Das Licht im Kasten
Elfriede Jelinek
(STRASSE? STADT? NICHT MIT MIR!)
Inhalt
Von barocker Vanitas bis zum Cover der Vogue, von Platons Höhlengleichnis bis zum Bild Gisele Bündchens im H&M-Bikini in den Leuchtkästen der U-Bahn, von Armsein bis Armani: In ihrem so umwerfend komischen wie todtraurigen Text beschäftigt sich Elfriede Jelinek mit dem Phänomen Mode. Dabei greift sie einzelne Fäden ihres Stücks „Die Straße. Die Stadt. Der Überfall.“ noch einmal auf, verwebt sie jedoch komplett neu und spinnt sie konsequent weiter, überbordend und in atemberaubender Verdichtung. Die stumme Schrift der Kleidung, die den Mensch umschreibt, „als wagte sie sich nicht an seinen lavaheißen Kern“, verwandelt Jelinek in einen furiosen Rausch des Sprechens, der nahtlos von teurer Haute Couture zu billiger Massenware wechselt, für die Arbeiter/innen in Sweatshops einen grauenhaften Preis bezahlen. Sie kombiniert Orgien mit Opfern, Outlet-Stores mit Online-Shopping, Entwürfe von Weiblichkeit mit Männerphantasien, sie zeigt die Schnittstellen von Ökologie und Ökonomie, verknüpft antike Mythen, Kants Kritik der reinen Vernunft und Heideggers Begriff von Sein und Zeit mit modernem Körperkult, Selfie-Manie und der Sehnsucht nach dem perfekten Leben, dessen Uhr jedoch beständig tickt. Ewig kehrt das Gleiche wieder, nur seine Form verändert sich, und im scheinbar Trivialen stellt „Das Licht im Kasten“ die grundlegende Frage nach dem Wesen unserer nackten Existenz.
Elfriede Jelinek (*1946, aufgewachsen in Wien) erhielt bereits früh eine umfassende musikalische Ausbildung. 1960 begann sie am Wiener Konservatorium Klavier und Komposition zu studieren, nach der Matura 1964 Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Nach Abbruch des Studiums 1967 begann sie zu schreiben. Längst ist sie eine der bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautorinnen. 2004 wurde sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
Regisseur Johannes Ender wird mit dem Ensemble inhaltlich das Spannungsfeld Mode und Tod ausloten. Dabei interessiert ihn Jelineks Wucht der Sprache als körperlicher Ausdruck der Spielenden/Sprechenden. Das SPRECHEN MÜSSEN der Figuren trifft auf inszenierte Sprachlosigkeit. Eine spannungsvolle Auseinandersetzung mit der formalen Versuchsanordnung „Kleider machen Leute“.
Dauer: ca. 1 h 35 min / ohne Pause
Audioeinführung
von Friederike Bernau
Besetzung
Inszenierung
Johannes Ender
Ausstattung
Hannah Landes
Dramaturgie
Friederike Bernau
Mit
KS Britta Bayer
Nikola Jaritz-Rudle
Tim Oberließen
Gregor Schulz
Walter Sachers