Blut an meinen Händen
Shlomo Moskovitz
aus dem Hebräischen von Helene Seidler
Inhalt
Suliman, ein junger Palästinenser, flieht nach Europa, wo er kurz nach seiner Ankunft in Salzburg angefahren wird. Der schuldbewusste, alkoholisierte Unfalllenker Michael, ein erfolgreicher Anwalt und Ex-Israeli, bringt Suliman zu sich nach Hause, um sich um ihn zu kümmern. Aus der außergewöhnlichen Wohnsituation entwickelt sich ein problematisches Beziehungsgeflecht zwischen Suliman und den übrigen Familienmitgliedern. Michaels Frau engagiert sich offenherzig in der Pflege des verletzten Gastes. Bald finden der künstlerisch begabte junge Mann und die gleichaltrige Tochter Anna eine gemeinsame Wellenlänge und starten ein spirituelles Online-Videoprojekt. Annas Bruder Thomas sieht in Suliman hingegen einen Störenfried und regelrechten Feind. Die hohe Konzentration an emotionalen, psychischen, religiösen, politischen und familienhistorischen Herausforderungen bringt die Situation zum Explodieren.
Welchen Platz hat Moral in unseren täglichen Entscheidungen? Wie viel Gewicht hat ein Beweis gegenüber dem Vorurteil? Und gibt es in dieser Konstellation eine Chance für eine junge unschuldige Liebe?
Der israelische Autor und Regisseur Shlomo Moskovitz wurde 1961 geboren und studierte Schauspiel und Regie in Tel Aviv. Regiearbeiten führten ihn an das HaSimta Theater sowie zu diversen Festivals. Seit 1990 schreibt und übersetzt er Theaterstücke und Drehbücher. In seinen Texten seziert er mit humorvoller Klinge philosophische, religiöse und politische Klischees. In „Mozart Moves! Sieben Dramolette“ gewann sein Text „Schleier“ über ein kulturübergreifendes Spaghetti-Essen die Sympathien des Salzburger Publikums.
Mit Dedi Baron konnte eine Regisseurin gewonnen werden, die mit dem Werk von Shlomo Moskovitz bestens vertraut ist und bereits zahlreiche Werke von ihm uraufgeführt hat. In Israel arbeitete sie vor allem an den großen Theatern in Tel Aviv – dem Habima National Theater, am Camderi Theater, am Beit Lessin Theater sowie an der Israelischen Oper. Zudem ist sie Professorin für Theaterregie an der Universität Tel Aviv. In der Ausstattung von Eva Musil erarbeitete sie die gefeierte Inszenierung von Ferdinand von Schirachs „Terror“ am Salzburger Landestheater.
Dauer ca. 1 h 55 min / keine Pause
Pressestimmen
Es berührt, wenn Lisa Fertner als Anna von dem Schweigen spricht, das ihre Familie belastet. Mit Mühe presst sie ihre Worte heraus. Ihr Antlitz wird dabei auf einen durchlässigen Vorhang projiziert. [...] Das ist viel Stoff, den es in zwei Stunden ohne Pause zu verarbeiten gibt. Regisseurin Dedi Baron, die bereits Ferdinand von Schirachs „Terror“ im Landestheater erarbeitet hat, gelingt eine kurzweilige, aufrüttelnde Inszenierung. Das Premierenpublikum würdigte das Spiel mit großem Beifall.
Dank einer idealen Besetzung hatte das Stück genau die Wirkung, die es wohl erzielen wollte: nachdenklich zu machen. […] Es geht um die Angst vor dem Fremden, Durchmischung der „vertrauten“ Bevölkerung“, nicht ausgelebte sexuelle Orientierung und unbewältigte, tiefverwurzelte Traumata. Theodizee, Nationalismus, persönliche Verantwortung für vergangene Geschehnisse. In knapp zwei Stunden Spielzeit werden Augen geöffnet, zu den Liedern Leonhard Cohens getanzt und eine Eselin als Ratgeber gerufen. Das Stück definiert selber seine Grenzen.
Das Ensemble rund um Christoph Wieschke beeindruckt mit ausdrucksstarken Darstellungen, die das Publikum in ihren Bann ziehen und nicht nur einmal für spontanen Zwischenapplaus sorgen. Das Beziehungsgeflecht entpuppt sich als wesentlich komplizierter, als zunächst vermutet. Da geht es um die Begegnungen von Juden und Österreichern, bei welchen stets die Frage nach der Schuld an den vergangenen Verbrechen mitschwingt. Um die Konflikte zwischen Palästinensern und Israelis. Es geht um Schuld und Vergebung, Buße und Sühne.
Ausgewählter Termin
Do. 11.11.2021 19.30
Kammerspiele
Audioeinführung
von Friederike Bernau
Besetzung (am 11.11.2021)
Inszenierung
Dedi Baron
Bühne und Kostüme
Eva Musil
Video Projektionen
Tobias Witzgall
Musik
Carla Maria Schmutter
Dramaturgie
Friederike Bernau
Michael
Christoph Wieschke
Bettina
Tina Eberhardt
Suliman
Rachid Zinaladin
Anna
Lisa Fertner
Thomas
Gregor Schulz
Salam
Carolina Braun
Rivka, Videoeinspielung Miriam Zohar