Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
Kurt Weill / Oper in drei Akten / Text von Bertolt Brecht
In deutscher Sprache
Inhalt
»Hallo, meine sauberen Herren Brecht und Weill, Ihre Tage dürften wohl ebenfalls so gezählt sein wie die Ihrer Abschaumstadt Mahagonny«, so schrieb die Zeitschrift für Musik nach der skandalträchtigen Urauff ührung von »Mahagonny« am 9. März 1930 in Leipzig. Denn schonungslos und provozierend konfrontiert das Werk die Zuschauer mit den sinnentleerten und letztlich selbstzerstörerischen Mechanismen der kapitalistischen Warengesellschaft.
Am Anfang steht die Gründung einer Stadt. Fatty, Moses und die Witwe Begbick beschließen, einen Ort in die Welt zu setzen, der Geld bringen soll. Sie wollen das System überlisten, das sie ausgesaugt hat und taufen ihre Stadt »Mahagonny, die Netzestadt«. Doch das System lässt sich nicht überlisten, die Netze bleiben leer – die, die nach Mahagonny kommen, bringen statt Geld nur Unzufriedenheit. Die Sehnsucht nach dem Punkt Null ist die einzige Utopie, die geblieben ist. Nur in Jim Mahoney bohrt eine Idee von Lebendigkeit, die die wesentlichen Fragen unserer Zeit aufwirft: Wie wollen wir leben? Was heißt Gemeinschaft? Und: Wie bin ich Mensch?
Als Kurt Weill (1900–1950) Ende der zwanziger Jahre die Musik zu »Mahagonny« komponierte, arbeitete Bertolt Brecht (1898–1956) gerade an der ersten Fassung seiner »Theorie des epischen Theaters«, in der er sich auch über den regulären Opernbetrieb mokierte. Er forderte eine »radikale Trennung der Elemente«, indem »Musik, Wort und Bild … mehr Selbstständigkeit erhalten«.
Jacopo Spirei, der am Salzburger Landestheater sowohl die Einstudierung von »Don Giovanni« als auch die österreichische Erstaufführung von »Brokeback Mountain« verantwortete, bringt nun Weills und Brechts sozialkritisches Musiktheaterstück auf die Bühne. Das Mozarteumorchester spielt unter der Leitung von Kapellmeister Adrian Kelly.
Dauer: ca. 2 h 45 min. / inkl. Pause
Pressestimmen
„Diese Welt hat Witwe Begbick fest in der Hand. Frances Pappas spielt und singt sie derb bis liebevoll und mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein. Mit dieser Frau legt man sich besser nicht an. Franz Supper ist ein ehrlicher und gerader Jim Mahoney und mit seinem strahlenden und gefestigten Tenor der einzig moralisch Korrekte in der Stadt. Ihm wird die Liebe zu Jenny zum Verhängnis, die Laura Nicorescu sehr lieblich singt. […] Ebenso sind Eric Greene als Dreieinigkeitsmoses und Rainer Maria Röhr als Fatty gut besetzt. Besonderes Lob gilt aber dem Chor des Salzburger Landestheaters, der eine eigene, zynische Körperschaft in Mahagonny darstellt und der schauspielerisch brilliert. Dazu spielt das Mozarteumorchester unter Adrian Kelly ein lautes, derbes Klangbett auf. […] So, wie man sich das in einer Oper von Brecht erwartet. Mit seiner Inszenierung von ‚Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny‘ setzt Jacopo Spirei ein dystopisches Mahnmal, was in einer Welt, in der Dank Social Media und Internet alles möglich ist, passieren kann und, wie sich diese Traumwelt selbst vernichtet.“
„Man hat mit großen Stimmen nicht gespart, und trotzdem – das ist ein großer Pluspunkt – wird Opern-Pathos vermieden. Einen Besseren als Franz Supper kann man sich gar nicht wünschen für den Jim Mahoney: Die sieben Jahre als Holzfäller in Alaska haben ihn nicht verrohen lassen, eine gewisse Melancholie und ehrlich Enttäuschung vom Leben transportiert Supper glaubwürdig. Laura Nicorescu hat als Jenny Hill mit dem ‚Moon of Alabama‘ ja den Schlager des Werks gepachtet. Dass sie nicht zur Fürsprecherin wird für den zum Tod verurteilten Freund? Wer wollte Jenny das verargen? Starke Typen sind Fatty (Rainer Maria Röhr) und der Dreieinigkeitsmoses (Eric Greene), der die Muskeln nicht nur beim Singen spielen lässt: ein gut eingekaufter Gast, mit dem die Gruppe der Alaska-Typen, Elliott Carlton Hines (Sparbüchsenbill), Paul Curievici (Jack) und Raimundas Juzuitis (Alaskawolfjoe) bestens mithält. Frances Pappas ist die Witwe Begbick, der einen Abend lang die Felle davon schwimmen.“
„Ein begeistertes Publikum holte alle Darsteller beim Schlussapplaus noch viele Male auf die Bühne zurück – auch der Chor hatte mit Spielfreude und ganzem Einsatz vollends überzeugt. ‚Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny‘ öffnet früher wie heute die Augen über die Skrupellosigkeit und Rücksichtslosigkeit, die Folge einer materialistischen Weltanschauung sind, und regt an, selbst neue und alternative Wege zu suchen.“
Besetzung
Musikalische Leitung
Adrian Kelly
Inszenierung
Jacopo Spirei
Bühne
Eva Musil
Kostüme
Bettina Richter
Choreinstudierung
Stefan Müller
Dramaturgie
Andreas Gergen
Leokadja Begbick
Frances Pappas
Fatty, der "Prokurist"
Rainer Maria Röhr
Dreieinigkeitsmoses
Eric Greene
Jenny Hill
Laura Nicorescu
Jim Mahoney
Ks. Franz Supper
Jack O'Brien
Paul Curievici
Bill, genannt "Sparbüchsenbill"
Elliott Carlton Hines
Joe, genannt "Alaskawolfjoe"
Raimundas Juzuitis
Tobby Higgins
Gürkan Gider
Sechs Mädchen
Claudia Brandenburger
Rowan Hellier
Christina Holowati
Desislava Ilieva
Tamara Ivaniš
Beth Jones
Kayo Nakai
Sylvia Offermans
Chor
Chor des Salzburger Landestheaters
Extrachor des Salzburger Landestheaters
Orchester Mozarteumorchester Salzburg