Ich rufe meine Brüder
Jonas Hassen Khemiri
Ab 13 Jahren
Inhalt
Stockholm 2010: Eine Autobombe. Zwei Verletzte. Tausende Blicke. Angst macht sich breit! Amor lässt sich im diffusen Discolicht treiben und von der schwarzen Nacht verschlingen. Immer wieder klingelt das Telefon, sein Freund Fabi versucht, ihn zu erreichen. Er macht sich Sorgen. Der nächste Morgen: Ausgespuckt auf den harten Boden der Realität, beginnt für Amor ein unaufhaltsames Gedankenkarussell. Noch wurde niemand geschnappt. Doch Amor spürt die Blicke der anderen. Denn er ist verdächtig, weil er so aussieht wie jemand, der verdächtigt werden könnte. Es gilt, unsichtbar zu werden. Sich zu rasieren. Nicht aufzufallen. Er ist unschuldig, oder? Amor ist doch kein Terrorist – er ist Student, bester Kumpel, hilfsbereiter Cousin und fürsorglicher Enkel. Doch zusehends fängt Amor an, sich selbst zu beobachten. Ist das schon paranoid, oder ist die Stadt tatsächlich in Angst erstarrt? Möglichst normal und vor allem unauffällig versucht er trotzdem, seinem Alltag nachzugehen. Aber wie sieht „normal“ eigentlich aus, wenn man plötzlich zur Projektionsfläche von Vorurteilen wird? Schnell wird deutlich, wie leicht sich die Wahrnehmung von Täter und Opfer, von Realität und Einbildung verwischen und manipulieren lässt. „Ich rufe meine Brüder“ zeigt, wie brüchig diese Grenze ist und wie leicht sich die Blicke manipulieren lassen in einer Gesellschaft, die zwanghaft alles beobachten muss.
Die Romane und Dramen von Jonas Hassen Khemiri zeigen mit klarem und gleichzeitig poetischem Blick die Probleme und Herausforderungen unserer Gesellschaft.
Dauer: 80 Minuten / ohne Pause
Audioeinführung
von Clément de Dravo und Anna Lukasser-Weitlaner
Besetzung
Inszenierung
Sarah Henker
Bühne und Kostüme
Philipp Eckle
Dramaturgie
Clément de Dravo
Anna Lukasser-Weitlaner
Amor
Younes Tissinte
Fabi / Überwacher / Mobber / Stimme
Aaron Röll
Ahlem / Verkäuferin/ Tyra / Stimme
Leyla Bischoff
Valeria / Karolina / Mobberin / Stimme Lisa Fertner
Pressestimmen
„Die Inszenierung von Sarah Henker ist spritzig, zwischen den enorm wandlungsfähigen Bühnenelementen, die sich Philipp Eckle ausgedacht hat: Die konisch sich verjüngenden, weiß marmorierten Bauteile lassen sich in Art einer barocken Kulissenbühne für Auftritte ordnen und geben genau so gut Inventar oder Architektur wieder.“
„Allein das intensive Spiel von Younes Tissinte, seine überzeugende Darstellung von Angst, Zweifel und Verzweiflung, sein Hadern und Ringen, sein wildes Tanzen, mit dem er Zerstreuung sucht – und letztlich sein Hoffen, all dem doch irgendwie entrinnen zu können, zeigt, wie gewaltig die Mittel des Theaters sind.“