Die heftig umjubelte Premiere von Mozarts „Giovanni“
„Nein, er gibt hier nicht den tollwütigen Weiberjäger und auch nicht den Todessüchtigen, der mit schnellem Sex um sein Leben ringt. In der triumphalen, frenetisch bejubelten ‚Don Giovanni‘-Premiere am Salzburger Landestheater ist er ein leicht schmieriger und schleimiger Vorstadt-Strizzi. Unbedingt: Besuchsbefehl!“
Don Giovanni
Wolfgang Amadeus Mozart
Dramma giocoso in zwei Akten / Libretto von Lorenzo da Ponte / In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Inhalt
Am Beginn steht ein Mord – Wolfgang Amadeus Mozart eröffnet seine Oper mit einem Paukenschlag, zugleich ein genialer Anstoß für die Handlung rund um eine erotische Ausnahmefigur: Don Giovanni. Er verführt, er vereinnahmt, er nimmt in Besitz – keine Frau kann sich Don Giovanni entziehen, dessen einziges Bestreben darin besteht, die augenblickliche Begierde zu befriedigen. Dieser Mann lebt nur im Hier und Jetzt. Und will er eine Frau für sich gewinnen, ist ihm jedes Mittel recht. Gerade die Faszination eines völlig ungebundenen Eros macht „Don Giovanni“ bis in die heutige Zeit hinein so anziehend.
Dauer: 3 h 20 min / eine Pause
3 TAGE MOZART
Zweimal gibt es die außergewöhnliche Gelegenheit, den gesamten Mozart-Da Ponte-Zyklus – Così fan tutte, Le nozze di Figaro und Don Giovanni – an drei aufeinanderfolgenden Tagen in Mozarts Heimatstadt zu erleben.
Gesamttickets für den Zyklus von 17. bis 19. Mai oder 31. Mai bis 2. Juni sind mit oder ohne Buchung von Gastronomie und Hotelpackages erhältlich unter +43 (0)662 / 87 15 12-222; service@salzburger-landestheater.at oder im Onlineshop.
Pressestimmen
„Schräger Trip in der adretten Provinz. Salzburger Landestheater zeigt einen ungewöhnlichen, aber erstaunlich schlüssigen ‚Don Giovanni‘.
Der junge römische Regisseur Jacopo Spirei, den das Salzburger Landestheater für die Neuinszenierung von Mozarts ‚Don Giovanni‘ verpflichtete, kümmert sich nicht um irgendeinen Mythos, um große, gewagte, gewaltige Gefühle, um scharf abgegrenzte Standesunterschiede zwischen Bürger, Bauer, Edelmann. Das nimmt der ‚Oper aller Opern‘, die am Freitag ihre positiv aufgenommene Premiere hatte, zwar gehörig alle archaischen Dimensionen, ebnet alle Tiefenschichten ein. Andererseits macht die Aufführung aber einen jungen, lebendigen Eindruck durch ihre konsequente Erzählhaltung, sodass sie klar nachvollziehbar und erfrischend real wirkt. [...] Statt pompösem aristokratischem Fest gibt es eine schräge Halloween-Party, statt elementarer Höllenfahrt einen Lemurenspuk wie in einem schlechten. [...] Dazu hat Salzburgs Musikdirektor Leo Hussain sich für eine flotte Mozart-Lesart entschieden. [...] Das Ensemble scheint so spielwütig wie singhungrig zu sein, jedenfalls liefern Simon Schnorr (Giovanni) und Marcell Bakonyi (Leporello), Julianne Borg (Elvira), Karolina Plicková (Zerlina) und Hubert Wild (Masetto) scharfe Rollenprofile mit markanten sängerischen Leistungen. Anita Watson, als Donna Anna neu am Haus, überzeugt, weil sie mit differenziertem Timbre natürlich und nicht überdramatisch agiert. John Zuckerman als Ottavio ist auch mit seiner kleinen, hellen Stimme der rechte Spießer, und Johannes Wiedecke gibt als Komtur eine imposante Leiche ab. Spielfreudig und vokalstark ist auch der Chor.“
„Originelle Inszenierung am Salzburger Landestheater. Don Giovanni wütet in US-Vorstadt. Fernsehen und Popkultur vermischt mit Mozart – ein besonders kurzweiliger Abend. [...] Moderne Inszenierungen verstören oft mehr, als sie den Stoff aktualisieren. Regisseur Jacopo Spirei lieferte aber eine durch und durch stimmige Interpretation ab, die zeigt, dass der Klassiker noch immer ‚fetzt‘. [...] Leo Hussain gab mit dem Mozarteum-Orchester Mozarts Musik so, wie sie sein sollte: flott, gefühlvoll und nuancenreich. Simon Schnorr als diabolisch geiler Schürzenjäger und Marcell Bakonyi als Leporello erhielten zu Recht viel Applaus. [...] Fazit: ein gelungener Opernabend für das Landestheater.“
