Lili, the Danish Girl
Reginaldo Oliveira
Inhalt
Lili Elbe wurde 1882 als Einar Wegener in Dänemark geboren und war unter diesem Namen ein bekannter Landschaftsmaler. Schon kurz nach der Heirat mit der Illustratorin Gerda Gottlieb begann Lili ihr heimlich für Frauenporträts Modell zu stehen. In den 1920er Jahren zog das Paar nach Paris, weil Lili hoffte, dort ihre weibliche Seite freier ausleben zu können. Aber erst mehrere geschlechtsangleichende Operationen in Berlin und Dresden gaben ihr das Gefühl, im richtigen Körper angekommen zu sein. Sie war vermutlich einer der ersten Menschen, die sich diesen Operationen unterzog. Eine kurze Zeit der gesellschaftlichen Offenheit, die in den 1930er Jahren ein brutales Ende fand, schuf den Rahmen für diese außergewöhnliche Lebensgeschichte.
Reginaldo Oliveira interessiert am Beispiel Lili Elbes, was es bedeutet, wenn Körpergefühl und äußere Gestalt nicht in Einklang zu bringen sind und welche Vielfalt wir uns durch unsere rigiden Zuschreibungen von Männlichkeit und Weiblichkeit selber nehmen. In was für einem gesellschaftlichen Umfeld könnte eine innere Freiheit entstehen, die es ermöglicht, sich vom Korsett der klassischen Geschlechtszuschreibungen zu lösen und alle Möglichkeiten, die in einem angelegt sind, zuzulassen? Oliveiras choreographische Arbeit, die die Grenzen des klassischen Balletts immer wieder sprengt, um zu neuem Ausdruck zu gelangen, legt nahe, den Körper selber mit den Mitteln des Tanzes zu erforschen. Und dabei gleichzeitig eine Hommage an eine Frau zu kreieren, die uns viel zu erzählen hat.
Lili Elbe (1882–1931) schrieb ein Buch über ihr Leben, das 1932 herausgegeben und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. In Dresden widmet sich ein Archiv ihrer Person. Und im Jahr 2000 wurde ihre Geschichte zur Grundlage eines Romans von David Ebershoff. Der internationale Bestseller mit dem Titel „The Danish Girl“ wurde 2015 von Tom Hooper verfilmt.
Ballettdirektor Reginaldo Oliveira hat sich mit Stoffen der Weltliteratur wie „Romeo und Julia“ und „Anna Karenina“ auseinandergesetzt. Nun widmet er sich mit seinem langjährigen Team, dem Bühnenbildner Sebastian Hannak und der Kostümbildnerin Judith Adam, in dieser Arbeit am Beispiel einer historischen Persönlichkeit einem gesellschaftlich virulenten Thema.
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten / keine Pause
Pressestimmen
Die Spannung des 80-minütigen Premierenabends am Samstag entlädt sich in frenetischem Jubel – ein Bewies, dass dem Landestheater-Publikum neben „Manitu“ und Niavarani auch Forderndes, Kontroverses zuzumuten ist.
Reginaldo Oliveira zeigt intensives, sinnliches Tanztheater, das auch durch die Kraft und Ausdauer der Tanzer:innen den Verdacht, auf den aktuellen Trend diverser Genderdebatten und-performances aufzuspringen, gar nicht erst aufkommen lässt. Er erzählt eine Geschichte, bietet jedoch mit der kleinen Compagnie mehr als die nackte Handlung, zeigt den Kampf Lili Elbes um ihre Identität, das Auf und Ab ihrer Gefühle. […] Ein beeindruckendes Tanzstück, das im Premierenjubel endet. Dieser gilt den Tänzer:innen ebenso wie dem Choreografen und seinem Team.
Eine Ballett-Uraufführung in grandioser Umsetzung: Tanz, Musik, Kostüm (Judith Adam) und Bühnenbild (Sebastian Hannak) gingen eine stimmige Liaison ein, erzählten Lilis Geschichte kunstvoll nach. Lilis Schicksal, am Salzburger Landestheater auf höchstem tänzerischem Niveau erzählt, ist so aktuell, wie das Wesen des Menschen individuell und vielfältig ist. Dafür gab es Standing Ovations und einen nicht enden wollenden Applaus.
Wenn Körpergefühl und äußere Gestalt nicht in Einklang zu bringen sind, so Oliveira, liege es nahe, den Körper selbst mit den Mitteln des Tanzes zu erforschen. Das ist ihm mit seiner Compagnie glänzend gelungen.
Ausgewählter Termin
Sa. 12.03.2022 19.00
Salzburger Landestheater
Audioeinführung
von Maren Zimmermann
Besetzung (am 12.03.2022)
Szenische Konzeption und Choreographie
Reginaldo Oliveira
Bühne
Sebastian Hannak
Kostüme
Judith Adam
Dramaturgie
Maren Zimmermann
Einar / Lili
Klevis Neza
Gerda
Larissa Mota
Hélène
Valbona Bushkola
Dr. Warnekros
Lucas Leonardo
Iure de Castro
Prostituierte
Sveva Gaudenzi
Dafne Barbosa
Chigusa Fujiyoshi
Moeka Katsuki
Freier
Diego da Cunha
Iure de Castro
Lucas Leonardo
Cassiano Rodrigues
Ärzte 1
Chigusa Fujiyoshi
Cassiano Rodrigues
Kirche
Chigusa Fujiyoshi
Moeka Katsuki
Ärzte 2
Dafne Barbosa
Moeka Katsuki
Iure de Castro
Lucas Leonardo
Ärzte 3
Dafne Barbosa
Chigusa Fujiyoshi
Sveva Gaudenzi
Moeka Katsuki
Diego da Cunha
Iure de Castro
Lucas Leonardo
Cassiano Rodrigues