»Mit Wagners »Fliegendem Holländer« beendete das Salzburger Landestheater die umstrittene Spielpause im Großen Festspielhaus und beeindruckt mit einer nahezu festspielwürdigen Gesamtleistung. Ivor Bolton dirigiert zum ersten Mal eine Wagner-Oper. Stark und wesentlich ist auch das Stichwort für die musikalische Deutung der frühen Wagner-Oper: Was Ivor Bolton und das hochmotivierte Mozarteum-Orchester gestalten, liegt fern ab von oft gehörtem Wagner-Schwulst. Da hat feine Durchsichtigkeit ebenso Raum wie übermütige Folklore, schwelgende Walzerklänge und hochdramatische Emotionalität stehen nebeneinander, vital, energiegeladen, sensibel. Das Bild des Sturmes, der peitschenden Wellen entsteht musikalisch plastisch und mit herrlicher Präzision: Bilder als Themen, auch im Orchestergraben. Wie Bolton mit den Pausen, mit dem Atem umgeht, voller Spannung und dramaturgisch so klug, ist gelegentlich zum Atemanhalten oder Gänsehautkriegen, ebenso versteht er es mit ausgefeiltester Dynamik Stimmungen und emotionale Zustände fühlbarer zu machen - und o Wunder, auch ein Wagner-Sänger kann, so begleitet, im Großen Festspielhaus ein berührend schönes Pianissimo singen.
Marcus Jupither wird zum rastlosen Seefahrer: eine gewaltige Persönlichkeit, dieser Holländer, und eine herrliche Stimme: kultiviert und kraftvoll, farbenreich, textdeutlich, kein Stemmen, keine hörbaren Schwächen. Eine Glanzbesetzung, die auch darstellerisch überzeugt.
Präsent, präzis und beweglich wächst der Chor des Landestheaters (Ltg. Stefan Müller) über sich hinaus, von der Regie auch spielerisch sehr differenziert geführt, tragen sowohl die Herren als auch die Damen zum musikalisch-theatralischem Bilderbogen wesentlich bei. Die Begegnungsszene zwischen Matrosenchor und Geisterchor beispielsweise gelangt zu selten gehörter Dichte und Intensität. Das wächst ins Unheimliche und wirkt nicht mehr nur schön harmlos gruselig.«