Die Vermessung der Welt / ÖEA
Daniel Kehlmann
Inhalt
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts machen sich zwei junge Deutsche an die Vermessung der Welt. Der eine, Alexander von Humboldt, kämpft sich durch Urwald und Steppe, befährt den Orinoko, kostet Gifte, zählt Kopfläuse, kriecht in Erdlöcher, besteigt Vulkane und begegnet Seeungeheuern und Menschenfressern. Der andere, der Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauss, der sein Leben nicht ohne Frauen verbringen kann und doch in der Hochzeitsnacht aus dem Bett springt, um eine Formel zu notieren – er beweist, daheim geblieben in Göttingen, dass der Raum sich krümmt. Alt, berühmt und ein wenig sonderbar geworden, treffen sich die beiden großen Entdecker 1828 in Berlin. Doch kaum steigt Gauss aus seiner Kutsche, verstricken sie sich in die politischen Wirren Deutschlands nach dem Sturz Napoleons.
Mit Phantasie und viel Humor beschreibt Daniel Kehlmann das Leben zweier Genies, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Gauss, der übellaunige, kränkelnde Misanthrop, und Humboldt, ein Abenteurer erster Güte. Er zeigt ihre Sehnsüchte und Schwächen, ihre Gratwanderung zwischen Einsamkeit und Liebe, Lächerlichkeit und Größe, Scheitern und Erfolg – ein philosophisches Abenteuer von seltener Kraft und Brillanz, das sich seit dem Erscheinen des Romans 2005 millionenfach verkauft hat.
2008 schuf Dirk Engler für das Staatstheater Braunschweig die Bühnenadaption, die seither die deutschsprachigen Theater erobert. Englers Fassung präsentiert den Stoff in einem »fast angelsächsisch zurückhaltenden Realismus. Anders gesagt: mit verblüffend großem, spaßigem Wiedererkennungswert für alle begeisterten Leser des Romans.« (Der Spiegel) Regisseurin Sarah Kohrs stellt mit ihrer Inszenierung des Stückes »Die Vermessung der Welt« ihre erste Arbeit am Salzburger Landestheater vor.
Dauer: ca. 2h 40 min \ eine Pause
Besetzung
Inszenierung
Sarah Kohrs
Ausstattung
Stefan Mayer
Dramaturgie
Friederike Bernau
Humboldt
Christoph Wieschke
Gauß
Marco Dott
Carlos / Wilhelm / Büttner / Lampe / Bärtiger / Bonpland 3 / Polizist
Vilmar Bieri
Bonpland / Eugen / Forster
Paul Maresch
Goethe / Wahrsager / Vogt / Herzog / Ohe / Sekretär / Krokodil
Walter Sachers
Diener / Johanna / Chica / Nutte / Kant / Medium / Übersetzer / Bonpland 2 Claudia Carus
Pressestimmen
»Dass sich Kehlmanns Bestseller mit seinen rasch wechselnden Szenen durchaus für die Bühne eignet, bewies am Freitagabend die österreichische Erstaufführung im Salzburger Landestheater. […] Mit Christoph Wieschke als entdeckungsfreudiger Frohnatur und Marco Dott als soziophobem Stubenhocker sind die beiden Zentralfiguren treffsicher besetzt. Der Rest des Ensembles (Vilmar Bieri, Walter Sachers, Claudia Carus) alterniert in Nebenrollen, der junge Paul Maresch verkörpert die Sekundanten Bonpland und Eugen und vermag hier durchaus Akzente zu setzen.«
»Es gibt amüsante Momente: Wenn der wehleidig weltferne Gauß die »Osterformel« für 2015 kompliziert berechnet und der 36. März herauskommt (Hut ab, Herr Marco Dott, die Formel muss man sich erst einmal merken können), oder der begnadete »Fürst der Mathematik« seine Hochzeitsnacht interruptiv beendet, um eine Formel zu notieren.«
»Viel zum Premierenapplaus beigetragen haben die Regie von Sarah Kohrs und die Ausstattung von Stefan Mayer. Die beiden haben eine klare, schnörkellose Arbeit vorgelegt, in der die Sprünge über die Zeit und die Kontinente niemals unübersichtlich wurden, auch wenn die Szenen parallel liefen oder einander Schlag auf Schlag abwechselten. Kohrs ließ ein paar Witzchen gelten und ordnete die Kraft der Spieler. Und Bühnenbildner Mayer nutzte die Tiefe des Raums, setzte die Drehbühne oft und sinnvoll ein und konzentrierte sich auf wenige, dafür starke Requisiten, mit denen die Welt nicht naturalistisch ausgemalt (was hätte scheitern müssen), sondern augenzwinkernd symbolisiert wurden.«
»Christoph Wieschke überzeugt als vitaler, optimistischer Forscher, der vor schmerzhaften Selbstversuchen nicht zurückschreckt. Marco Dott hingegen grantelt als von Zahlen besessener Gauß vor sich hin. Bewundernswert Claudia Carus als seine erste Ehefrau Johanna, die sich auf eine Hochzeit mit ihm einlässt, obwohl er kaum Gefühle zeigt und blind ist für Dinge, die sonst jeder sieht. In Sarah Kohrs‹ Inszenierung dürfen neben Carus auch Vilmar Bieri, Paul Maresch und Walter Sachers ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen.«