Pralles Prager Panoptikum
»Der ihn [einen Stern] zum Leuchten bringt, ist Musiker und Regisseur: Sandy Lopicic. Das, was das Licht macht, ist ein Klassiker der Roman-Weltliteratur: »Das Schloss« von Franz Kafka. Die, die auf selten gesehene Weise glänzen, sind die Schauspielerinnen und Schauspieler, denen man in jeder Phase der dreistündigen Aufführung die Lust und das Vergnügen anmerkt, endlich wieder einmal befreit zu spielen, das heißt: sich verwandeln, sich Figuren anverwandeln zu können. Ganz am Rand sitzen drei Musiker: Matthias Loibner und Die Strottern. Ganz leise, ganz wunderbar unterlegen sie die Aufführung mit einem hinreißend gewobenen Klangteppich aus wie absichtslos hingeworfenen und dennoch auf das Präziseste »komponierten« Mustern. Aus dem Hintergrund machen sie das Zentrum, ohne sich selbst auszustellen: schlichtweg großartig. Ohne diese Musik würde die Aufführung so nicht funktionieren. Durch die Musik wird sie erst Ereignis, weil Sandy Lopicic keinen Roman dramatisiert, sondern im Roman Urformen des Theatralischen aufgespürt hat: Erzählungen, Bilder, Melodie und Rhythmus. Daraus formt er einen eigenen Klang. (…) Die Dorfgemeinschaft wird mehr und mehr zur Chimäre, und je mehr K.’s Leben sich in die Sozietät verstrickt, desto einsamer, unwirklicher wird es um ihn. Gero Nievelstein spielt das mit einer beklemmenden Sachlichkeit als Rädchen in einem sinnlosen Getriebe, scharf, punktgenau. Was sich um ihn herum tut und gruppiert, ist ein Figurenpanoptikum von absonderlichem Fantasiereichtum.«