La Gazzetta
Gioachino Rossini
Dramma per musica in zwei Akten von Giuseppe Palomba nach dem Schauspiel „Il matrimonio per concorso“ von Carlo Goldoni / In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Inhalt
„Il matrimonio per concorso“ – Heirat per Zeitungsanzeige? Warum nicht, denkt sich der geschäftstüchtige Don Pomponio, der nichts dem Zufall überlassen möchte. Schon gar nicht die Wahl seines künftigen Schwiegersohns! So gibt der neureiche neapolitanische Kaufmann kurzerhand ein Inserat in der Zeitung auf, um einen geeigneten Ehemann für seine Tochter Lisetta zu finden. Diese liebt jedoch Filippo, den Wirt des Gasthauses, in dem sie nächtigen. Auch mit von der Partie in dieser heiteren Verwechslungskomödie sind Anselmo und seine Tochter Doralice, die bereits Monsù Traversen versprochen ist, der Reisende Alberto, der eigentlich auf der Suche nach dem inserierten Mädchen Lisetta ist, sich jedoch in Doralice verliebt, die er für Lisetta hält, und die wichtigtuerische Madame La Rose. Namensgleichheiten, Verkleidungsspiele und ein Maskenball führen zur größtmöglichen Verwirrung, zu Eifersucht, Liebeskummer – und schließlich doch zu einem glücklichen Ende.
Frei nach Goldonis Komödie „Il matrimonio per concorso“ komponierte der junge Gioachino Rossini sein schwungvolles Frühwerk „La Gazzetta“ – mit dramma per musica betitelt, doch eigentlich eine wahre opera buffa – in dem der Einfluss der Zeitung und der Medien auf das Leben der Menschen mit viel Humor persifliert wird. In Zeiten, in denen die Online-Partnersuche und die Dating-Wahl per Swipe gesellschaftsfähig geworden sind, erlangt Rossinis Werk eine ganz neue Aktualität.
Rossinis Opernwerk „La Gazzetta“ gilt als wahre Schatzkiste an musikalischem Material, das der Belcanto-Komponist auch für andere Werke verwendet hat: Einige Nummern erklangen bereits in „Il turco in Italia“ (1814) und so manch anderes musikalisches Motiv findet sich in späteren Opern wieder. Die Ouvertüre von „La Gazzetta“ hat Gioachino Rossini (1792–1868) sogar für sein Meisterwerk „La Cenerentola“ wiederverwendet!
2017/2018 feierte Alexandra Liedtke mit „Hoffmanns Erzählungen“ ihr erfolgreiches Operndebüt am Salzburger Landestheater. Weitere Opern inszenierte sie bei den Salzburger Festspielen und an der Wiener Staatsoper. Aufgrund einer Erkrankung von Riccardo Minasi wird Robin Davis das Dirigat dieses selten gespielten Werks übernehmen.
Dauer: 2 h 50 min / eine Pause
Pressestimmen
"Eine Kontaktanzeige wühlt ganz Rimini auf, denn Lisetta ist jung, schön und reich. Rossinis selten gespielte Satire um liebeskranke Männer, besorgte Väter und emsige Zuschauer wird am Salzburger Landestheater zum Vergnügen in Sepia-Tönen.
Früher, als einsame Herzen noch Kontaktanzeigen drucken ließen, mit Chiffre und so, da dauerte es noch mindestens elf Tage, bis die Liebe eine Chance bekam. Und die Zeitung, die wurde heiß erwartet, wenn auch nicht ganz so inbrünstig, wie es die Regisseurin Alexandra Liedtke in ihrer Inszenierung zeigt. Bei ihr langweilen sich Kurgäste in der Sommerfrische und sind für jede Abwechslung dankbar, da kommt ein Heirats-Inserat natürlich wie gerufen - und die, welche Feuer fangen, lassen möglichst viele Zeitungsexemplare verschwinden, damit Konkurrenten nicht auf dumme Gedanken kommen.
Ja, das ist eine längst verblichene Dating-Welt, und deshalb tauchen die Ausstatter Falko Herold und Johanna Lakner Rossinis selten gespielte Komödie "La Gazzetta" auch in Sepia-Töne. Ein Pastell, ganz in beige und cremeweiß, wie ein Foto, das zu lange in der Sonne lag. Und jemand knipst dauernd Erinnerungsbilder mit einer Sofortbildkamera, ist ja auch schon etwas her, dass die in Mode waren. Klar, die verrückte Geschichte mit der Kontaktanzeige hat sich Carlo Goldoni 1763 einfallen lassen. Rossini ließ sich davon ein paar Jahrzehnte später, 1816, zu seiner Musik inspirieren, die er wie immer weitgehend recycelte oder von Assistenten schreiben ließ.