„Dieser Don Giovanni spielt in der Gegenwart (Inszenierung Jacopo Spirei). Don Giovanni (Simon Schnorr, wunderbar flotter Bariton) und sein Diener Leporello (Marcell Bakonyi, stimmgewaltiger Bass) sind ‚cool‘ gekleidet, in Jeans und Kapuzenshirt. Das Bühnenbild zeigt uns pastellfarbig bemalte Holzhäuser mit hübschen Veranden und kleinen Vorgärten. [...] Diese Inszenierung ist sehr flott, es wird einem keine Minute langweilig. Das sehr junge Sängerensemble ist hervorragend, zusammen mit der musikalischen Leistung des Mozarteumorchesters (Leitung Leo Hussain) ein wahrer Ohrenschmaus. Absolut sehenswert!“
„Die Mozart-Oper entstand 1787. Und Regisseur Jacopo Spirei hat versucht, den Opernklassiker aus der Mottenkiste in die Gegenwart zu holen. Das Stück wird dadurch greifbarer und möglicherweise auch für ein jüngeres Publikum attraktiver. Der Musik Mozarts hat das keinen Abbruch getan – zumindest das Premieren-Publikum hat diesen ‚Don Giovanni‘ sehr beklatscht.“
„Musikalisch ist der neue Don Giovanni im Landestheater ein Schmuckstück. Das junge Ensemble liefert hervorragende Leistungen, verleiht allen Rollen – nicht Profil, das verbietet die Regie – aber unverwechselbaren Klang, singt technisch souverän, klangfarben- und nuancenreich. [...] Das Mozarteumorchester brilliert unter der Leitung von Leo Hussain, mit einer geradezu wundersam transparenten Wiedergabe: dynamisch, aber nicht überhastet in den Tempi, mit viel Klangraum zur Entfaltung auch kleiner Motive etwa in den Holzbläsern. Kompakt, beinahe kammermusikalisch wirkte der Klang, um dann immer zur großen Linie aufzublühen: ein ideales Fundament für die Sänger. Und wie musikalisch und präzise war nicht das Geschehen auf der Bühne ausgerichtet auf die Musik: Das fiel in zahlreichen kleinen und kleinsten Gesten auf, die geradezu spielerisch mit dem Continuo-Hammerklavier zu flirten schienen. Ein Genuss.“
„Simon Schnorr war als Don Giovanni ein faszinierender Spielverderber – unfair, zynisch, skrupellos. Mit seiner verschmierten Clownsmaske und seiner oft absichtlich fahlen, eisigen Stimme war er die perfekte Horrorgestalt. Eine starke schauspielerische Leistung. […] Der Litauer Raimundas Juzuitis war in Jeans und Karohemd ein großartiger All-American-Boy als Bräutigam Mazetto, Hannah Bradbury eine putzmuntere Cowgirl-Braut als Zerlina. Der Chor hatte sichtlich Spaß am Halloween-Spuk. […] So war es ein absolut mehrheitsfähiger, unterhaltsamer, zeitgemäßer Mozart-Abend.“
„Diese charmante und durchwegs charismatische Inszenierung von 2011 hat man nun wieder aufgenommen. Abermals mit Simon Schnorr als Don Giovanni, aber sonst in komplett neuer Sängerbesetzung. Adrian Kelly dirigiert und macht aus einer Gruppe aus in Einzelnen gar nicht so außergewöhnlichen Stimmen ein mehr als überzeugendes Ganzes, mit präzis gearbeiteten Ensembles und überzeugender Musik-Dramaturgie in Tempi und Gewichtung. […] Viel kammermusikalisches Raffinement kommt vom Mozarteumorchester, in einem insgesamt kernig gefassten, aber eben lichten und durchhörbaren Klangbild. Das wirkt genau passend dimensioniert fürs kleine Landestheater, das sich wieder einmal als wahres ‚Haus für Mozart‘ in ein gutes Licht rückt. Diesen ‚Don Giovanni‘ kann man herzeigen und hören lassen.“
Besetzung
Musikalische Leitung
Adrian Kelly
Cover-Dirigent
N. N.
Inszenierung
Jacopo Spirei
Ausstattung
Bettina Richter
Dramaturgie
Katrin König
Sherin Sorour
Musikal. Einstudierung
Wolfgang Götz
Choreinstudierung
Stefan Müller
Korrepetition
Eunjung Lee
Iwan Davies
Regieassistenz/Abendspielleitung
Matthias Kreinz
Inspizienz
Nicole Steiner
Übertitel
Katharina Böhme
Sprachcoach
Chiara Gerini
Orchester
Mozarteumorchester Salzburg
Don Giovanni
George Humphreys
Il Commendatore
Michael Schober
Donna Anna
Shelley Jackson
Don Ottavio
Gustavo Quaresma
Donna Elvira
Hailey Clark
Leporello
Raimundas Juzuitis
Masetto
Jacob Scharfman
Zerlina Katie Coventry
Audioeinführung
von Sherin Sorour