Eugen Onegin
Lyrische Szenen von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky
Inhalt
Wer hätte geahnt, dass eine der populärsten russischen Opern aller Zeiten um ein Haar gar nicht das Licht der Bühnenwelt erblickt hätte? Beinahe wäre nämlich Tschaikowskys nächstes Opernprojekt im Jahr 1877 ein »Othello« geworden. Doch nachdem ihn eine befreundete Sängerin auf Alexander Puschkins Versroman »Eugen Onegin« aufmerksam gemacht und der Komponist das damals überaus populäre Buch innerhalb kürzester Zeit geradezu verschlungen hatte, war die Entscheidung schnell gefallen.
Obwohl Tschaikowsky parallel dazu an seiner 4. Sinfonie arbeitete, absolvierte er die Komposition dieser »Lyrischen Szenen« nahezu in Rekordzeit. Bewusst hatte er sich dabei gegen die konventionelle Bezeichnung »Oper« ausgesprochen, da es ihm vor allem auf die nuancierte Zeichnung des Seelenlebens der auftretenden Charaktere ankam, die ihm gerade in Tatjanas großer Briefszene meisterlich gelang. Anders als in Puschkins Vorlage rückt diese Figur deutlich mehr ins Zentrum des Interesses. Auslöser der Geschehnisse bleibt jedoch auch bei Tschaikowsky Eugen Onegin selbst. Ein schneidiger, vom Leben übersättigter, melancholischer Adliger, der, der St. Petersburger Gesellschaft überdrüssig, auf dem Land nach Ablenkung und Abwechslung sucht. Durch seinen Freund Lenski lernt er dort die junge Tatjana kennen, die sich vom ersten Augenblick an hoffnungslos in den weltmännischen Außenseiter verliebt und sich ihre überbordenden Gefühle noch in derselben Nacht in einem leidenschaftlichen Brief von der Seele schreibt. Er jedoch weist sie kalt zurück, was für mehr als einen der Beteiligten tragische Konsequenzen nach sich zieht.
Dauer: ca. 3 h \ eine Pause
Pressestimmen
»Tschaikowsky machte aus der Vorlage von Alexander Puschkin eine Oper mit dem gern übersehenen Untertitel »Lyrische Szene« – gerade die sind aber schwer auf die Bühne zu bringen, ohne in den Kitsch abzugleiten. Umso verdienstvoller war die Arbeit des brasilianischen Regisseurs André Heller-Lopes am Landestheater Salzburg. Er und sein Ausstatter Karl-Heinz Steck schufen tatsächlich »Lyrische Szenen«, also poetische, seelenvolle Bilder, die nie schwülstig oder effekthascherisch wirkten. […] Dirigent Leo Hussain fand das richtige Verhältnis zu Tschaikowskys lyrischer Musik, die weder süßlich, noch ironisch interpretiert werden will, sondern mit ehrlich empfundener Begeisterung, die sich ruhig auch mal ins Pathos steigern darf. Schwulstfrei und aufrichtig serviert, ist russischer Weltschmerz immer in Kunstgenuss. Viel Beifall für eine so intelligente wie schwungvolle Eugen-Onegin-Interpretation.«
»Simon Schnorr hat für den Onegin das Gardemaß eines eleganten, hellen, biegsamen, dabei unaufdringlich gelösten Baritons, dem er die nötigen Bitterstoffe an Einsamkeit, Lebensüberdruss, Trauer und Gebrochenheit beifügen kann. Sergey Romanovsky bringt für Freund Lenski einen weich strömenden, auf dem Tom kolorierten Tenor von feiner Ausdruckskultur ein; seine Arie vor dem Duell ist ein solistisches Schmuckstück, das kleine aber entscheidende Duett mit Onegin der bewegendste vokale Moment der Aufführung. Für die von Anfang an verlorenen Lebensträume der Tatjana hat Zhala Ismailova einen immer wieder stark aufblühenden Sopran mit interessantem metallischem Kern. Ihre Schwester Olga zeigt bei Emily Righter schöne, lyrisch abschattierte Momente von verhaltener Lebenszugewandtheit. Sorgfältig besetzt sind auch die kleinen, aber heiklen Rollen der verwitweten Mutter (Frances Pappas) und der Nanja (Anna Maria Dur).«
