La clemenza di Tito
Opera seria von Wolfgang Amadeus Mozart \ In italienischer Originalsprache mit deutschen Übertiteln
Inhalt
Parallel zur Komposition der »Zauberflöte» schreibt Mozart seine Krönungsoper »La Clemenza di Tito» als psychologisch verdichtetes Kammerspiel. Die Titelfigur, der römische Kaiser Titus, scheint ein Widerspruch in sich: Er ist ein Mächtiger, der die Macht nicht mag. Dabei sollte ihn die Intrige, mit der die von ihm verschmähte Vitellia ihm nach dem Leben trachtet, veranlassen, hart zu reagieren. Dass sie ausgerechnet seinen engsten Freund Sextus zum Staatsstreich anstiftet, ist nicht nur geschmacklos, sondern auch pikant. Sextus ist Freund des Kaisers und Geliebter der Vitellia in einem. Des Verrats überführt, bekennt sich Sextus schuldig, nennt aber den Namen der Anstifterin nicht. Als Vitellia von Schuldgefühlen geplagt schließlich ihre Schuld eingesteht, verzeiht Titus. Er, der milde Herrscher, braucht freie Menschen um sich, die nicht aus Furcht loyal sind, sondern aus eigener Entscheidung – für ihn, den Menschen Titus.
Anlässlich der Krönungsfeier Leopolds II. zum König von Böhmen erhielt Mozart den Auftrag zu einer Festoper für das Prager Ständetheater, wo er mit »Le nozze di Figaro» und »Don Giovanni» bereits große Erfolge gefeiert hatte. Er willigte ein, obwohl er mit den Kompositionen der »Zauberflöte« und seines »Requiems« zu jener Zeit alle Hände voll zu tun hatte. In nur 50 Tagen schuf er die Partitur, die zum Teil noch während der rüttelnden Kutschfahrt von Wien nach Prag fertig gestellt wurde. Caterino Mazzolà bearbeitete ein Libretto von Pietro Metastasio im Sinne Mozarts und variierte die strenge Form der Opéra seria mit zusätzlichen Duetten und Ensembles. Am 6. September 1791 fand die Uraufführung von »La Clemenza di Tito« (»Die Großmut des Titus«) in Prag statt.
Amélie Niermeyer, die unter anderem am Thalia Theater Hamburg, dem Deutschen Theater Berlin und am Residenztheater München inszenierte und als Professorin die Studiengänge Schauspiel/Regie am Mozarteum Salzburg leitet, arbeitet wie 2011/2012 bei »Wozzeck» mit Musikdirektor Leo Hussain zusammen.
Dauer: ca. 2 h 50 min \ eine Pause
Pressestimmen
»Amélie Niermeyer gewinnt den Figuren einige ungewohnte Züge ab. […] Doch die sympathisch unaufdringliche Inszenierung erzählt vor allem über ein genau gearbeitetes Ensemblespiel. Musiknummern und Rezitative verbinden sich zu einem pausenlosen Handlungsganzen. Denn das genau meinte Mozart mit »vera opera«: dass anstelle der alten Nummern für Gesangsstars eine geschlossene Erzählung treten sollte. Und genau hier setzt auch Leo Hussain an. Indem er selbst die Rezitative am Hammerklavier begleitet, bleibt das Stück in einer Hand. Das Ganze hat enormen Fluss, der problematische »Titus« ist einem selten kürzer, auch kurzweiliger vorgekommen. […] In den Hosenrollen sorgen Frances Pappas (Sesto) und Emily Righter (Annio) für die Erotik, die dieses Spiel um die Macht gehörig durcheinanderwirbelt. Pappas gelingt dabei das eindrückliche Porträt einer zutiefst zerrissenen Gestalt bis zur Grenze des offenen Wahnsinns. […] Sergey Romanovsky geht die Partie lyrisch und mit einem beeindruckend warmen Timbre an, ohne es an Gewicht fehlen zu lassen.«
»Für die Titelpartie bietet das Landestheater mit Sergey Romanovsky eine Idealbesetzung auf. Der russische Tenor hat nicht nur Filmstarqualität, er sing auch fast genau so gut, dies mit dunklem, virilem, energiereichem Ton. Eine Stimme mit Hinhör-Garantie. […] Die Unbedingtkeit, mit der sie [Frances Pappas Anm.] Sesto als Liebenden, als Verratenen und Ausgebooteten zeichnet, ist von großer Singschauspiel-Qualität. Ähnliches bei Emily Righter (Annio), Laura Nicorescu (Servilia) und, mit kleinen vokalen Abstrichen, bei Anna Niedbala (Vitellia).«
