Im Weißen Rössl
Ralph Benatzky
Inhalt
»Im Salzkammergut, da ka´mer gut lustig sein!« Davon sind die Gäste aus dem hohen Norden felsenfest überzeugt, die in Ralph Benatzkys kultigem Singspiel von der alpinen Idylle am Wolfgangsee träumen. Dort, wo das Glück vor der Tür steht, und man im Walzertakt sein Herz verliert. Ottilie reist mit dem reichen Papa an, während Professor Doktor Hinzelmann und Tochter Klärchen zwei Jahre gespart haben, um trotz kargen Budgets die Schönheiten der Welt kennenlernen zu können. Der schöne Sigismund hat einen beruflichen Auftrag vom Herrn Vater zu erfüllen und Rechtsanwalt Dr. Siedler reist einfach zur Entspannung an seinen Lieblingsort St. Wolfgang. Im »Weißen Rössl« ist er Stammgast – und die fesche Rösslwirtin bereitet sein Zimmer ganz besonders liebevoll vor – sehr zum Missfallen ihres Oberkellners Leopold, für den es einfach nur wunderbar wär‹, von seiner schönen Chefin geliebt zu werden. Sie allerdings hat vorerst einmal alle Hände voll zu tun – mit den Gästen, dem Piccolo, dem Dr. Siedler und schließlich auch noch mit Seiner Majestät, dem Kaiser, der just in ihrem Hause zu logieren wünscht.
Nach dem gleichnamigen Lustspiel des Erfolgsduos Blumenthal und Kadelburg schuf Benatzky ein unsterbliches, ewig junges Meisterwerk. Dass das »Weiße Rössl« bis heute zu begeistern versteht, hat erst 2013 wieder eine Neuverfilmung bewiesen, die in den Kinos für gute Laune sorgte. Wer an dieser quietschbunten Leinwandadaption seinen Spaß hatte, kann nun, gemeinsam mit allen übrigen Operettenfans, die rekonstruierte Originalversion der Revue-Operette kennenlernen, die von Operndirektor Andreas Gergen rasant auf die Bühne gebracht wird.
Dauer: ca. 3 h \ eine Pause
Pressestimmen
»Der Wolfgangsee-Dampfer bringt ein etwas anderes ›Weißes Rössl‹ ins Salzburger Landestheater: nicht Heimatkitsch, sondern nassforsche Revue-Unterhaltung. […] Denn Andreas Gergen hat die hierzulande oft zum billig sentimentalen Heimatkitsch verkommene Chose nicht als gemütliche, klassische Operette angelegt, sondern – ihrer Herkunft gemäß – als rasante Revue aus dem Berlin der 1930er-Jahre: vom Schwank kommend, der preußische Trikotagen- und Rechtsvertreter samt heiratsfähigem Töchteranhang einen Blick auf trachtig-exotische Älplertum tun lässt – ironisch, sarkastisch, parodistisch, frivol, erotisch, frech und unverblümt. […] Und es sind auch die herberen Töne, die Franziska Becker als ein hartes Regiment führende Rössl-Wirtin und den wienerisch schlauen, mit Nestroy-Couplet-Attitüde singenden Sascha Oskar Weis als Leopold deutlich über Operettenalltag hinausheben. Zu einem solchen gehört auch nicht die Jodlerin (Renata Vaithianathan), die artifiziell in die Akte einstimmt. Die angereisten Berliner (Norbert Lamla als Giesecke, Simon Schnorr mit Prachtbariton als Rechtsanwalt Siedler, die reizend lispelnden oder selbstbewussten Kinder Hanna Kastner und Lucy Scherer und der wie immer tolle Buffokomiker Marco Dott als schöner Sigismund) sind, weil man sie komisch ernst nimmt, keine Karikaturen, der Piccolo des Dominik Tiefgraber ist eine bemerkenswerte Begabung. Dass aus der Proszeniumsloge ein leibhaftiger Geräuschemacher agiert, ist noch ein weiteres Aperçu einer unkonventionellen Operettenaufführung, der man jetzt gutes Gedeihen wünscht.«
