Biografie: Ein Spiel
Max Frisch
Inhalt
Was würden Sie in Ihrer Biographie ganz anders machen wollen? – Max Frisch schickt seinen Protagonisten Kürmann in einen gewagten Selbstversuch: Der Verhaltensforscher kann seine Biographie nachträglich korrigieren. Vor allem die Ehe mit der eigenwilligen Antoinette würde er gern ungeschehen machen. Wie er sich aber auch müht, seine Lebensgeschichte klebt zäh an ihm. Mit Hilfe eines Spielleiters werden Situationen mit neuen Ausgangsparametern durchgespielt. Biographie – gelebtes Leben, angesammeltes Leben – wird hier dem Versuch ausgesetzt: was wäre, wenn – und vor allem, was wäre, wenn nicht …
„Nicht die Biografie des Herrn Kürmann, die banal ist, sondern sein Verhältnis zu der Tatsache, dass man mit der Zeit unweigerlich eine Biografie hat, ist das Thema des Stücks, das die Vorkommnisse nicht illusionistisch als gegenwärtig vorgibt, sondern das sie reflektiert … Ich habe es als Komödie gemeint.“ Max Frisch
In der Inszenierung von Marco Dott wird das Werk zunächst im OVAL, der Bühne im EUROPARK, gezeigt, bevor es in den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters zu erleben ist.
Im Zentrum des Schaffens von Max Frisch (1911–1991) steht häufig die Auseinandersetzung mit sich selbst, das Finden und Behaupten einer eigenen Identität, insbesondere in der Begegnung mit den festgefügten Bildern anderer, Konstruktion der eigenen Biographie. Am Landestheater lief die Bühnenbearbeitung seines Werkes „Homo Faber“ überaus erfolgreich über mehrere Spielzeiten.
Marco Dott ist Schauspieler und Autor des Salzburger Landestheaters. Als Hausregisseur zeigte er seine unterschiedlichen Handschriften im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters („Momo“, „Heidi“, „Die Mitte der Welt“) ebenso wie im musikalischen Bereich („Hotel Europa“, „The Rocky Horror Show“, „Wiener Blut“, „Daphne“ u.v.m) und im Schauspiel („Zorn“, „Die Macht der Gewohnheit“).
Dauer: 2h / eine Pause
Ausgewählter Termin
Mo. 12.12.2022 10.00
Kammerspiele
Audioeinführung
von Christina Piegger
Besetzung (am 12.12.2022)
Inszenierung
Marco Dott
Bühne und Kostüme
Matthias Kronfuss
Dramaturgie
Christina Piegger
Hannes Kürmann
Christoph Wieschke
Antoinette Stein
Tina Eberhardt
Spielleiter
Gregor Schulz
Assistentin
Elisabeth Mackner
Assistent Martin Trippensee
Pressestimmen
Marco Dott inszeniert die Versuchsanordnung schnörkellos und gefällig, auch stellenweise witzig, […] In der Figur des Spielleiters steckt so etwas wie ein Geheimnis. Gregor Schulz zeigt ihn fast von Beginn in seiner mitunter wunderbar artifiziellen Sprechweise genervt, steigert Emotionen bis hin zur Wut, die ihn am Schluss die Worte nur mehr rauspressen lässt.
Überhaupt nicht sparsam in allen Emotionslagen agiert das Ensemble in brillanter Schauspielkunst. Grandiose Figurenführung, temporeiches Spiel in allen Variationen dicht und zielsicher übers (Spiel-) Feld geführt und am Ende ein geflashtes Publikum zum Nachdenken angeregt.
Marco Dott inszenierte das Werk von Max Frisch als dichtes, kraftvolles Spiel mit einer Prise Humor, spart dabei aber nicht an Gemütsbewegungen der Protagonisten, die von unterdrückter Wut, Schuldgefühlen, Trauer, Hoffnungslosigkeit und Aufbruch in allen Variationen zum Ausdruck kommen. Ein Theaterabend, den man in entspannter Stimmung erlebt, der aber trotzdem eine tiefgründige Schwingung hinterlässt.