Der Talisman
Johann Nestroy
Posse mit Gesang in drei Akten / Musik von Christian Auer
Inhalt
Eine rotleuchtende Lichtgestalt – das ist Nestroys Titus Feuerfuchs, der die Gesellschaft schnell durchschaut und nach unerwartetem Aufstieg und erwartungsgemäß rasantem Abstieg selbst für sein Lebensglück sorgt.
Dazugehören, Karriere machen, davon träumt auch der Vagabund Titus Feuerfuchs – doch, nomen est omen, wegen seiner roten Haare wird er privat wie beruflich zum Außenseiter gestempelt. Der rothaarigen Gänsehirtin Salome geht es ähnlich, aber ihr Interesse an ihm spürt Titus nicht, zu sehr ist er mit dem Wunsch, aufzusteigen beschäftigt. Und dann nimmt sein Leben eine plötzliche Wende: Er bewahrt den eitlen Friseur Marquis vor einem Unfall und erhält zum Dank von ihm eine schwarze Perücke. Mit neuer Haarfarbe wird er zum Objekt der Begierde von drei konkurrierenden Witwen und macht im Schloss rasant Karriere, indem er fortan immer wieder chamäleonartig die Persönlichkeit wie die Perücke wechselt. Doch erst als Titus auf seinen Talisman verzichtet, findet er schließlich sein Glück. „Der Talisman“ ist eine schillernd-schwerelose Geschichte des Scheins und des Seins. Noch mehr als die verschiedenen „Zauberperücken“ sind es der manipulative Charme und das „Fey’rtagsgwandl“ seiner Wortkunst, die Titus zum sozialen Aufstieg verhelfen.
Mit seiner hochmusikalischen Posse übt Nestroy, der „erste deutsche Satiriker“ (Karl Kraus), augenzwinkernd zeitlose Zeitkritik, gegen einen damals wie heute weit verbreiteten Opportunismus, gegen Geldgier und die Diskriminierung von Minderheiten – und erzählt davon, wie lächerlich zufällig der Weg zu Glück oder Unglück bisweilen sein kann.
Die Rolle des Titus Feuerfuchs hat sich Nestroy (1801–1862) auf den Leib geschrieben: Bei der Uraufführung seiner Posse „Der Talisman“ 1840 spielte er selbst den rothaarigen Außenseiter, dem mithilfe von Perücken ein Aufstieg in die sogenannten höheren Kreise gelingt. Doch bald schon wird der kluge und komisch begabte Feuerfuchs entlarvt, und sein glücklicher Coup droht zum Trauerspiel zu werden.
Der Musiker, Komponist, Pianist und Musiktheatermacher Christian Auer komponiert die Musik für die Salzburger Fassung des „Talisman“. Bernd Liepold-Mosser arbeitet als Autor und Regisseur für Theater, Film und Fernsehen. Er lehrt an der Universität Klagenfurt und künstlerischer Leiter des Klagenfurt Festivals. Seine Regiearbeiten wurden mehrfach für den Nestroypreis nominiert.
Dauer: 2 Stunden / 20 Minuten inkl. einer Pause
Pressestimmen
"So bunt hat man den 'Talisman' noch nie gesehen. Doch Regisseur Bernd Liepold-Mosser nimmt Nestroys Text erfreulich genau, die wenigen Adaptionen passen. [...] Wollten wir die Salome Pockerl nicht immer schon als Riot Girl erleben? Lisa Fertner schafft auch das, sonst ist sie eine auf schlaue Weise herzige Salome. Man versteht Titus, wenn er sich schließlich für sie entscheidet, nach diversen Umfärbungen, die Maximilian Paier genauso wendig absolviert wie die akrobatische Übung, mit vier weiteren Frauen unterschiedlichen Standes abwechselnd zu kokettieren. Alle anderen Rollen sind über alle Klassengrenzen hinweg exzellent komödiantisch besetzt."
"Im Salzburger Landestheater gelingt ein moderner 'Talisman' als bunte Revue. Von Falco bis Punk – die Musik wird im Stück zum Trumpf."
"Eine ausgesprochen beschwingte Zwei-Stunden-Revue über dumme, dreiste und durchtriebene Zeitgenossen, die zwischen Perücke und Hirn schon lange nicht mehr unterscheiden. [...] Im Salzburger Landestheater steuerten Christian Auer und Bernd Liepold-Mosser neue Couplets bei, mal sehnsuchtsvolle, mal rockige, mal g’scherte: 'No work, no fear, stehe ich hier', heißt es da, oder auch: 'Sorry es geht doch nicht um die Frisur'. Mit diesen skurrilen Botschaften wird Nestroy absolut zeitgemäß, wie eine Dreigroschenoper auf Gras."
"Das Landestheater findet in der Inszenierung von Bernd Liepold-Mosser und in der Ausstattung Aurel Lenferts einen äußerst beeindruckenden Weg, dem Klassiker des Vormärz einerseits zu entsprechen, andererseits aber eine recht eigenständige und frische Bühnenpräsenz zu entwickeln. [...] Die Pointen sitzen, die Handlung strömt im Wortschwall."
Audioeinführung
von Friederike Bernau
Besetzung
Inszenierung
Bernd Liepold-Mosser
Bühne und Kostüme
Aurel Lenfert
Musik
Christian Auer
Dramaturgie
Friederike Bernau
Titus Feuerfuchs
Maximilian Paier
Frau von Cypressenburg, Witwe
Tina Eberhardt
Emma, ihre Tochter
Sofia Payet
Constantia, ihre Kammerfrau, ebenfalls Witwe
Patricia Aulitzky
Flora Baumscher, Gärtnerin, ebenfalls Witwe
KS Britta Bayer
Plutzerkern, Gärtnergehilfe
Georg Clementi
Monsieur Marquis, Friseur / Notarius Falk
Marco Dott
Spund, ein Bierversilberer / Herr von Platt
Axel Meinhardt
Salome Pockerl, Gänsehüterin Lisa Fertner