»Andreas Gergen und sein Ausstatter Stephan Prattes hatten jede Menge schräge Ideen: Kaiser Franz-Joseph kommt als Handpuppe auf die Bühne, im Kuhstall fällt der Mist von der Decke, im Schwimmbad zerfleischt ein Hai die planschenden Gäste, zwei Bodybuilder lassen die Brustmuskeln zucken, das Ballett erscheint wahlweise im Saunahandtuch oder in weißen Lederhosen und eine herrliche, unermüdliche Jodlerin klingt mehr nach Berlin-Mitte als nach Salzburg-Nord. Kein Wunder, dass Franziska Becker in der Hauptrolle der Rössl-Wirtin Josepha Vogelhuber auch keine resolute Salzburgerin darstellt, sondern eine zugezogene Berlinerin mit dem Drang zu Höherem. […] Dirigent Peter Ewaldt beeindruckte mit seinem Elan und dem Mut, das Weiße Rössl von Walzerseligkeit zu befreien und stattdessen Rhythmus und Farben der zwanziger Jahre hinein zubringen, vom Charleston bis zum Step.«
»Das Salzburger Landestheater hat ein gutes Händchen für klassische Unterhaltungsstoffe. Nach »La Cage aux Folles« und »Sound of Music« steht seit gestern, Sonntagabend, »Im Weißen Rössl« auf dem Spielplan. Und wieder gelingt ein rasantes Feuerwerk der Unterhaltung, in der nicht nur eine »entartete« Operette präsentiert, sondern ein Österreich-Klischee in augenzwinkerndes Vergnügen verwandelt wird. […] Also bringt man knackige Jungs in weißen Lacklederhosen, Schafe mit zwei netzbestrumpften langen Beinen und das Hinterteil einer überdimensionalen Kuh auf die Bühne, auf der ein verliebter Zahlkellner der Wiener Art (schauspielerlich und musikalisch überzeugen: Sascha Oskar Weis) die Handlung antreibt und viel Verwirrung stiftet. Bevor er aber seine ebenso fesche wie schroff-abweisende »Rössl«-Wirtin (ebenbürtig: Franziska Becker) herumkriegt, verknallen sich Rechtsanwälte (wie immer eine sichere Bank: Simon Schnorr) in Fabrikanten-Töchter (entzückend: Lucy Scherer) und witzige Gigolos (umwerfend: Marco Dott als »schöner Sigismund«) betören lispelnde Mäuschen (adrett und sympathisch: Hanna Kastner). Danben plappern rührige Gelehrte (Werner Friedl), und permanent verärgerte Piefke (herzhaft und sprachgewandt: Norbert Lamla) poltern durch die Alpenidylle. […] Aber der ironisch-witzige Theater-Glamour dieses neuen »Rössls« und die fetzige Musikbegleitung des Mozarteumorchesters unter Peter Ewaldt überstrahlen die kleinen Hänger, und das herzhafte Johlen und begeisterte Mitklatschen des Publikums lässt keinen Zweifel zu: Hier ist ein überzeugender Quotenbringer gelungen.«
»Im Salzburger Landestheater punktet man jetzt mit einer Aufführung, die erstens handwerklich virtuos gemacht ist und zweitens dem Werk Gerechtigkeit widerfahren lässt. […] Dirigent Peter Ewaldt und das Mozarteumorchester können da viel rausholen, und das tun sie merklich gut gelaunt. Es steckt harmonisch und in der Instrumentation allerhand drin, was für Musiker die Beschäftigung lohnt. Und das hört man an diesem Abend. Sascha Oskar Weis ist der Zahlkellner Leopold und unglücklicher Liebhaber der Rösslwirtin Josepha Vogelhuber. Fast gibt er eine Figur Nestroy’schen Zuschnitts ab. Sein »Zuaschau’n kann i net« hat nichts von melancholischer Larmoyanz, sondern – wie die Rollenanlage überhaupt – eben ein gewissen Potetial an Revoluzzertum. […] Franziska Becker ist die Rösslwirtin, Simon Schnorr der Rechtsanwalt Dr. Siedler, Norbert Lamla der nörgelnde Berliner Wilhelm Gieseke. Als »Jodlerin« hat Renata Vaithianathan die Lacher, aber auch die wachen Ohren immer auf ihrer Seite. Wie in dieser Aufführung die Optionen des Mehrspartentheaters genutzt werden, spricht nachhaltig für diese nicht immer gut beleumundete Art des Städtebühnenbetriebs. Und wenn es auch nur vier Tanzpaare sind: Wenn einem zu den Bewegungsnummern so viel einfällt wie der Choreographin Kim Duddy, dann fügt sich das auch so zur schmissigen Revue. Stephan Prattes‹ Bühne ist aufgeräumt, man nützt die Drehbühne, um Requisiten herbei und schnell auch wieder wegzuschaffen. In dieser Revue bekommen viele tolle Möglichkeiten. Da käme man