»Es ist eine schonungslose Forschungsreise ins Innere der Charaktere und Stimmen. Die Neuinszenierung dieser heiklen Oper im Salzburger Landestheater geht diesen Weg mit äußerster Konsequenz. […] Der feine, geradlinige Tenor Sergey Romanovsky ist da auch zu ungewöhnlichen Wut- und Verzweiflungsausbrüchen fähig. Frances Pappas, der phänomenale Sesto, der zwischen die Mühlsteine von Pflicht, Neigung und Liebe gerät, ist eine »Nervenspielerin«. Ihre Identifikation ist grenzenlos. Anna Niedbala hat die großen wie die dunklen Töne der raumgreifenden Partie und macht doch auch zugleich die Verletzbarkeit und Verletztheit der Verschmähten klar: bewegend und wahrhaftig im mozartschen Sinn wie auch die »kleineren« Rollen im Rad der Schicksale […]. Jeden einzelnen und alle zueinander einschließlich des exzellenten Chors setzt Amélie Niermeyers so hochintelligente wie hochmusikalische Regie in packende Beziehungen. […] Ihre Erfahrungen als Schauspielregisseurin hilft, die Oper zu einem Schauspiel in Musik zu machen. Das gelingt auch deswegen, weil der Dirigent Leo Hussain in absolutem Gleichklang mit der der Regie ist.«
»Das Salzburger Landestheater hat es mit Mozarts Spätwerk »La clemenza di Tito« frisch gewagt und froh gewonnen. Es war eine ausgiebig bejubelte, forsch gefeierte Premiere. […] Die Frauen, so viel muss gesagt werden, sind wieder einmal vorne: Anna Niedbala (Vitellia) kämpft anfangs sehr in den Höhen, Laura Nicorescu (Servilia) und Emily Righter (Annio) sind herrlich innige Sanges-Figuren. Die Entdeckung (nicht zum ersten Mal) ist Frances Pappas als »Sesto«. Da geht einem der Verrat der Freundschaft an die Nieren (bildlich gesprochen).«
»Das war wieder einmal eine Premiere, die einem Herz, Hirn und Ohren aufgehen ließen. Mozarts »La clemenza di Tito« mit Leo Hussain am Pult des Mozarteumorchesters und Amélie Niermeyer als Regisseurin brachte dem Salzburger Landestheater einen höchst formidablen Erfolg. Selten, aber doch: ein Besuchsbefehl!«
»Das Mozarteumorchester Salzburg unter der Leitung von Leo Hussain hat bei der Premiere am Sonntag (4.5.) die aufbrandenden Emotionen in allen Rollen bis in ihre kleinsten Wurzeln und Verästelungen hinein wie mit dem Haarpinsel nachgezeichnet. Was für vielfältig changierende Klang-Farben da in den orchesterbegleiteten Rezitativen zu hören, zu erleben, waren! […] In diesem »Titus« unter Leo Hussain hat sich das Mozarteumorchester Salzburg einmal mehr als hochmodernes Originalklangensemble im Orchestergewand präsentiert. An dieser Referenz-Wiedergabe wird sich das Orchester eine jeden künftigen »Titus« messen lassen müssen.«
»Frances Pappas (als Sesto) und Emily Righter (als Annio) konnten überzeugen und sangen sich mit »schmeichelndem Timbre« in die Herzen der Zuhörer. Schön heraus gearbeitet war der Kontrast zwischen diesen mit Frauen besetzten Männerparts und den »echten« Frauenrollen: Vitellia wurde als Rädelsführerin des Komplotts gegen Kaiser Titus von Anna Maria Niedbala treffsicher mit »krimineller Energie« verkörpert, während Laura Nicorescu (als Servilia; Schwester des Sesto und Geliebte des Annio) einmal mehr mit ihren Arien für gesangliche Höhepunkte sorgte. […] Die nuancenreiche Musik, vom Mozarteumorchester Salzburg unter der souveränen Leitung von Leo Hussain durchwegs stilsicher interpretiert, fügte sich bestens in diese neue Deutung des an sich ernsten Opernstoffes.«
Besetzung
Musikalische Leitung
Leo Hussain
Inszenierung
Amélie Niermeyer
Bühne
Stefanie Seitz
Kostüme
Kirsten Dephoff
Choreinstudierung
Stefan Müller
Dramaturgie
Andreas Gergen
Dramaturgische Mitarbeit
Christian Carlstedt
Tito Vespasian
Sergey Romanovsky
Vitellia
Anna Maria Niedbala
Servilia
Laura Nicorescu
Sesto
Frances Pappas
Annio
Emily Righter
Publio Graeme Danby