Die Dreigroschenoper
Schauspiel von Bertolt Brecht
Inhalt
Der Bettlerkönig Peachum macht erfolgreiche Geschäfte mit dem Mitleid. Er stattet seine Mitarbeiter als Krüppel aus, damit die Bürger sich von ihrem schlechten Gewissen freikaufen. Der Verbrecherkönig Macheath, genannt Mackie Messer, und seine Mitarbeiter ziehen es vor, die Reichen der Stadt ungefragt um ihren Besitz zu erleichtern. Das Streitobjekt der beiden »Geschäftsleute« ist Peachums Tochter Polly. Als Peachum von der heimlichen Hochzeit seiner Tochter mit Maceath erfährt, hetzt er ihm den Polizeikommissar Brown auf den Hals. Und nun wird es selbst für einen Verbrecherkönig mit erstklassigen Kontakten eng, sich zu befreien.
Als typisches Stück der Weimarer Republik wirken die Melodien Kurt Weills und die Texte Bert Brechts mit ihrem spröden Charme seit der Uraufführung bis heute.
John Gays und John Christopher Pepuschs 1728 entstandene »Bettleroper» bildet die Vorlage für Brechts »Dreigroschenoper«. Die im Bettlermilieu spielende Satire war bereits bei ihrer Erstaufführung in London Stadtgespräch und brach bei ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1920 mit fast 1500 Aufführungen alle Rekorde. Auch Brechts Version, die sich im Laufe der Arbeit immer weiter von der englischen Vorlage entfernte, wurde zum größten Theatererfolg der zwanziger Jahre. Und bis heute ist Macheaths Frage, was denn schon der Einbruch in eine Bank im Vergleich zur Gründung einer Bank sei, von zeitloser Aktualität.
Bertolt Brecht war gerade 30 Jahre alt und arbeitete seit vier Jahren als Dramaturg in Berlin, als er mit der »Dreigroschenoper» in nur drei Wochen eines der bekanntesten Bühnenstücke des 20. Jahrhunderts schrieb. In diesem Werk vereinen sich Brechts Anspruch, politische Verhältnisse auf der Bühne zu spiegeln und der von ihm geforderte Unterhaltungswert von Theater nahezu perfekt. Keinen geringen Anteil daran trägt natürlich Kurt Weills Musik, mit ihren schrägen und doch einprägsamen Melodien wie beispielsweise der »Moritat von Mackie Messer«.
Dauer: ca. 3 h \ eine Pause
Pressestimmen
»Eine Dreigroschenoper mit Augenzwinkern. Im Salzburger Landestheater überrascht man mit einer überaus humorvollen Produktion.«
»Allzweckwaffe Sascha Oskar Weis schlüpft unter der Regie von Stephanie Mohr in die Rolle des Mackie Messer, der mit der Eroberung von Polly (Bettina Mönch), der Tochter des Bettelmafia-Capos Peachum (Walter Sachers), seinen Niedergang einleitet. So sauber er selbst gekleidet ist, so dreckig ist die Welt, in der er sich bewegt.«
»Walter Sachers ist ein überzeugender Peachum, zynisch und doch nicht ganz ohne einen gewissen Charme. Britta Bayer als seine Frau Celia führt ein strenges Regiment, ihre Stimme passt besonders gut zu den Liedern von Kurt Weill – nicht zu lieblich, aber auch nicht zu »grell«. Bettina Mönch als Polly Peachum wandelt sich von der hingebungsvollen, frisch verliebten jungen Frau zur gerissenen Anführerin der Gängsterplatte […]. Sascha Oskar Weis ist ein eleganter Macheath, der ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen geht und sowohl seine Kumpel, wie auch seine verflossenen und aktuellen Geliebten opfert, wenn es ihm nur nützt – schauspielerisch und gesanglich ein Vergnügen. Ein besonderes Highlight ist Franziska Becker als Spelunkenjenny, auch Christoph Wieschke (Captain Brown) und Elisabeth Halikiopoulos als Lucy überzeugen.«
»In Salzburg hat Stephanie Mohr den Theaterklassiker aus einem Londoner Armenviertel in Szene gesetzt. Sie hat durchaus flotte Unterhaltung produziert und ist dabei alles in allem recht sauber und artig geblieben. […] Einzig Walter Sachers als Bettler-König Jonathan Peachum bringt eine Portion raffinierter Verschlagenheit auf die Bühne, und Britta Bayer als dessen Ehefrau Celia punktet mit Witz und gutem Rhytmusgefühl.«