»Pjotr Iljitsch Tschaikowskys hochromantische Puschkin-Vertonung »Eugen Onegin« ist ein Meisterwerk der Opernliteratur – zumal mit diesen Stimmen gesegnet wie im Landestheater. Ismailova erfüllt die Partie der Tatjana mit Leuchtkraft, intonationstechnischer Mühelosigkeit und hellem Soprantimbre. Die Briefszene im ersten Akt gerät zum dramatischen Meisterstück. Dazu Romanovsky als inbrünstiger Lenski, mit zarter, tenoraler Höhe und enormer Schattierungspalette. Simon Schnorr arbeitet aus der Titelfigur vor allem die darstellerischen Nuancen heraus, stimmlich ist die Ensemble-Fixkraft akkurat wie immer. Grandios auch, wie Anna Maria Dur die Rolle der Filipjanewa zum Blühen brachte. Das Mozarteumorchester […] entlockt Tschaikowskys Musik reichlich russische Seele, mit inniger Glut im Lyrischen und packender Dramatik in den Finalszenen.«
»Leo Hussain bringt mit dem hoch ambitionierten Mozarteumorchester die vielen Tänze, vom Volkstümlichen bis zu den stilisierten Tänzen der besseren Gesellschaft, pointiert und doch nicht selten mit hochpoetischem Einschlag rüber. Und die vielen melancholisch eingetrübten Lyrismen, die Moll-Nebel lässt er die Streicher im Bedarfsfall voluminös auskosten, ohne den Sängern quasi die »Wohnzimmer-Qualität« zu nehmen. Sie müssen nicht aufdrehen an diesem Abend. […] Der Chor (Stefan Müller) hat derzeit eine besonders gute Phase. Simon Schnorr ist ein Onegin mit Klasse: Ganz schlank artikuliert er, den Bonvivant hat er in der vokalen Färbung und Geschmeidigkeit des Registerausgleichs drauf, und optisch ist er sowieso auf die Herzensbrecher abonniert. Kein Zuviel, keine Manierismen. Da trifft er sich wieder mit dem Tenor Sergey Romanovsky, der gerade deshalb punkten kann, weil der Orchesterklang durchdringbar bleibt für die Sänger und er seinen Schmelz mühelos bis in exponierte Höhen fließen lassen kann.«
»Im Hinblick auf die Entfaltung des Seelenlebens der Charaktere hat Tschaikowsky eine nahezu berückend schöne Musik geschaffen. Dieses musikalische Flair gilt es bühnen- und rollenmäßig umzusetzen. Simon Schnorr legt die Rolle des Onegin sehr im Sinne dieser Vorgaben an. Stimmlich kann er wie auch Sergey Romanovsky als Dichter Lenski zu Zhala Ismailova aufschließen, die die Latte allerdings sehr hoch legt, indem sie das unerfahrene Mädchen gleichermaßen überzeugend verkörpert wie die reife und gesetzte Ehefrau des Fürsten. Emily Righter vermag mit ihrem mühelosen, wendigen Sopran in der Rolle der Olga zu begeistern […]. Der Mann, der da alles in altbewährter Weise zusammenhält – Sänger, Chor und Orchester – heißt Leo Hussain. Unter seinem Dirigierstab findet das Mozarteumorchester zu wunderschönen Klangfarben, die den lyrischen Szenen eine Untermalung geben, die die Akteure zu Hochform anspornt.«
»Wer Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Oper »Eugen Onegin« wirklich erleben will, sollte die Reise nach Salzburg nicht scheuen, denn dort ist dem Salzburger Landestheater unter seinem Musikdirektor Leo Hussain und in der Regie des jungen brasilianischen Regisseurs André Heller-Lopes ein wirklicher Glücksgriff gelungen!«
Besetzung
Musikalische Leitung
Leo Hussain
Dirigent
Leo Hussain
Adrian Kelly
Stefan Müller
Inszenierung
André Heller-Lopes
Bühne
Karl-Heinz Steck
André Heller-Lopes
Kostüme
Nicole von Graevenitz
Choreinstudierung
Stefan Müller
Choreographie
Alexander Korobko
Dramaturgie
Tobias Hell
Larina
Frances Pappas
Tatjana
Zhala Ismailova
Olga
Emily Righter
Filipjewna
Anna Maria Dur
Onegin
Simon Schnorr
Lenski
Sergey Romanovsky
Monsieur Triquet
Ks. Franz Supper
Fürst Gremin
Alexey Birkus
Saretzki
Rudolf Pscheidl
Hauptmann Roland Faust