Le nozze di Figaro
Wolfgang Amadeus Mozart
Opera buffa in vier Akten / Libretto von Lorenzo da Ponte nach Pierre Augustin Caron de Beaumarchais' "La folle journée ou le mariage de Figaro" / In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Inhalt
Zu dumm, dass Graf Almaviva vor Jahren in einem großzügigen Anflug von Aufklärung und Liebe zu seiner Frau Rosina das Gebot der ersten Nacht abgeschafft hat! Dieses hätte dem Grafen erlaubt, die Hochzeitsnacht eines jeden Untertanen für sich zu beanspruchen. Denn mittlerweile ist die Liebe zu seiner Angebeteten, die er einst mit Figaros Hilfe eigenhändig aus dem Haus ihres Vormundes entführt hat, erkaltet und der Graf findet ausgerechnet Gefallen an Susanna, der Verlobten Figaros. Die Liebesbeteuerungen des jugendlichen Dieners Cherubino gegenüber Gräfin Rosina, der hinterlistige Boykott-Plan Bartolos und der eifersüchtigen Marcellina gegen die Hochzeit von Figaro und Susanna und die Auftritte des beschwipsten Gärtners Antonio machen das höfische Gefühlschaos perfekt.
Als selbsterklärtem Menschenvertoner war es Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) sichtlich ein Vergnügen, die Charakterzüge der Figuren mit viel Witz, zahlreichen Verwirrungen, Verwechslungen, Verkleidungen und Versteckspielen in Musik zu setzen und dabei bitterböse Gesellschaftskritik zu üben, ohne die Moralkeule zu schwingen. Ein Aufführungsverbot 1784 hätte haarscharf der Erfolgsgeschichte dieses Opern-Klassikers im Weg gestanden. Es bedurfte Lorenzo da Pontes ganzer Überredungskunst, die Genehmigung für die Vertonung der Satire auf die gesellschaftlichen Ungleichheiten zu bekommen. Die politische Brisanz und Frivolität mussten abgemildert werden, doch der bissig-ernste Unterton der Komödie blieb bestehen.
Diese beliebte Opernkomödie – am 1. Mai 1786 im Wiener Hofoperntheater uraufgeführt und längst ein Dauerbrenner des Musiktheaters – ist in erster Linie ein Stück über zwischenmenschliche Beziehungen, Liebe, Treue, Eifersucht, List, Schuldeingeständnis, Vergebung und Versöhnung.
Jacopo Spirei inszeniert nach „Don Giovanni“ und „Così fan tutte“ nun auch die dritte Oper des Da Ponte-Zyklus am Salzburger Landestheater. Spirei inszenierte u. a. am Theater an der Wien, am Badischen Staatstheater Karlsruhe und an der San Francisco Opera (Juni 2017). Das Mozarteumorchester musiziert unter der Leitung von Adrian Kelly.
Dauer: ca. 3 h 30 min / inkl. Pause
Pressestimmen
"Regisseur Jacopo Spirei holt also „Le nozze di Figaro“ in eine elegante Bussi-Bussi-Gegenwartsgesellschaft. Im Figaro bleibt Spirei in den Räumen und Kostümen seiner Ausstatterin Bettina Richter trotz der erwähnten plakativen (Über-)Pointierung zurückhaltend, legt Wert auf überschaubare Personenzeichnung und ein homogenes Ensemblespiel. Das bringt im letzten, dem Garten- resp. Pool-Akt, erhellende Momente, wo man sonst nicht selten im Dunkeln tappt.
Verlassen kann sich Spirei auf inspirierend charakterstarke, junge und bestens gecastete Sängerinnen und Sänger. Wer Herr im Haus sein wird, zeigt vom ersten Auftritt an Aubrey Allicock als Figaro: ein viriler, geschmeidiger, in klarem Italienisch wendig parlierender, vokal bruchlos geführter formidabler Bariton.
Vom Orchestergraben aus steuert Adrian Kelly das Geschehen in pointierter Klangrhetorik, die das Mozarteumorchester griffig und plastisch in allen Spiellagen beherrscht.“
"Nach „Don Giovanni“ und „Così fan tute“ ergänzt der Regisseur Jacopo Spirei den da Ponte-Zyklus der Mozart-Opern. Mit einem fein austarierten und balancierten Ensemble sowohl im Gesang wie auch in der enorm spielfreudigen Aktion. Ein schöner Erfolg. Wieder einmal: der meinerseitige Besuchsbefehl!“
"Zwischen #metoo und frivoler Komödie war die Inszenierung des „Figaro“ am Salzburger Landestheater angesiedelt und sorgte beim Publikum für großen Anklang und Standing Ovations. Ein modernes Setting im Stil der amerikanischen High Society war der Oper hinterlegt und so sorgfältig an Text, Handlung und Musik angepasst, dass man den Eindruck hatte, sie wäre für eine moderne Inszenierung geschrieben worden. Unter der musikalischen Leitung von Adrian Kelly entfaltete sich eine Vielfalt an klaren Stimmen und voluminösen Klängen, die in die sorgfältige und präzise Regie eingebettet waren und die Zuschauer mit auf eine Reise in die Welt des Jet Sets nahm, bei der einem zuweilen auch das Lachen im Hals steckenblieb.“
"Jacopo Spirei hat diese zeitlos gültige Oper, in der beißende Gesellschaftskritik mit unsterblichen Melodien verwoben ist, in Szene gesetzt. Witzig, kurzweilig und pointiert. Ein Solistenensemble, in dem es keine Schwachstelle gab – selten guter Mozartklang. Fazit: Wer Oper nicht grundsätzlich langweilig findet, sollte sich „Le nozze di Figaro“ im Landestheater unbedingt anschauen, denn besser geht es kaum.“
"So sah und hörte man bei der Premiere einen leicht dandyhaften Almaviva, elegant und bei guter Stimme: George Humphreys, ein Bariton, der dem Rollenanspruch von Aussehen und Auftreten ebenso wie stimmlich entspricht. Die Sopranpartien der Damen, der Gräfin und Susanna, waren mit Anne-Fleur Werner und Laura Nicorescu tadellos besetzt. Aubrey Allicock gab ebenso sicher und überzeugend den um nichts verlegenen Figaro. Der Cherubino der Shahar Lavi fand nicht nur den Beifall der Damen auf der Bühne, sondern auch den des Premierenpublikums. Es waren unter anderen noch Franz Supper, Alexander Hüttner sowie Tamara Ivanis, die diesen „Figaro“ auch stimmlich anspruchsvoll zum verdienten Erfolg brachten. Dazu, und nicht zuletzt, trugen selbstverständlich das Mozarteumorchester unter Adrian Kelly sowie Chor und Statisterie des Landestheaters kräftig zum Erfolg des Abends bei.“
Besetzung
Mi. 07.02.2018 19.30
Landestheater · Preise C
Musikalische Leitung Adrian Kelly
Inszenierung Jacopo Spirei
Ausstattung Bettina Richter
Dirigent Robin Davis
Dramaturgie
Katrin König
Il Conte di Almaviva
Elliott Carlton Hines
La Contessa di Almaviva
Angela Davis
Susanna
Laura Nicorescu
Figaro
Aubrey Allicock
Cherubino
Shahar Lavi
Marcellina
Frances Pappas
Bartolo
Raimundas Juzuitis
Basilio
Franz Supper
Don Curzio
Alexander Hüttner
Barbarina
Sophie Mitterhuber
Antonio
Michael Schober
due donne
Sylvia Offermans
Desislava Ilieva
Chor
Chor des Salzburger Landestheaters
Orchester Mozarteumorchester Salzburg