Lulu
Frank Wedekind
Inhalt
Lulu ist eine schöne, freizügige junge Frau, die selbstbewusst und auch egoistisch ihre Wünsche lebt. Sie zieht Männer scharenweise in ihren Bann, doch ihre ungehemmte Lebensgier bringt sie schnell in gesellschaftliche Konflikte. Frank Wedekind beschreibt Aufstieg und Fall dieser jungen Frau, die in einer Männerwelt schrankenlose Entfaltung für sich beansprucht. Diese Versuchsanordnung stößt bis heute an Tabus, und so kommentiert der Autor selbst: »Was dem Stücke fehlt, ist die eine oder andere Moral, die der auf seinen Gewinn bedachte Philister mit nach Hause nehmen kann.«
Ein Chefredakteur, sein Sohn, ein Medizinalrat, ein Maler, ein Athlet, eine Gräfin und Jack the Ripper begegnen Lulu und verwickeln sich in ein Netz der Leidenschaften. Jeder bezahlt einen Preis dafür. Die Figur der Lulu hat seit jeher das Publikum fasziniert und abgestoßen, war seit jeher Projektionsfläche unterschiedlicher Interpretationen. So wurde sie als »Femme fatale«, unschuldige Kindfrau, aber auch als Symbol weiblicher Befreiung und Opfer einer Männerwelt, die ihre Selbstbestimmung nicht zulässt, gedeutet. Heute ist die Figur nach wie vor beklemmend aktuell in einer gesellschaftlichen Debatte, in der der Prozess der Behauptung dessen, was Frauen und Männer im öffentlichen Raum dürfen, neu aufgeflammt ist.
Für Wedekind selbst, der sich in seiner Arbeit von seinen Erfahrungen im Circus und als Werbetexter hat inspirieren lassen, bedeutet das Stück einen künstlerischen Durchbruch. Gleichzeitig ist es ein Gegenentwurf zu dem von Gerhart Hauptmann vertretenen Postulat des Naturalismus auf der Bühne. Frank Wedekind (1864–1918) war Sohn eines Arztes und einer Schauspielerin. Er studierte Jura, arbeitete für den »Simplicissimus«, beim Circus und als Reklamechef, bevor er sich als Schauspieler und Schriftsteller einen Namen machte. Sein Hauptwerk »Lulu« entstand aus den Theaterstücken »Erdgeist« (1895) und »Die Büchse der Pandora« (1902).
Carl Philip von Maldeghem überprüft die vom Circus inspirierte Spielanordnung Wedekinds in seiner Inszenierung, die sich auf die Fremd- und Selbstbestimmtheit der Figur »Lulu« konzentriert. Dies geschieht mit bewährten Partnern, im Raum von Thomas Pekny »Funny Girl«, »Nach Europa / Über das Meer« und Kostümbild von Conny Lüders »Cabaret«.
Dauer: ca. 2 h / inkl. Pause
Pressestimmen
„Obleich hier alle Männer auf dasselbe – Sex und Hörigkeit – hinauswollen, sind dank guter Schauspieler vielerlei männliche Prototypen zu erkunden. […] So glänzend wie sie [Franziska Becker als Gräfin Geschwitz Anm.] am Anfang zwei Chansons singt, eines auf das Gedicht ‚Tingel-Tangel‘ von Wedekind, das zweite auf den eingekürzten Prolog des Tierbändigers zu ‚Erdgeist‘, so fabelhaft spielt sie dann diese elegante, feinsinnige, lesbische Frau, die in abgöttisches Begehren zu Lulu verfällt und somit der Liebe als absichtslose Zuneigung unfähig wird. Nikola Rudle spielt die Titelrolle mit großem Einsatz und guter Kondition – sie kokettiert, sie lügt, sie bietet sich an, sie wehrt sich, sie reizt, sie rächt, schmiedet Pläne oder folgt spontan ihren Gefühlen. Sie zeigt uns eine rätselhafte Frau – zugleich verlogen wie wahr, zugleich selbstbestimmt wie bloßer Spiegel männlicher Gelüste.“
„Unter den vielen Möglichkeiten, die facettenreiche Titelfigur zu deuten, entschied sich Regisseur Maldeghem für die Kindfrau. Nikola Rudle ist also nicht das berechnende Sexmonster, das sich mit schwachen Männern spielt, sondern eher das Mädchen, das nie striktere Lebensregeln gelernt hat und nimmt, was ihr in den Weg kommt. Am liebsten väterliche Figuren. […] Am ehesten im Fall von Chefredakteur Schön (Christoph Wieschke), dessen Beschützerinstinkt herausgefordert ist. Seine Versuche, aus der Beziehung auszubrechen, scheitern. Dieses Handlungselement arbeitet die Regie kraftvoll heraus.“
„Carl Philip von Maldeghem ist es gelungen, die heutzutage eigentlich unspielbare ‚Lulu‘ als unterhaltsame, tempo- und anspielungsreiche Varieténummer zu inszenieren.“
„Carl Philip von Maldeghem inszeniert Wedekinds ‚Lulu‘ lebendig und mit unauffälligen Modernisierungen, die im Gesamtzusammenhang eine neues, frisches Bild ergeben […]. Das eindrucksvolle und wandelbare cremefarbene Bühnenbild (Thomas Pekny) unterstützt diese Atmosphäre. Mit den Kostümen von Conny Lüders wird die Inszenierung zu einem Gesamtkunstwerk […].“
Besetzung
Inszenierung
Carl Philip von Maldeghem
Bühne
N. N.
Kostüme
Conny Lüders
Dramaturgie
Maren Zimmermann
Lulu
Nikola Jaritz-Rudle
Medizinalrat Dr. Goll / Schigolch
Axel Meinhardt
Schwarz, Kunstmaler / Casti-Piani
Georg Clementi
Dr. Schön, Chefredakteur
Christoph Wieschke
Alwa, sein Sohn
Gregor Schulz
Gräfin Geschwitz, Malerin
Franziska Becker
Rodrigo, Artist
Hanno Waldner
Hugenberg, Gymnasiast Elisa Afie Agbaglah