Emilie
Oper von Kaija Saariaho
Inhalt
Die Oper »Emilie« zeichnet ein sensibles Psychogramm der französischen Physikerin, Philosophin und Anhängerin der frühen Aufklärung Émilie du Châtelet (1706-1749). Émilie entschied sich in der männerdominierten Welt des 18. Jahrhunderts für einen völlig neuen Lebensentwurf: Sie gilt als erste Frau, der es gelang, eine internationale wissenschaftliche Reputation aufzubauen. Immanuel Kant schrieb über die Aufklärerin, »der Vorzug des Verstandes und der Wissenschaft» setze sie »über alle übrigen ihres Geschlechtes und auch über einen großen Theil des anderen hinweg«.
Émilie du Châtelet ist schwanger von ihrem jungen Liebhaber, dem Dichter Saint-Lambert, und erwartet jeden Tag ihre Niederkunft. Sie schreibt ihm einen Brief voller Reflexion und Vorahnung. Einen Tag zuvor hat sie ihre Übersetzung von Newtons »Philosophiae Naturalis Principia Mathematica« fertig gestellt. In vier Tagen wird sie einer Tochter das Leben schenken und in neun Tagen ihr eigenes verlieren. Sie denkt sowohl an die leidenschaftlichen Nächte mit Saint-Lambert und Voltaire, ihrer großen Liebe, als auch an das Ende ihrer Liebe und den Tod. Welche Spuren hat sie hinterlassen? Was wird von ihr in Erinnerung bleiben?
»Emilie« ist die dritte Oper Kaija Saariahos und als musikalischer Monolog in neun Szenen angelegt. Bereits im Jahr 2000 wurde ihr erstes Bühnenwerk »L'amour de loin« bei den Salzburger Festspielen zur gefeierten Sensation. Saariaho zählt zu einer prominenten Gruppe von finnischen Komponisten und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, wie dem Prix Italia, dem Ars Electronica Prize und dem Musikpreis des Nordischen Rates. Sie verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit ihrem Librettisten Amin Maalouf, einem französischen Schriftsteller libanesischer Herkunft.
Agnessa Nefjodov erarbeitete mit Eva Musil in Salzburg bereits »Fräulein Julie» und zeigte mit der Uraufführung der Oper »18 Tage.....» gemeinsam mit ihrer Ausstatterin einen eindrucksvollen Einstieg ins Musiktheater.
Dauer: ca 70 min \ keine Pause
Besetzung
Musikalische Leitung
Leo Hussain
Inszenierung
Agnessa Nefjodov
Ausstattung
Eva Musil
Dramaturgie
Andreas Gergen
Emilie Allison Cook
Pressestimmen
»Allison Cook zeigt bei der österreichischen Erstaufführung im Salzburger Landestheater eineinviertel Stunden lang in allen stimmlichen und darstellerischen Schichten einen packenden, bewegenden Charakter. Von zarter Verinnerlichung bis zum dramatischen Ausbruch, vom Sprechen bis zur großen ariosen Geste steht der Mezzosopranistin eine breite Palette an singdarstellerischem Potenzial zur Verfügung, das in jedem Moment präsent gemacht ist. Der Intensität dieser Charakterstudie sichert das fantastisch motivierte Mozarteumorchester mehr als nur eine klangkoloristische Basis. […] Die zurückhaltende und doch jederzeit dezidierte Regie von Agnessa Nefjodow konzentriert sich auf eine präzise Personenführung, die die Spannung von Denken und Fühlen subtil und genau aufdeckt.«
»Es ist schon ein Kunststück, eine Oper ohne eigentliche Handlung wirkungsvoll zu inszenieren. Bei der österreichischen Erstaufführung der Oper »Emilie« von Kaija Saariaho am Salzburger Landestheater gelingt es Agnessa Nefjodov, dieses Einpersonenstück über die französische Physikerin und Philosophin Émilie du Châtelet trotzdem eindrucksvoll umzusetzen. […] Die schottische Mezzosopranistin Allison Cook bewältigt die Anforderungen ihrer Gesangspartie mit Bravour, trotz der extremen Intervalle und des riesigen Umfangs.«
»Allison Cook bewältigt die Aufgabe, rund 70 Minuten lang allein auf der Landestheater-Bühne zu agieren, auf beeindruckende Weise. Die Mezzo-Sopranistin bewegt sich auf dem multifunktionalen, zuweilen von innen leuchtenden Holzberg (Ausstattung: Eva Musil) gekonnt durch Herzschmerz und Todesangst, zeichnet ein vielschichtiges Lebensbild einer genialen Künstlerin in einer so gar nicht frauenfreundlichen Epoche.«
»Die Wort- und Symbolspiele mit Weltkugel und Kugelbauch bzw. mit Erdanziehungskraft (Gravitation) und Schwangerschaft (Gravidität) sind vielleicht ein wenig schwer-sinnig ausgefallen. In Summe ist die Regie und Personenführung von Agnessa Nefjodov schnörkellos und geradlinig. Die Mezzosopranistin Allison Cook läßt die wechselnden Stimmungen ihrer Figur darstellerisch eindrücklich und stimmlich souverän spürbar werden. Angriffig und präzise in den aufgewühlten dramatischen, mit großer Linie in den verinnerlichten Szenen setzt sie die expressive Musik Kaija Saariahos um. Die Mitglieder des Mozarteumorchesters unter der Leitung von Leo Hussain unterstützen die Solistin in ihrem Monolog mit kammermusikalischer Transparenz und Präzision bei großer facettenreicher Klangsinnlichkeit.«
»Allison Cook fällt die beachtliche Aufgabe zu, rund 70 Minuten völlig allein auf der Bühne zu stehen. Die Mezzosopranistin löst das darstellerisch und sängerisch geradezu phänomenal. Sie bewältigt die extremen Anforderungen ihrer diffizilen Gesangspartie in überwiegend französischer, teils englischer Sprache mit Bravour, sei es bei den geforderten extremen Intervallen oder den beinahe unsingbaren Höhen und dem riesigen Umfang ihrer Rolle, die sie mit unglaublicher Reinheit und Differenziertheit zum Besten gibt.«