Obwohl das alles so lange her ist: Gut, dass Alexandra Liedtke das Ganze nicht in die Online-Welt von heute verlegte, sondern aus "La Gazzetta" wirklich einen Lobgesang auf die gedruckte Zeitung machte, die derzeit ja derzeit ums Überleben kämpft. So durfte ein Zusteller noch akrobatische Übungen machen und der Chor die nächste Ausgabe sehnsüchtig herbei singen. Und drum herum, da schnurrte die so harmlose wie witzige Geschichte zweier Paare ab, die vor lauter Liebe die Zeitung vergessen. Im Vier-Sterne-Hotel "L'Aquila" irgendwo in Rimini, wo sich alles abspielt, üben asiatische Touristen Koma-Saufen, andere Gäste tragen beim Beischlaf merkwürdige Masken, wieder andere sitzen den ganzen Tag in der Trattoria.
ein großartiger, spielfreudiger Sänger-Cast, allen voran der maltesische Tenor Nico Darmanin als stark kurzsichtiger Liebhaber und Sergio Foresti als neureicher Kontaktanzeigen-Inserent. Von der Choreographie von Paul Blackman war wenig zu sehen, er hätte die Sommerfrischler ruhig etwas mehr aufscheuchen können. Dirigent Robin Davis dagegen sorgte für prickelnden Rossini-Sound, der weit anspruchsvoller ist, als es beim oberflächlichen Hören erscheint.“
„Was passt besser in die Faschingszeit als Rossinis Buffo-Opern? Das selten gespielte Werk „La Gazzetta“ strapaziert am Salzburger Landestheater die Lachmuskeln.
Die Handlung schwingt sich von Tumult zu Tumult, von Missverständnis zu Missverständnis, bis der finale Gemütszustand erreicht ist: Den Figuren dreht sich alle im Kopf. Die allgemeine Verwirrung gipfelt in Ensemble-arien, die Rossini gewohnt effektvoll zum Stimmengewirr zuspitzt.
Regisseurin Alexandra Liedtke versucht gar nicht, das Libretto ernster zu nehmen als nötig. Immer wieder brechen die Sänger aus ihrer Rolle aus, kommunizieren mit dem Publikum – oder dem Dirigenten. Die gedeckten Farben der Kostüme von Johanna Lackner deuten auf ein Italien der Wirschaftswunderjahre hin, Bühnenbildner Falko Herold schafft mit Dorf-Piazza und Hotellobby weiträume Schauplätze für Raufhändel aller Art.
Dem Ensemble des Landestheaters ist die Freude am Lustspiel anzumerken. Die Boutique-Besitzerin Madame La Rose wird in Gestalt von Frances Pappas zur rabiaten Rachegöttin, die den Patriarchen des Ortes ordentlich Kontra gibt. George Humphreys zieht als listiger Filippo nicht nur die Fäden, sondern auch alle Register komödiantischen Spiels. Als Lisetta meistert Tamara Ivaniš den stimmlich anspruchsvollsten Part, lässt ihre wendige Sopranstimme mit Fortdauer des Abends immer freier und schillernder strömen.
Gasttenor Nico Darmanin verfügt über ein helles, in der Höhe strahlendes Timbre – ideal für die Partie des Alberto. Als Extremneurotiker verleiht der Malteser Rossinis Koloraturen mittels körperlicher Verrenkungen und Tourette-Ausbrüchen zusätzlichen Ausdruck. Katie Coventry vermag als forsche Doralice die Hemmungen des Kauzes zu lösen.
Wer Rossini mag, dürfte bei „La Gazzetta“ auf seine Rechnung kommen.“
"Regisseurin Alexandra Liedtke landet mit der Rossini-Oper „La Gazzetta“ einen komödiantischen Volltreffer
Sie inszeniert eine erheiternde Schau mit einer Fülle beschwingter Einfällt, Persiflagen, Parodien, Witzen – und auch so manche Derbheit darf sein.
Alexandra Liedtke lässt das großteils hauseigene Ensemble zu ergötzlichen Komödianten werden. Deren fordernden Gesangs- und flotten Spielleistungen rollen in einer Art „perpetuum mobile“ ab und verdienen großes Lob.
Tamara Ivaniš ist die gewiefte Lisetta, die mal kratzbürstig und dann wieder gefühlvoll zart ihren klaren Sopran leuchten lässt und mit bravourös gestochenen Koloraturen punktet. Auch die Doralice von Katie Coventry singt prächtig mit warmen beweglichen Mezzo. George Humphreys Filippo entpuppt sich als witzig persiflierender Schauspieler. Er ist mit seinem Bariton klangvoll präsent.
