Geschichten aus dem Wiener Wald
Ödön von Horváth
Volksstück in drei Teilen
Inhalt
Ach, das wär’ schön, wenn alles noch wär’, wie in der guten alten Zeit … Doch auch deren Schein trügt und macht Horváths Volksstück vom Ende der 1920er Jahre so schmerzlich aktuell: Weder draußen in der Wachau noch in der stillen Straße im 8. Bezirk, weder am Ufer der schönen blauen Donau noch beim Heurigen ist die Welt in Ordnung. Der Spieler Alfred hat sich gerade von der älteren Trafikantin Valerie getrennt, als er Marianne trifft, die Tochter des „Zauberkönigs“, eines Spielwarenhändlers im 8. Bezirk. Es ist der Tag der Verlobung von Marianne mit dem Fleischhauer Oskar – doch die Liebe zu Alfred schlägt ein „wie der Blitz“, und Marianne sagt sich von Vater und Verlobtem los. Ein kurzer Traum vom Glück: Das Geld ist schnell aus, und das Kind, das Alfred ihr gemacht hat, wird ihm bald lästig, es wird in die Wachau zu Alfreds boshafter Verwandtschaft abgeschoben. Marianne rutscht immer tiefer ins soziale Abseits, während Oskar beharrlich auf sie wartet …
Ödön von Horváths Einblick in die Wiener Kleinbürgerhölle, von ihm selbst als „Volksstück“ bezeichnet, wurde 1931 in der Regie von Heinz Hilpert am Deutschen Theater in Berlin zur Uraufführung gebracht; kurz zuvor hatte der 30-jährige Horváth den Kleistpreis bekommen.
Horváth (1901–1938) schrieb sein Erfolgsstück Ende der 1920er Jahre in der Zeit der Weltwirtschaftskrise und der aus ihr resultierenden katastrophalen Arbeitslosigkeit. Bis heute verstörend aktuell, wurde „Geschichten aus dem Wiener Wald“ zu einem Schlüsselwerk des modernen Dramas. Ebenso wie seine Bühnenstücke „Glaube Liebe Hoffnung“ und „Kasimir und Karoline“ zeigt „Geschichten aus dem Wiener Wald“ Menschen in prekären finanziellen und emotionalen Situationen.
Intendant Carl Philip von Maldeghem inszeniert nach seiner erfolgreichen Produktion „Jugend ohne Gott“ in der Spielzeit 2011/2012 nun erneut Horváth in Salzburg. Als Ausstatterin steht ihm Stefanie Seitz zur Seite, mit der er im Herbst 2017 das Großprojekt DIONYSIEN in der Felsenreitschule realisierte.
Dauer: ca. 2 h 25 min / inkl. Pause
Pressestimmen
"Dieser Horváth-Abend muss sich keineswegs verstecken. Er bietet eine zeitgenössische, am Werk orientierte, künstlerisch uneitle und dabei keineswegs biedere Interpretation eines modernen Klassikers. Schon die Ausstattung von Stefanie Seitz vermeidet demonstrativ allen Zuckerguss und alles Lebkuchenherzige, das man den zwischen Wien, Wein und Wachau spielenden Szenen antun könnte."
"Die Inszenierung wird Horváth gerecht. Viele Regisseure drucken ja Horváths 'Gebrauchsanweisung' ins Programm, nur wenige gehorchen ihr. Maldeghem nimmt Horváths Erklärung weitgehend ernst, er lässt die Pausen zwischen den Sätzen wirken, er belässt das gezwungene Hochdeutsch, mit dem Horváths Personen ihr Schicksal zu fassen versuchen.“
„Die beweglichen weißen Wände bieten einen nüchternen Rahmen für allerlei Spielarten von Liebe und Brutalität [...]. Mit 'Geschichten aus dem Wiener Wald' spielt Maldeghem die Kräfte seines Ensembles aus.“
"Carl Philip von Maldeghem begab sich auf eine sachliche, ja aseptische Ebene. Große, mit weißen Fliesen gekachelte Drehbühnenwand (Stephanie Seitz), drei Türen (Fleischer, Puppenklinik, Trafik), hintenrum und oben Großmutter- und Madonna-Schrein. Davor und darin die die Figuren – ihre fiesen, abgefeimten, abgründigen, niederträchtigen, verloren verlogenen Geschichten.“
"Die Inszenierung deckt die Mechanismen und Mehrschichtigkeiten des patriarchalen Gesellschaftssystems auf [...] - ein Augenöffner für unsere Gesellschaft sowie ein wütender Aufschrei wider das Patriarchat. [...]
Die 'Geschichten aus dem Wiener Wald" im Salzburger Landestheater sind absolut sehenswert und klingen noch lange in Gedanken nach."
"Maldeghem hat in seiner Inszenierung den Wunsch des Schöpfers beherzigt und somit im Publikum heute dieselbe Wirkung erzielt wie damals. So bleibt Horváths 'Volksstück' in dieser Inszenierung aktuell [...] Grandios transportiert."
Besetzung
Inszenierung
Carl Philip von Maldeghem
Bühne und Kostüme
Stefanie Seitz
Dramaturgie
Friederike Bernau
Alfred
Sascha Oskar Weis †
Mutter
Eva Christine Just
Großmutter, Emma, Baronin, Beichtvater
Janina Raspe
Der Hierlinger Ferdinand, Conférencier
Marco Dott
Valerie
KS Britta Bayer
Oskar
Christoph Wieschke
Ida
Lara Horvath
Muriel Glage
Fabienne Ziegler
Havlitschek, Beichtvater
Tim Oberließen
Marianne
Nikola Jaritz-Rudle
Zauberkönig
Walter Sachers
Erich
Gregor Schulz
Der Mister
Ks. Franz Supper
Kinder Henry Stiles / Juliet Stiles / Maria-Luisa Leitgeb / Lukas Scheicher
Audioeinführung
von Friederike Bernau