Leonce und Lena
Georg Büchner
Lustspiel
Inhalt
Langeweile: Leonce ist von ihr befallen wie von einer Krankheit. Er ist des Prinz-Seins überdrüssig, seiner Geliebten Rosetta ebenso und davon, die Regierung des Reiches Popo zu übernehmen und zu diesem Zweck eine ihm unbekannte Prinzessin Lena aus dem Reiche Pipi zu heiraten, hält er naturgemäß gar nichts. Gebeugt unter der schweren Last des Müßiggangs und fest entschlossen, niemals ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu werden, will er sich nicht in das Joch einer verordneten Ehe fügen. Zusammen mit Valerio, einem Meister philosophisch fundierter Faulheit, ergreift er die Flucht. Auch Prinzessin Lena flieht vor der Zwangsehe. Die voreinander Fliehenden begegnen sich aber und erkennen hinter der Melancholie des anderen die verwandte Seele.
Am Hofe Popo wird der amtsmüde König Peter unterdes immer konfuser und verheiratet anstelle von Leonce und Lena zwei Automaten miteinander – »in effigie« – also symbolisch, in Abwesenheit. Hinter den beiden Automaten verbergen sich aber Leonce und Lena, die nun – ohne vorher die wahre Identität des anderen gekannt zu haben, also wider Willen einerseits, der Neigung entsprechend andererseits – ein Paar geworden sind.
Der dreiundzwanzigjährige Georg Büchner schrieb sein Lustspiel 1836 für einen Wettbewerb des Verlegers Cotta – und erhoffte sich durch das Preisgeld von 300 Gulden die Verbesserung seiner finanziellen Lage. Allerdings reichte er seinen Beitrag zu spät ein, so dass sein Brief ungeöffnet wieder zurückgeschickt wurde. Büchner überarbeitete sein Manuskript, erlebte jedoch die Veröffentlichung nicht mehr. Die Uraufführung fand erst 1895 in München statt und seither steht »Leonce und Lena« für Generationen von Theatermachern wie Zuschauern als gleichermaßen märchenhafte wie absurde Parabel einer satten Gesellschaft, komisch zwar, aber auch sarkastisch bis zynisch und immer aktuell.
Dauer: ca. 1 h 15 min / keine Pause
Ausgewählter Termin
Besetzung (am 09.05.2016)
Inszenierung
Caroline Ghanipour
Bühne und Kostüme
Peter Engel
Dramaturgie
Carola Schiefke
König Peter vom Reiche Popo
Walter Sachers
Prinz Leonce
Clemens Ansorg
Prinzessin Lena
Julienne Pfeil
Valerio
Sascha Oskar Weis †
Die Gouvernante
Nikola Jaritz-Rudle
Staatsdiener
Axel Meinhardt
Rosetta Elisa Afie Agbaglah
Pressestimmen
»Die Titelpartien sind mit Clemens Ansorg als Prinz Leonce und Julienne Pfeil als Prinzessin Lena besetzt. Letztere erschafft eine wunderbar quirlige Prinzessin mit viel Geschick zur grellen Komik. Ihr Liebesmonolog ist eine gelungene Gratwanderung und darstellerisch der Höhepunkt des Abends. […] Leonces spitzzüngiger Gefährte und Bonvivant Valerio hingegen ist bei Sascha Oskar Weis eine charmante Punktlandung. Er zeigt Präsenz, die Witze treffen unforciert. Lustig ist auch die Darstellung von seinem reifen Counterpart, dem Staatsdiener. Axel Meinhardt gewinnt das Publikum mit einer Mr.-Bean-haften Darstellung des konservativen Sittenhüters. Dessen König (Walter Sachers) legt im Verlauf des Abends an Schwung und Durchlässigkeit zu. Vonstatten geht der Klamauk auf der gelungen entworfenen Bühne von Ausstatter Peter Engel, der die Engstirnigkeit der Gesellschaft und das ausweglose Schicksal der Figuren durch einen zusammenlaufenden Schacht verdeutlicht.«
»Caroline Ghanipour hat Szenen unauffällig umgruppiert, ein paar Nebenrollen rausgekürzt, serviert uns den Text sonst quasi buchstabengenau. Und eben weil dieser Text so vielschichtig ist und Büchner mit seiner Boshaftigkeit auf politischer wie menschlicher Ebene aneckt, gibt sie auf diese Weise keine spezielle Interpretation vor. Sie delegiert an die Zuseherinnen und Zuseher, das sie jeweils Ansprechende heraus zu hören. […] Nehmen wir diese ›Leonce und Lena‹-Aufführung also als ein willkommenes Angebot zum Selberdenken. Nur Lesen ist noch anregender. Humor und Witz kommen in der Aufführung auf ihre Rechnung, und wenn man mit Tempo ein wenig an der Poesie-Gloriole von ›Leonce und Lena‹ kratzt, schadet es nicht.«