Salzburger Landestheater setzt auf Barock
»Christian Curnyn, musikalischer Leiter dieser Produktion und ausgewiesener Barockspezialist, hat vor allem bei den Rezitativen und Ballettmusiken radikal und klug gekürzt, und den Salzburger »Ariodante» auf ein gut verträgliches Maß gestutzt. Vor allem aber hat er das Mozarteumorchester gut geführt. Die Musiker verwenden für diese Literatur moderne, aber mit Darmseiten bespannte Instrumente sowie alte Bögen. Aber dieses Multifunktionsensemble überzeugte vor allem mit federnd-spritziger Spielkultur in bester barocker Tradition. In dieser Form kann das Orchester spiel- und klangtechnisch mit den international renommierten Spezialensembles problemlos mithalten. (…) Nestroy«- und »Faust«-Preisträger Johannes Schütz hat das inhaltlich mehr als dürftige Barock-Stückchen in einer schlampigen Familienwohnung angesiedelt. Er hat Farben, Abwechslung und eine Reihe von psychologisch geschickten Querverweisen auf sexuellen Zwang in der Familie, Männerblödeleien oder neurotische Verliebtheiten eingebaut. Das war nicht nur legitim, sondern intelligent, unterhaltsam und witzig. (…)Sängerisch ist vor allem Tamara Gura herauszuheben. Die Amerikanerin hat ihre Arien in der Hosenrolle des »Ariodante» mit derart souveräner Leichtigkeit und klanglich makelloser Klarheit gegeben, dass es eine Freude war. Für wunderbare Momente sorgten auch Katharina Bergrath als »Dalinda» und Nadezhda Karyazina als intriganter »Polinesso«. Marcell Bakonyi als »Re di Scozia«, Karolina Plickova als »Ginevra» und Mark van Arsdale als »Lurcanio» komplettierten ein insgesamt seht gutes Solistenensemble, mit dem das Salzburger Landestheater seine Kompetenz in Sachen Barockoper rundum schlüssig unter Beweis stellte.«