katsuki
Wronski, ein Offizier
Klevis Neza
Iure de Castro
Lewin, ein Gutsbesitzer
Diego da Cunha
Paulo Muniz
Betsy, eine Dame der Gesellschaft
Valbona Bushkola
Dafne Barbosa
Lidija, eine Freundin Karenins
Chigusa Fujiyoshi
Ballgäste, Passanten im Bahnhof u.ä.
Dafne Barbosa
Valbona Bushkola
Chigusa Fujiyoshi
Moeka Katsuki
Larissa Mota
Diego da Cunha
Iure de Castro
Lucas Leonardo
Niccolò Masini
Paulo Muniz
Cassiano Rodrigues