Il mondo della luna
Joseph Haydn
Dramma giocoso in drei Akten / Dialogfassung von Tilmann von Blomberg nach einem Libretto von Carlo Goldoni / In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Inhalt
Was ist das für eine Welt auf dem Mond? Wie mag dort wohl das Leben sein? Diese Fragen stellt sich der Kaufmann Bonafede allabendlich, wenn er nachts in den Himmel schaut. Da kommt es ihm gerade recht, dass Ecclitico, ein angeblicher Doktor aus Bologna, der ein Auge auf Bonafedes Tochter Clarice geworfen hat, ihm ein Fernrohr verkaufen möchte und ihm vorgaukelt, er könne auf den Mond fliegen. Bonafede stimmt begeistert zu und Ecclitico verabreicht ihm unbemerkt einen Schlaftrunk. Als dieser seine Wirkung entfaltet, wird dem Kaufmann nun vorgespielt, er befinde sich auf dem Mond. Dem eigentlichen Plan zufolge sollte Bonafede durch dieses Spielchen in Rührung verfallen und endlich Ecclitico die Hand seiner Tochter Clarice geben. Doch als der Schwindel auffliegt, ist Bonafede nur noch wütender als zuvor ...
Joseph Haydn ließ im Sommer 1777 die Gäste der fürstlichen Hochzeitsfeierlichkeiten auf Schloss Esterházy bereits rund 190 Jahre vor der ersten Mondlandung mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft ins fantastische Universum fliegen. Für »Il mondo della luna« griff er auf einen mehrfach erprobten Opernstoff aus der Feder des italienischen Komödiendichters Carlo Goldoni zurück und schuf ein Spiel über menschliche Sehnsüchte und eine Welt auf dem sagenumwobenen Monde, die auf dem Kopf steht.
Operndirektor Andreas Gergen inszeniert Haydns selten auf dem Programm stehende Oper »Il mondo della luna« mit dem Team der Erfolgsproduktion »Im Weißen Rössl«. Am Pult des Mozarteumorchesters steht Musikdirektorin Mirga Gražinytė-Tyla.
Dauer: ca. 2 h 30 min / eine Pause
Pressestimmen
»Action auf der Bühne, Esprit in der Musik. […] Dass melodische Gassenhauer ebenso fehlen wie – vielleicht mit Ausnahme des Schlussduetts von Ecclitico (bei kräftiger Stimmlaune: Maximilian Krummen) und Clarice (beweglich und bewegend: Laura Nicorescu) – tiefere, zu Herzen gehende, wirklich seelenvolle Momente: Das ist wohl dem anlassbezogenen Unterhaltungsanspruch Haydns geschuldet. […] Darin mach Sergio Forest mit Mascherl und Strickweste und ordentlichem Bass als Bonafede gute Figur als komi-tragisch düpierter Raumfahrer, Simon Schnorr erhebt zurückhaltend seinen Bariton und hält rollengerecht schüchtern-patschert um die wesensverwandt kassenbrillenbewehrte Flaminia (mit apartem Sopran: Tamara Ivaniš) an. Rowan Hellier fügt ins Ensemble die Alttöne der mit ihren Reizen nicht geizenden Buffa-»Dienerin« Lisetta ein, und Franz Supper überrascht nicht nur mit seinen Rastalocken als Cecco und als Komödiant auf der Krake, sondern auch mit seinem kräftig gefestigten, vokal spielfreudigen Stimmtemperament. Man kann also mit dieser musikalischen Saisoneröffnung am Salzburger Landestheater seine Freude haben.«
»Wer mit dieser Art Klamauk nichts anfangen kann, sollte besser auf der Erde bleiben und sich auch vor Ed-Wood-Filmen hüten. Alle anderen werden im Salzburger Landestheater knapp drei Stunden hervorragend unterhalten und manches extraterrestrische Ungeheuer sofort wieder erkennen. Klugerweise hat Tilmann von Blomberg Haydns Urfassung durchgreifend modernisiert: Es gibt Sprechdialoge, die erhöhen das Tempo und sind viel witziger als gestelzte Übertitel. Die litauische Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla nahm die Herausforderung an, zu diesem farbenfrohen Trip die passende Musik zu liefern. Das gelang mit Schwung und guter Laune. […] Überzeugend waren vor allem Maximilian Krummen als fantasiereicher Liebhaber Ecclitico, Tamara Ivaniš als romantisch-sehnsuchtsvolle Flaminia und Rowan Hellier als hoch toupierte Haushaltshilfe Lisette. Diejenigen, die die sechziger Jahre noch selbst erlebt haben, werden vieles frohgemut wieder erkennen, und alle anderen werden sich fragen, ob sowas wirklich mal erlaubt war.«
»Erfolgreiche Herbst-Premiere am Salzburger Landestheater […]. Die Besetzung mit durchwegs jungen Stimmen macht Freude, auch wenn diese noch leuchtender werden könnten. […] Die Musik, die Mirga Gražinytė-Tyla mit dem Mozarteumorchester da aus dem Graben und den Sängern in die Stimm-Seele gelegt hat. Anfangs eher schüchtern und ein wenig verzagt, danach so entschieden, dass es einem die Freude in die Ohren trieb. Haydn nicht ›Papa‹ und kein ›Küchen-Kompositeur‹. Besser kann man ihn nicht verstehen und begreifen. Schlicht, fein, wunderbar. Diese Musikdirektorin ist ein großer Gewinn für Salzburg.«