mit dem Aufzählen zu gar keinem Ende. Marco Dott liefert als schöner Sigismund eine hinreißende Mischung aus Dandy und erwerbsmäßigem Herzensbrecher. Georg Clementi steht auch wieder mal auf der Bühne des Landestheaters, in der Doppelrolle des Kaisers (einer Puppe) und dessen Diener Ketterl. Das hat auch nicht wenig Witz. Die Jungdamenwelt (Lucy Scherer als Ottilie, Hanna Kastner als Klärchen) kann sich sehen lassen, und Dominik Tiefgraber ist ein bühnenpräsenter Piccolo. Der exzessiv in die Szene eingebundene Chor ist nicht minder reich an farbigen Typen. Und wenn der Rössl-Ritt auch fast drei Stunden dauert: Sie vergehen wie im Nu.«
»Sascha Oskar Weis verkörpert den Oberkellner Leopold als charmanten Strizzi, der nicht begreifen kann, was die schöne Rösslwirtin an dem windigen Advokaten Dr. Siedler findet. Dass Franziska Becker als leicht überforderter Chefin dieses Prachtexemplar von einem Mann ausnehmend gut gefällt, ist leicht nachzuvollziehen, denn Simon Schnorr singt in dieser Rolle nicht nur fantastisch, er macht als Fallschirmspringer, ja sogar im Bademantel, eine gute Figur. Für uneingeschränkten Jubel sorgt Marco Dott als selbstverliebter Sigismund. Ein weiteres Highlight stellt Georg Clementis Auftritt als Kaiser Franz Joseph dar. Regisseur Andreas Gergen und Choreographin Kim Duddy haben mit dieser Inszenierung eine Revueoperette auf die Bühne gezaubert, die keine Wünsche offen lässt. Es sind die vielen aufwendigen Kleinigkeiten, die zur Faszination dieses frivolen Lustspiels beitragen. […] Die Mischung aus Singspiel, Berliner Operette und urban-mondäner Revue, die bereits 1930 das Publikum begeisterte, verfehlt auch heute ihre Wirkung nicht. Wer leichte Unterhaltung auf höchstem Niveau schätzt, sollte sich diese Inszenierung nicht entgehen lassen. Ein Feuerwerk an zündenden Ideen sorgt für beste Unterhaltung und gute Laune.«
»Das war ein szenisch funkensprühender spartenübergreifender Abend voll Elan und Ausgelassenheit, der beredtes Zeugnis vom Können des Regisseurs Andreas Gergen gab. […] Und dass das unter der musikalischen Leitung von Peter Ewaldt ausgesprochen lustvoll und mit schwungvollem Elan aufspielende Mozarteumorchester Salzburg großen Spaß an der Sache hatte, war in jedem Augenblick spürbar. […] Mit großer Spiellust präsentierte sich das aus Opern- und Musicalsängern und Schauspielern bestehende Ensemble.«
»Unglaublich dynamisch produzierte Show, da bleibt kein Auge trocken. Kaiser Franz Joseph schaut auch vorbei. Selten so etwas Unterhaltsames gesehen. Das ist ein Grund wieder mal ins Salzburger Landestheater zu schauen, auf jeden Fall viel zu lachen und den ganzen Abend nicht auf die Uhr schauen müssen.«
Besetzung
Musikalische Leitung
Peter Ewaldt
Dirigent
Peter Ewaldt
Stefan Müller
Inszenierung
Andreas Gergen
Choreographie
Kim Duddy
Bühne
Stephan Prattes
Kostüme
Regina Schill
Choreinstudierung
Stefan Müller
Dramaturgie
Katrin König
Josepha Vogelhuber
Franziska Becker
Leopold Brandmeyer
Sascha Oskar Weis †
Wilhelm Giesecke
Norbert Lamla
Ottilie
Lucy Scherer
Dr. Otto Siedler
Simon Schnorr
Sigismund Sülzheimer
Marco Dott
Prof. Dr. Hinzelmann
Werner Friedl
Axel Meinhardt
Klärchen
Hanna Kastner
Laura Nicorescu
Der Kaiser / Ketterl
Georg Clementi
Der Piccolo
Lukas Blaukovitsch
Dominik Tiefgraber
Ein Hochzeitspaar
Vania Hristova
Vesselin Hristov
Der Oberförster
Rudolf Pscheidl
Die Reiseführerin
Beth Jones
Der Kapitän des Dampfers
Eike Schertz
Kathi, Briefträgerin
Sylvia Offermans
Geräusche
Max Bauer
Jodlerin
Renata Vaithianathan
Chor
Chor des Salzburger Landestheaters
Orchester
Mozarteumorchester Salzburg
Tänzer Ballett des Salzburger Landestheaters