Zentraler Erzkomödiant ist der Don Pomponio von Sergio Foresti, geschickt im wortreichen und dialektal gefärbten Parlando und klangpompös im ariosen Stimmeinsatz. In schüchterner Unbeholfenheit mimt Nico Darmanin den Alberto mit witzigem Applomb und glänzt gesanglich mit seinem virtuos beweglichen Tenor und der Leichtigkeit in den Höhen.
Das Mozarteumorchester unter der Leitung von Robin Davis spielt feinsten Rossini in frischen Tempi und flotter Motorik mit allerlei exzellenten Soli garniert, farbenreich und ausgefeilt changierend.“
"Vor dem imposanten Hotel „L'Aquila“ regt sich mit Tagesanbruch das lokale Leben: Madame La Rose aus dem Modegeschäft „La Bella Figura“ erscheint. Tommasi und Antonuccio von der Trattoria „Stella d' Oro“ nehmen auf der Piazza ihren ersten Espresso. Der weitgereiste Alberto tritt schüchtern und der reiche Pomponio großspurig auf. Alle warten begierig auf den Zeitungsboy und die druckfrische „La Gazzetta“.
Wir befinden uns am Schauplatz einer wenig bekannten Oper von Gioachino Rossini. Und doch kennt jeder die Motive und Melodien der Ouvertüre zum bunten Treiben auf der Piazza: Rossini hat sie ja auch später in La Cenerentola wieder verwendet. Und immer wieder erreichen solch vertraute Themen das Ohr. Rossini hat zahlreiche Eigenzitate aus früheren Opern in La Gazetta eingebaut. Ebenso hat er in späteren Werken Anleihen bei der Zeitung genommen
Heirat per Zeitungsanzeige! Pomponio will für die Heirat seiner Tochter Lisetta selbst die Hand im Spiel haben und preist in der Anzeige großsprecherisch die Vorzüge Lisettas. Ist es anno 2019 schick und selbstverständlich, dass sich Paare im Internet finden, war 1816 der Wirbel ob solchen ungebührlichen Vorgehens groß.
Ein heiteres Verwirr- und Verwechslungsspiel entzündet sich. Lisetta liebt nämlich Filippo, den Wirt des Hotels und wird von diesem geliebt. Alberto verliebt sich in Doralice, die auch mit dem Vater im Gasthof abgestiegen ist, hält sie aber für Lisetta. Drei verschiedene Plan-Strategien sind nötig, bis endlich die richtigen Paare zusammenfinden.
Alexandra Liedtke landet mit ihrer Regie einen fulminanten Treffer an szenischer Komödiantik. Szenerie und Kostüme von Johanna Lakner sind in einer Farbe gehalten, die an vergilbtes Zeitungspapier erinnert. Farbig bunt wird es nur am fröhlichen Ende beim Maskenfest mit Konfetti."
"Betitelt ist dieses Frühwerk von Rossini als „dramma per musica“, es ist jedoch eine lupenreine Opera buffa und das heißt: viel Turbulenzen und Verwirrung und ob sich all dies seltsame Geschehen logisch durchschauen lässt, ist vernachlässigbar.
Da ist einmal der aufgeblasene geldgeile neapolitanische Papa Don Pomponio, der in seiner grenzenlosen Fürsorglichkeit Tochter Lisetta per Zeitungsinserat quasi an den Meistbietenden verschachern möchte.
Die spielt natürlich nicht mit, weil es in einer Opernkomödie halt um verquere Verstrickungen gehen muss. Sie liebt nämlich Filippo. Da rattert die Malaise hurtig in den Rummel der Verwirrung. Verkleidungsspiele, Maskenball und Rambazamba drumherum schrauben das Durcheinander in einen nahezu rauschhaften Drehwirbel.
Keine Sorge: Ende gut, alles gut!“
Ausgewählter Termin
So. 20.01.2019 19.00
Landestheater
Audioeinführung
von Sara Abbasi
Besetzung (am 20.01.2019)
Musikalische Leitung
Robin Davis
Inszenierung
Alexandra Liedtke
Choreographie
Paul Blackman
Bühne
Falko Herold
Kostüme
Johanna Lakner
Dirigent
Robin Davis
Don Pomponio
Sergio Foresti
Lisetta
Tamara Ivaniš
Filippo
George Humphreys
Doralice
Katie Coventry
Anselmo
Michael Schober
Alberto
Nico Darmanin
Madame La Rose
Frances Pappas
Monsù Traversen
Raimundas Juzuitis
Tänzer
Máté Asbóth / Sydney Robertson
Chor
Herrenchor des Salzburger Landestheaters
Orchester Mozarteumorchester Salzburg