»S. Mohr und ihrem kreativen Team ist mit einfachen und umso wirkungsvolleren Mitteln eine ausgezeichnete Inszenierung der Brecht’schen »Dreigroschenoper« gelungen, die eigentlich weder Oper, noch Operette oder Musical ist. Aber wenn denn das Publikum danach lechzt und sich an den Musikstücken ergötzt, so scheint man sich überlegt zu haben, dann kann auch darauf aufgebaut werden. Bekannte Musicalnamen verleihen dem Stück den Feinschliff, das gemeinsam mit dem fabelhaft musizierenden Mozarteum Orchester herrlich entstellte Töne präsentiert und einen Jahrmarkt der Klang-Kuriositäten eröffnet. […] Besonders glänzen an diesem Abend die Damen, die die Herren mitunter etwas blass aussehen lassen. Bettina Mönch ist eine dieser Größen, die ihrer Figur Polly Peachum ihre gewohnte grandiose Naivität angedeihen lässt. […] Ziemlich angetrunken, taumelt sie [Franziska Becker] benebelt über die Bühne und haucht mit tiefer, ja geradezu rauchig-anzüglicher Stimme, die von einer verlebten Existenz kündet, den "Salomon Song" in das Mikrophon, nur um sich kurz darauf wieder zu ungeahnt klaren Höhen aufzuschwingen. Selbst wenn sich längst wieder eine andere Figur im Scheinwerferlicht befindet, verharrt F. Becker in diesem angeschlagenen Zustand und mimt die resignierte Prostituierte mit Bravour. Britta Bayer blüht ebenfalls förmlich in ihrer abgebrühten, harten Rolle als Celia Peachum auf. Sie hat das Böse inhaliert und frönt mit sichtlichem Genuss den derben Tönen des Schauspiels, wenn sie ihre Tochter immer wieder zur Räson zu bringen versucht. […] Das Publikum antwortet mit hörbarem Beifall und Jubel auf eine äußerst gelungene Inszenierung der berühmten »Dreigroschenoper«.«
»Schauspielerisch und gesanglich wickelt er [Sascha Oskar Weis Anm.] nicht nur das Publikum um den Finger, sondern auch Polly Peachum, gespielt von Bettina Mönch. Diese wandelt sich im Verlauf der Geschichte von einer liebreizenden, frisch verliebten jungen Dame zur gerissenen Anführerin von Macheaths Bande. Mit viel Kraft in der Stimme zeigt sie sowohl bei den Liedern als auch bei den Schauspielszenen ihr beeindruckendes Können. Mit Walter Sachers und Britta Bayer ist das Ehepaar Peachum perfekt besetzt. Raffiniert, verschlagen spielen beide die Rollen der Anführer des Bettelwesens sehr überzeugend. […] Franziska Becker als Spelunkenjenny und Elisabeth Halikiopoulos als Lucy bzw. Dolly begeistern mit wunderbaren Gesangsstimmen, die sie passend zu den dargestellten Rollen hier und da kratzig oder schrill klingen lassen, um den Figuren noch mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen. […] Stephanie Mohr inszeniert eine stimmige, topbesetzte »Dreigroschenoper«. Theater zum Nachdenken, zynisch und charmant mit einem Hauch von Brutalität und einem etwas überraschenden Ende erwartet den Zuschauer im Landestheater Salzburg.«
Besetzung
Inszenierung
Stephanie Mohr
Musikalische Leitung
Stefan Müller
Ausstattung
Miriam Busch
Dramaturgie
Maren Zimmermann
Jonathan Jeremiah Peachum \ Robert \ Bettler
Walter Sachers
Frau Peachum \ Ede \ Bettlerin
KS Britta Bayer
Polly Peachum \ Molly
Bettina Mönch
Macheath
Sascha Oskar Weis †
Tiger-Brown \ Bettler
Christoph Wieschke
Lucy \ Dolly
Elisabeth Halikiopoulos
Spelunkenjenny \ Bettlerin
Franziska Becker
Moritatensänger \ Ansager \ Jimmy \ Smith
Axel Meinhardt
Filch \ Matthias \ Bettler 2 \ Vixen \ Konstabler 1
Paul Maresch
Suky Tawdry \ Ansagerin \ Bettlerin \ Walter
Claudia Carus
Jakob \ Bettler 1 \ Konstabler 2
Clemens Ansorg
Betty \ Bettlerin Eva Christine Just