»In musikalisch hochexplosiven knapp 90 Minuten jagt Turnage seinen Ödipus vom heimischen Elendsquartier in die wild bewegte Stadt, schließlich in ein heruntergekommenes Café. Dort erschlägt der tragische Held im Streit um ein Stück Käsekuchen den Manager und verliebt sich in dessen Witwe. (…) Am Landestheater Salzburg inszenierte Andreas Gergen die beklemmende Selbstfindung des Ödipus (…) mit kraftvoll-opulenten Bildern. Ausstatter Stephan Prattes hatte eine Art Wohncontainer auf Stelzen gesetzt: Ein holzvertäfelter, quadratischer Raum, mehr ein Alptraum als ein Zuhause. Raffiniert ausgeleuchtet, bewegt sich dieser Schreckenskasten wie von Zauberhand geführt durch den schwarzen Bühnenraum, um ganz am Ende hochzuklappen und sein gesamtes, spießiges Mobiliar ins Nichts zu stürzen. Ein ungeheurer technischer Aufwand für so ein klein besetztes Kammerspiel mit lediglich vier Solisten - effektvoll, überwältigend, in jedem Bild rundum überzeugend. (…) Die Titelrolle des Eddy hatte der junge amerikanische Tenor John Chest übernommen. Er kriecht in schwarzer Unterwäsche buchstäblich in sein Leben. (…). John Chest verkörperte den Eddy so natürlich, lässig, ja verspielt, dass die Katastrophe umso glaubwürdiger wurde. Bewegend und jederzeit authentisch auch Frances Pappas als Mutter, die unbewusst ihren eigenen Sohn heiratet. Erin Snell und Stephen Bronk gaben das Arbeiterehepaar, bei dem Eddy zunächst aufwächst, mit Mut zum Slapstick, der nie zur Klamotte wurde.«