Fidelio
Ludwig van Beethoven
Oper in zwei Aufzügen \ Libretto von Joseph Ferdinand von Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg Friedrich Treitschke
Inhalt
Ludwig van Beethovens einzige Oper, ein Aufruf zum Kampf gegen die Unterdrückung und ein flammendes Plädoyer für Freiheit und Humanität. Was auf den ersten Blick als harmloses Singspiel beginnt, schwingt sich schließlich auf zum existentiellen Drama, dessen eindringlicher Appell bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren hat. Als Mann verkleidet schleicht sich Leonore in jenes Gefängnis ein, in dem sie ihren seit über zwei Jahren vermissten Mann Florestan als politischen Häftling vermutet. Unter dem Namen Fidelio gewinnt sie hier nicht nur das Vertrauen des Kerkermeisters Rocco, sondern auch das Herz von dessen Tochter Marzelline. Als Rocco vom Gouverneur Pizarro den Auftrag erhält, einen unliebsamen Gefangenen still und heimlich aus dem Weg zu räumen, begleitet ihn Leonore. Ahnend und hoffend, dass es sich bei dem Namenlosen um ihren Gatten handeln könnte. Doch schon bevor das Rätsel um dessen Identität gelöst wird, fällt sie einen folgenreichen Entschluss: »Wer du auch seist, ich will dich retten. Bei Gott! Du sollst kein Opfer sein!« Leonore wächst über sich selbst hinaus. Nun stehen nicht mehr ihre persönlichen Motive im Vordergrund, sondern die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Sein ganzes Leben lang hatte sich Beethoven mit dem Gedanken getragen, eine Oper zu schreiben, doch erst mit der Geschichte der liebenden Gattin Leonore glaubte er, das Sujet gefunden zu haben, das ihm Gelegenheit bot, seine Vision in die Tat umzusetzen. Ausgehend vom Vorbild der französischen Opéra comique entwickelte er eine große Befreiungsoper im Geiste der französischen Revolution. Mehr als zehn Jahre begleitete ihn der Stoff, der zunächst 1805 als »Leonore« mit mäßigem Erfolg in Wien uraufgeführt wurde. Doch Beethoven glaubte an sein Werk, arbeitete es mehrfach um und präsentierte 1814 unter dem Titel »Fidelio« jene Fassung, in der sich das Werk endgültig durchsetzte.
Dauer: ca. 2 h 30 min / eine Pause
Pressestimmen
»Das reduzierte und klare Bühnenbild von Heinz Hauser macht am Salzburger Landestheater in Ludwig van Beethovens ›Fidelio‹ starken, symbolhaften Eindruck, wo man sonst im kalten, nüchternen Raum mit wenigen Stühlen auskommt. Bei weitem nicht so klar, aber immer drastisch erzählt Andreas Gergen die Geschichte der großen Freiheitsoper, die er ins Heute verlegt, um die Zeitlosigkeit und Aktualität des Themas und die Skrupellosigkeit so mancher Politiker zu zeigen, die Gefangene aus politischen Gründen einsperren, foltern und töten lassen. Der Operndirektor des Hauses zeigt sie offenbar als Rückblick der Leonore (Sinead Mulhern: kraftvoll, mit tremoloreichem Sopran). Sie zeichnet die Umrisse des offensichtlich später doch ermordeten Fidelio (voluminös mit tollen Höhen: Franz Supper) gleich zu Beginn auf den Boden. Denn kurz vorm Finale verpasst Pizarro (Adrian Gans: widerwärtig mit Riesenstimme) dem Florestan noch eine Giftspritze, woran dieser stirbt, obwohl dies nicht gezeigt wird. […] Tadellos auch: Rocco (Stephen Bronk), Marezlline (Laura Nicorescu) und der Chor, der zum Finale Porträts von Opfern zeigt. […] Beim Mozarteumorchester unter Adrian Kelly hört man eine sensible, aber auch erregte Interpretation.«
»Franz Supper, der jahrelange Operettenbuffo des Hauses, verblüfft durch das Tenorvolumen, das er gewonnen hat, und makellose Textverständlichkeit. […] An seiner Seite gibt Sinead Mulhern eine metallisch-hochdramatische Leonore mit Hang zu forciertem Vibrato.«
»Freiheit ist eine Frucht der Liebe. […] Regisseur Andreas Gergen dachte sich im abstrakt reduzierten 3 D-Bühnenbild (Verschlingungen und Verstrickungen) von Heinz Hauser eine schlichte Szenenführung aus, er nennt es ›Spiel der Erinnerung‹.«
»Regisseur und Orperndirektor Andreas Gergen hat in das Stück um Machtwillkür, politisch motivierte Freiheitsberaubung und die reine Lieber einer Frau durchaus mutig eingegriffen. […] Bühnenbildner Heinz Hauser stilisiert das Gefängnis mit aufwendigen, aus dem Boden fahrenden Gerüsten und – noch eindringlicher und origineller – mit einer Vielzahl von zentral durch den Raum gespannten Seilen, die sich durch die Kreisbewegung der Drehbühne zu ästhetisch hochinteressanten Mustern und wandelbaren Geflechten entwickeln. […] Man mag dieser Regiearbeit vorwerfen, an manchen Stellen überladen zu sein, zu viel des Guten zu wollen. Das ist nicht von der Hand zu weisen, manches Detail wäre – einfach weggelassen – von niemanden vermisst worden. Aber die zentrale Leistung dieser Regie, dem Publikum die politisch-menschliche Dimension der Geschichte eindringlich, detailverständlich und zwischenraumlos nahezubringen und dabei ästhetisch ansprechend Neues zu probieren, wird deswegen nicht getrübt.«
"Das Mozarteum-Orchester wie auch die Sängerschaft des Salzburger Landestheaters legen viel Wert auf einen ungebremsten Spielfluss. Dirigent Adrian Kelly nimmt die Tempi gemäßigt und vermeidet in seiner Interpretation allzu große Kontraste.[...] Wer noch ein Argument wünscht für einen Besuch dieser Fidelio-Aufführung, dem sei es noch gesagt: der Chor des Salzburger Landestheaters weiß ebenfalls zu begeistern. Sowohl die Finalszene mit dem gemischten Chor als auch der berühmte Gefangenen-(Männer)-Chor zählten zu den Höhepunkten dieses Premierenabends."
Besetzung
Musikalische Leitung
Adrian Kelly
Inszenierung
Andreas Gergen
Bühne
Heinz Hauser
Kostüme
Susanne Hubrich
Choreinstudierung
Stefan Müller
Dramaturgie
Svenja Gottsmann
Don Fernando
Simon Schnorr
Don Pizarro
Adrian Gans
Florestan
Ks. Franz Supper
Leonore
Sinead Mulhern
Rocco
Stephen Bronk
Marzelline
Laura Nicorescu
Hannah Bradbury
Jaquino
Kristofer Lundin
Chor
Chor und Extrachor des Salzburger Landestheaters
Orchester Mozarteumorchester Salzburg