La Sonnambula
Vincenzo Bellini
Opera semiseria in due atti Libretto von Felice Romani
Inhalt
Ein schuldlos schuldig gewordenes Mädchen, ein Graf in Verkleidung, ein Verlobungsring und ein Balanceakt in schwindelerregender Höhe. Das sind die Zutaten, aus denen Vincenzo Bellini sein tragikomisches Belcanto-Feuerwerk »La Sonnambula« schuf. Bereits zu Beginn stehen alle Zeichen auf Happy End: Das Herz Elvinos schlägt für das Waisenmädchen Amina, die Hochzeit ist nur noch eine Frage der Zeit. Sehr zum Missfallen der eifersüchtigen Lisa, die ihrerseits ein Auge auf den reichen Gutsbesitzer geworfen hat. Gut für sie, dass genau in dem Moment, als Elvino die Verlobung öffentlich machen will, Graf Rodolfo auf der Bildfläche erscheint und Amina ausgiebig den Hof macht. Als das Mädchen nachts schlafwandelnd in Rodolfos Zimmer landet und dort von Elvino und den Dorfbewohnern scheinbar in flagranti entdeckt wird, ist der Skandal perfekt und die Hochzeit des jungen Paares mit einem Mal in weite Ferne gerückt.
Vincenzo Bellini gilt als einer der großen Meister des Belcanto, zu dem selbst namhafte Komponistenkollegen bewundernd aufblickten. Giuseppe Verdi begeisterte sich immer wieder für seine »Melodie lunghe lunghe lunghe«, die schier endlosen Melodien, denen Richard Wagner bescheinigte: »Das ist wirkliche Passion und Gefühl«.
Am Salzburger Landestheater stellen nun die junge Regisseurin Agnessa Nefjodov und Ausstatterin Eva Musil ihre Sicht auf Bellinis Seelendrama vor. Ein Team, das mit seiner starken Bildsprache in der Saison 2012/2013 bereits die Uraufführung von Hossam Mahmouds »18 Tage.....« zum Erfolg führte und in der darauf folgenden Spielzeit für Kaija Saariahos »Emilie« verantwortlich zeichnete.
Dauer: ca. 2 h 45 min / inkl. Pause
Pressestimmen
»Mit dem Chor hat die Regisseurin äußerst sorgfältig gearbeitet, jede und jeder aus der Gemeinschaft hat schon durch die Kostüme (Eva Musil) ein eigenes Profil und individuell umrissene schauspielerische Aufgaben. Dass das Kollektiv, einstudiert von Stefan Müller, auch plastisch und engagiert singt, ist eine notwendige und hier sehr gut eingelöste Voraussetzung, weil »La Sonnambula« eine große, vertrackte Choroper ist. […] Lavinia Bini hat sich die Nachtwandlerin bedingungslos anverwandelt, zeigt einen herrlich facettenreichen, runden, sanft strömenden und doch immer schwebenden, an ätherische Grenzen rührenden Sopran jenseits eindimensionaler Koloraturartistik: eine ganze Gestalt. Pavel Kolgatin setzt seinen hellen, gelenkigen, leichten Tenor vielleicht etwas monochrom, dafür aber in allen Lagen sicher und geschmeidig ein: ein grader Kerl. Alexey Birkus hat als Graf Rodolfo die nötige Statur eines noblen, hoch liegenden Basses, den er sauber, gediegen und kontrolliert führt. Hannah Bradbury als düpierte Lisa ist mehr als nur die melodramatische Soubrette: eine bewegliche und zugleich gut geerdete Stimme. Anna Maria Dur als Ziehmutter Teresa fügt sich bruchlos ins geschlossenen Ensemble ein.«
»Bellinis ›La Sonnambula‹ geriet am Salzburger Landestheater mit einem jungen Ensemble zu einer hinreißenden Aufführung. […] Der Dirigent Lorenzo Coladonato lässt es mit dem famosen Mozarteumorchester rauschen, wenn es soll, und schwingend schweben, wenn es Verzweiflung und Schmerz fordern. […] Lavinia Bini (Amina) führt ihre Stimme unglaublich gut in dieser vokalen Hölle. Sie ist nicht das ›Gespenst‹, mehr naiv Träumende, deren Wahnsinns-Wellen in den Grenzen des verloren Lieblichen bleiben. Desgleichen Pavel Kolgatin (Elvino), einen Tenorstimme, die fließt und nicht ›knödelt‹. Alexey Birkus (Graf) ein solider Bass, Anna Maria Dur (Mutter) faszinierte in ihrer Souveränität, ihrer Stimm-Weisheit.«
