Ne me quitte pas - Dott singt Brel
Inhalt
Le Grand Jacques Brel. Seine Auftritte waren gekennzeichnet durch einen expressiven Vortrag. Heute gilt er als der französische Chansonnier par excellence, obwohl er eigentlich aus Belgien stammte. Er stellt sich außerhalb der Gesellschaft, um sie umso besser zu sehen. Heimat ist ihm so nah, dass er viel Abstand braucht. Das belgische Zuhause tauscht er gegen das fremde Pariser Leben, die Momentaufnahmen seiner Lieder erzählen Minidramen von den ganz großen Themen: von Einsamkeit und Bigotterie, von Scheinheiligkeit und Elend, von Matrosen und Huren, vom Tod – und von der Liebe.
Jacques Brel verlässt die elterliche Familie (und mit ihr eine sichere Zukunft als Kartonagen-Fabrikant), haust in Paris, kämpft sich durch Clubs, schreibt Lieder voller Wut und Verzweiflung – eigentlich für andere Interpreten. Und steht schließlich selbst mit der Gitarre in der Hand auf der Bühne, ergreift beherzt eine einmalige Chance, ein großes Publikum zu erreichen, ist plötzlich ein Star, der in den großen Konzerthallen der Welt zu Hause ist. Und verlässt das Podium der Welt genauso überraschend wieder, zieht sich schließlich auf die polynesische Insel Hira Oa zurück, der er sich als Postflieger zur Verfügung stellt.
Brels Lieder voller Wut, Sehnsucht, Witz, Liebe und belgisch-französischem Esprit verknüpft Marco Dott mit der außergewöhnlichen Biographie des streitbaren Künstlers zu einem pulsierenden Abend.
„Brel (1929–1978) hat sein Leben inszeniert wie ein Regisseur. Und immer wieder wusste sich der Mensch vor dem Star zu retten. Brel war begeisterungsfähig und voller Zweifel, großzügig und unerträglich. Er war ein Weltmeister im Verbreiten von Halbwahrheiten und platten Lügen, aber er war zu aufrichtig, um arglistig zu sein. ‚Ich will nicht betrügen‘, sagte er immer wieder, dieser Spieler, der vor allem ein schöpferischer Mensch war.“ Olivier Todd
Marco Dott, der am Salzburger Landestheater als Schauspieler und Regisseur sowohl im Schauspiel wie auch immer wieder im Musiktheater arbeitet, hat sein Publikum auf unterschiedlichste Weise oft beglückt. Mit diesem Abend realisiert er seine Hommage an den musikalischen und engagierten Künstler.
Dauer: 1h 50 min (inkl. einer Pause)
Besetzung
Pressestimmen
"Marco Dott traut sich was. [Er] vermittelte die Melancholie, Wut, Einsamkeit, das Elend von Matrosen und Huren und die Scheinheiligkeit der bürgerlichen Gesellschaft authentisch und klangschön. Die Atmosphäre der Kleinkunstbühnen, auf denen Brel sang, bevor er die größten Konzerthäuser eroberte, ist lebendig geworden in den Kammerspielen. Das kraftvolle 'Amsterdam', das raffinierte 'Mathilde' oder das freche 'Marieke' holten zurück in die 50er- und 60er-Jahre. Eine bereichernde Begegnung mit Brel [...]."
"[Brel] zu erfassen, ihn zu spüren und seine inneren Kämpfe, seine Ambivalenzen und intensiven Gefühle nachzuempfinden, darin liegt wohl der Schlüssel zum Erfolg, den Marco Dott an diesem Abend feiern kann. Dott singt also nicht nur Brel, er versteht ihn [...] Dott fasst Brels Leben und Leiden, sein Singen und Schmachten in kurze Dialoge, in die er ab und an auch die Musikerin Kovalcíková dialogisch einbezieht. Der Zuschauer spürt ganz viel Brel, wie er trampelnd, fuchtelnd, grimassierend seine Chansons nicht singt, sondern sie durchlebt und durchleidet, so als sei es das erste und zugleich das letzte Mal: Voller Wut, Sehnen, Liebe und Verzweiflung, aber vor allem eines - Hingabe. Das schafft Dott auf seine Weise und kommt damit Brel ganz nah."