»Seit dem letztjährigen ›Weißen Rössl‹ weiß man, dass Andreas Gergen (Regie) mit Bühnenbildner Stephan Prattes und Kostümschneiderin Regina Schill für stimmigen Detailreichtum auf der Bühne steht. […] Wenn auch nicht immer durchwegs solide, das Solistenensemble liefert neben der gesanglichen vor allem eine beachtliche schauspielerische Leistung ab. Allen voran Sergio Foresti als alter Bonafede, der als liebenswert-naiver Vater über den Mond stolpert und auch stimmlich mit großer Ausdrucksstärke überzeugt. Für sein junges Alter ungemein stark ist auch Maximilian Krummen als Ecclitico, der mit Leichtigkeit und Flexibilität besticht und offensichtlich große Freude am Spielen hat. […] Bei den Damen sticht klar Rowan Hellier als Lisetta mit dunklem, samtigen Klang hervor. Auch Mirga Gražinytė-Tyla (musikalische Leitung) muss gelobt werden. Sie schafft Ausgeglichenheit zwischen Sängern und Musikern und entlockt dem Mozarteumorchester einen durchwegs vollen Klang. Die Stimmigkeit zieht sich auch hier weiter. So viel Spaß und Aktion wurde vom Salzburg Publikum zurecht mit ausgelassenem Premierenjubel belohnt.«
»Hat man das Mozarteumorchester an diesem Ort mit gefürchteter, weil staubtrockener Akustik eigentlich schon mal so knackig musizieren hören? Da zeigt das Orchester, was es technisch drauf hat, und die stilsichere Dirigentin sorgt dafür, dass nicht bloß das Deftige zu seinem Recht kommt. […] Sergio Foresti hängt stimmlich keineswegs den komischen Alten raus, er gestaltet seine Rolle mit viel Charme und sehr differenziert auch im lyrischen. Maximilian Krummen als Ecclitico hat natürlich auch gute Karten, seine Stimme leuchtet gelegentlich fast tenoral. […] Da hat man gleich zum Auftakt einen Talon aus der Tasche gezogen.«
»In der ersten Opernpremiere der neuen Saison des Salzburger Landestheaters macht Regisseur Andreas Gergen aus der Oper ›Il mondo della luna‹ (die Welt auf dem Monde) von Joseph Haydn ein erfrischendes, unterhaltsames Theatervergnügen für Jung und Alt, das am Ende vom Publikum mit großem Jubel gefeiert wird. […] Als pralle Komikfigur reüssiert Sergio Foresti in der zentralen Rolle des Bonafede, der vor allem in den Gesangsnummern seine Bassbaritonqualitäten einbringen kann. Die Töchter Clarice und Flaminia haben in der Rumänin Laura Nicorescu und der Kroatin Tamara Ivaniš reizende Verkörperungen. Nicorescu ist inzwischen Publikumsliebling im Landestheater. Sie brilliert mit feiner lyrischer Stimmführung und strahlenden Höhen. Als Darstellerin bringt sie eine Mischung aus Liebreiz und quirliger Pfiffigkeit auf die Bühne. Ivaniš beeindruckt mit gestochenen Koloraturen in ihrer ersten Arie. Sie ist die Zurückhaltendere im Reigen der Komödianten und fügt sich nahtlos ins Gesangsensemble. Forsch und aufmüpfig verfolgt Rowan Hellier mit angenehmem Mezzosopran ihre Ziele und ist als Mondkaiser in ihrem Element. Der Ecclitico von Maximilian Krummen ist der Drahtzieher des Geschehens. Er gefällt durch seine Bühnenpräsenz und seine deutliche und gewandte Diktion. Er weiß auch seinen Bariton vorteilhaft zum Klingen zu bringen. Simon Schnorr ist Ernesto mit beinahe liedhafter Sanftheit, aber darstellerisch der ungeduldige Liebhaber, dabei aber wie stets der gefällige Sympathieträger. Eine Komödienfigur erster Klasse ließ sich Franz Suppers Cecco als Mondkaiser vom Regisseur auf den Leib schneidern. Gesanglich glänzt er mit profund ernsthaften, fokussierten Leuchttönen. David Pereira Nieto zeigt bühnenwirksame und bewundernswerte Akrobatik als Mond-Alien. Die Opernstudio-Mitglieder Elliott Carlton Hines und Raimundas Juzuitis reüssieren als bewegliche Scolari. Aber was wäre der Abend ohne das gut disponierte und facettenreiche Spiel, voller Temperament und fein tarierter Klanfindessen, des Mozarteumorchesters unter der ebenso energiegeladenen wie umsichtigen Leitung von Mirga Gražinytė-Tyla.«
Besetzung
Musikalische Leitung
Mirga Gražinytė-Tyla
Dirigent
Mirga Gražinytė-Tyla
Stefan Müller
Martynas Stakionis
Inszenierung
Andreas Gergen
Bühne
Stephan Prattes
Kostüme
Regina Schill
Choreographie
Alexander Korobko
Dramaturgie
Svenja Gottsmann
Ecclitico
Maximilian Krummen
Ernesto
Simon Schnorr
Bonafede
Sergio Foresti
Clarice
Laura Nicorescu
Flaminia
Tamara Ivaniš
Lisetta
Rowan Hellier
Cecco
Ks. Franz Supper
Scolari
Ks. Franz Supper
Simon Schnorr
Elliott Carlton Hines
Raimundas Juzuitis
Akrobat
David Pereira Nieto
Tänzerinnen
Ballett des Salzburger Landestheaters
Orchester Mozarteumorchester Salzburg