»Die junge Regisseurin Nefjodov hat diese Liebesgeschichte in einem zeitlosen Raum angesiedelt und das turbulente Geschehen sehr fantasievoll in Szene gesetzt.«
»Regisseurin Agnessa Nefjodov hat gut gearbeitet und vor allem in den vielen Chorszenen versucht, die stückimmanente Statik mit originellen Ideen aufzulockern, ohne dabei Gags und Effekte an den Haaren herbeizuzerren. […] Die junge Italienerin (Bini Anm.) gehört zu jenen Sängern, denen man schlichtweg alles glaubt, sobald sie den Mund aufmachen. Große, in allen Lagen makellose und ausgewogene Stimme mit angenehmem, weder schrillem noch bedecktem Klang. So gut wie fehlerlose Intonation, jede Menge Kraft und die richtige Dosis Vibrato. Ausdrucksstarke, selbstsichere Performance mit klarem musikalischen Gestaltungswillen – von dieser Sängerin möchte man mehr hören. […] Aber auch Opernpartner Pavel Kolgatin bescherte als Elvino wunderschöne Momente mit seinem nicht allzu großen, aber feinen Tenor. Dasselbe gilt für Bass-Bariton Alexey Birkus, der sich als Conte Rodolfo hörbar wohlzufühlen schien und auch für Anna Maria Dur, die ihre ›Mutter Teresa‹ dramatisch und kraftvoll anlegte. Auch Hannah Bradbury gab eine ausdrucksstarke und professionelle Lisa. Zusammen mit Uğur Okay und Min-Yong Kang präsentierte das Salzburger Landestheater ein überwiegend aus Gästen zusammengestelltes Solistenensemble auf gutem bis hervorragendem Niveau.«
»Die Premiere ist vorbei, aber diese ›Sonnambula‹ will man sich gleich noch einmal geben. Nochmal anhören, aber auch einfach Chor-Schauen. Denn der nimmt in dieser Aufführung von Vincenzo Bellinis Oper eine Hauptrolle ein. […] Eine überlegte, genau gezeichnete Inszenierung also, mit einem gesunden Sinn für Humor, aber auch mit untrüglichem Feeling dafür, wo Schluss sein muss mit dem Klamauk. […] Rund und weich lässt Lavinia Bini ihren Sopran strömen, meist mühelos führt sie ihre Stimme in die exponierten Höhen. Mit gustiöser Schwerelosigkeit kommen die Fiorituren. Von ganz anderem Schrot und Korn ist Pavel Kolgatin: Der Russe ist ein italienischer Tenor par excellence, kernig, leuchtkräftig, stets präsent und selbstbewusst. […]Gast am Haus ist Anna Maria Dur als Brautmutter Teresa, eine Altistin, die Energie und Bestimmtheit einbringt in die Gestaltung dieser gar nicht nebensächlichen Rolle. Ugur Okay ist Alessio (der als Lisas unglücklicher Liebhaber am Ende leer ausgeht). Min-Yong Kang wechselt aus dem Chor zur kleinen Solorolle des Notars. Der Chor: Er spielt nicht nur mit merklicher Lust, er singt diesmal auch bemerkenswert präzis und tonschön (Einstudierung: Stefan Müller). Das Kollektiv fühlt sich sichtlich wohl in seiner von der Regie so sorgfältig und liebevoll bedachten Rolle. Viele nette Details stecken in dieser Aufführung, die zwischen halb-ernst und halb-lustig pendelt.«
Besetzung
Musikalische Leitung
Lorenzo Coladonato
Dirigent
Lorenzo Coladonato
Adrian Kelly
Inszenierung
Agnessa Nefjodov
Ausstattung
Eva Musil
Choreinstudierung
Stefan Müller
Dramaturgie
Andreas Gergen
Il Conte Rodolfo
Alexey Birkus
Teresa
Anna Maria Dur
Amina
Lavinia Bini
Elvino
Pavel Kolgatin
Lisa
Hannah Bradbury
Alessio
Uğur Okay
Un Notaro
Min-Yong Kang
Chong Sun
Orchester
Mozarteumorchester Salzburg
Chor Chor des Salzburger Landestheaters