Mythos Coco / UA
Peter Breuer / Maren Zimmermann
Inhalt
Als Coco Chanel 1954 in Salzburg Urlaub macht, inspiriert sie ein junger Liftboy in einem kurzen Trachtenjanker zu ihrem wohl bekanntesten Kleidungsstück – der klassischen Chanel-Jacke. So zumindest erzählt es die Marken-Historie und die Geschichte passt zu Coco Chanels Bemühen, schon zu Lebzeiten Mythen über sich aufzubauen.
1909 gründet die früh verwaiste Gabrielle »Coco« Chanel, die immer neue Geschichten über ihre Herkunft in Umlauf bringt, ein Hutatelier in Paris. Mode entwirft sie in dieser Zeit nur für sich selbst und ihre Freundinnen. Was für sie zählt, sind Geradlinigkeit und natürliche Bewegungsfreiheit. Sie lässt sich die Haare abschneiden und trägt Hosen – revolutionär für die damalige Zeit und erfolgreich: 1915 eröffnet sie ihr erstes eigenes Modehaus und in den zwanziger Jahren tummelt sie sich im illustren Kreis aus Intellektuellen, Künstlern und reichen Industriellen. Sie ist u. a. befreundet mit Igor Strawinsky, Jean Cocteau und Pablo Picasso. Mit dem Herzog von Westminster ist sie bis in die höchsten Kreise der britischen Gesellschaft vernetzt. Winston Churchill und der Herzog von Windsor zählen zu ihren Freunden. Zu Beginn der Dreißiger Jahre bewohnt sie eine Suite im Hotel Ritz und beschäftigt bis zu 4.000 Arbeiterinnen.
Coco Chanel hatte zahlreiche Liebschaften. Besonders brisant ist ihre Affäre mit dem deutschen Diplomaten Hans Günther von Dincklage, Sonderbeauftragter des Reichssicherheitshauptamts in Frankreich. Als Agentin F-7124 soll Chanel in der »Operation Modellhut« Winston Churchill zu Gesprächen mit den Deutschen über ein mögliches Kriegsende überreden. Was damals genau passiert sei, so heißt es heute aus dem Modehaus Chanel, ganz im Sinne von Coco Chanel, werde »ohne Zweifel für immer ein Mysterium bleiben«.
Choreograph Peter Breuer widmet sich in seinem biographischen Handlungsballett dem Mythos einer Frau, die die Modewelt revolutioniert, die Kunstwelt ihrer Zeit inspiriert und sich selbst schon zu Lebzeiten zu einer Legende gemacht hat.
Dauer: ca. 2 h / eine Pause
Pressestimmen
»Da ist einerseits die junge Coco, voll juvenilem Esprit, vereinnahmend sympathisch von Liliya Markina getanzt, andererseits ihr reifer Counterpart Chanel, deren Zerrissenheit Anna Yanchuk ausdrucksvoll zwischen emanzipatorischer Stärke und fragiler Gefühlswelt oszillieren lässt. Gemeinsam haben beide Figuren eine innere Heimatlosigkeit, die ihre Erfüllung im Dasein der einsamen Wölfin findet. Einzig in Mäzenin Misia Sehrt, einfühlsam von Christina Uta gestaltet, findet Coco ein Schulter zum Anlehnen […].«
»Alles, was es für ein gutes Handlungsballett braucht, bringt Peter Breuer auf die Bühne. Und die ist wunderbar gestaltet von Bruno Schwengl. [...] Das Stück dauert knappe zwei Stunden und enthält alles, was man von einem Handlungsballett verlangt: gut gezeichnete Charaktere, eine nachvollziehbare Handlung auch mit Rückblenden und Figuren, die dem Zuschauer eigene Imaginationen ermöglichen, ohne dass er vorher eine Gebrauchsanweisung lesen müsste. Und vor allem eine schlüssige Choreografie, die der Truppe alles abverlangt, was sie so drauf hat.«
»Liliya Markina verkörpert die ungestüme und temperamentvolle junge Coco, die mit Arthur Capel (Marian Meszaros) unter schwebenden Hutkreationen einen traumhaft schönen Liebes-Pas-de-deux hinlegt. Anna Yanchuk umgarnt als leidenschaftliche, gereifte Frau, den verheirateten Strawinsky (Josef Vesely) und kann es nicht fassen, dass dieser zu seiner Frau (Anastasia Bertinshaw) zurückkehrt. In der Rolle der Trösterin beeindruckt Cristina Uta, wobei eine erotische Komponente stets mitschwingt. Einen Höhepunkt stellt sicherlich der fulminante surrealistische Künstlerball dar, auf dem Cocteau-Pferde auftanzen und Jean Marais als Ödipus auftritt. Bruno Schwengl hat es geschafft, phantastische, elegante Chanel-Kostüme, die durch Luftigkeit und kühle Eleganz bestechen, so zu kreieren, dass sie auch Peter Breuers beeindruckender, doch überaus schwieriger, komplizierter Choreographie standhalten. Den abwechslungsreichen, bunten Ballettabend, der mit starken Bildern besticht, sollte man sich nicht entgehen lassen.«
Besetzung
Idee und Choreographie
Prof. Peter Breuer
Libretto und Dramaturgie
Maren Zimmermann
Bühne und Kostüme
Bruno Schwengl
Musikarrangement
Eduardo Boechat
Choreographische Assistenz
Alexander Korobko
Coco
Liliya Markina
Chanel
Anna Yanchuk
Chanels Vater
Josef Vesely
Arthur 'Boy' Capel
Marian Meszaros
Belle Epoche-Mannequin
Kate Watson
Chanel-Mannequin
Naila Fiol
Misia Sert
Cristina Uta
Salvador Dali
Iure de Castro
Jean Cocteau
Diego da Cunha
Cocteau-Pferde
Andrii Lytvynenko
José Flaviano de Mesquita Junior
Vincenzo Timpa
Serge Lifar als Vestris
José Flaviano de Mesquita Junior
Jean Marais als Ödipus
Otto Wotroba
Ida Rubinstein als Iocaste
Mikino Karube
Igor Strawinsky
Josef Vesely
Katharina Strawinsky
Anastasia Bertinshaw
Paul Iribe
Marian Meszaros
Fächerdamen
Naila Fiol
Karine de Matos
Kate Watson
Josephine Baker
Diego da Cunha
Hans Günther von Dincklage
Alexander Korobko
Marlene Dietrich
Liliya Markina
Liftboy
Vincenzo Timpa
Modell bei Anprobe
Karine de Matos
Assistent bei Anprobe
José Flaviano de Mesquita Junior
Coco als Kind
Nina Daglinger
Lilli Lisztes
Mannequins, Partygäste, Nazis u. a. Ballettensemble