Stormy Interlude
Max Brand
Stürmisches Intermezzo / Oper in einem Akt / Libretto vom Komponisten / In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln / Szenische Erstaufführung
Inhalt
Ein »Stormy Interlude« – ein wahrhaft stürmisches Intermezzo – ereignet sich für die junge Mona, die bisher mehr als gelangweilt ist von ihrem Leben. Tag für Tag beobachtet sie das Kommen und Gehen der Reisenden in ihrem Gasthaus. Und mit jedem Tag wächst Monas Neugier nach einem Abenteuer. Doch alles ändert sich in einer regnerischen Novembernacht, als plötzlich ein Fremder in der Tür steht, der genau wie sie zu empfinden scheint. Ausgerechnet ihr Verlobter Elmer entlarvt diesen jedoch als landesweit gesuchten Verbrecher »Willy the charmer«. Mona ist gefangen zwischen Pflicht und Sehnsucht und wird zum Spielball der Gefühle.
Der österreichische Komponist Max Brand erlebte seine erfolgreichste Zeit in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Von der Machtergreifung Hitlers 1933 an wurden Brands Werke nicht mehr aufgeführt. 1938 flüchtete er ins Exil und emigrierte über Brasilien in die USA. Erst 1975 kehrte er nach Österreich zurück, wo er 1980 starb. Ein Großteil seiner Werke ist in den Wirren der Kriegs- und Nachkriegsjahre verschollen.
Das Salzburger Landestheater macht es sich nun zur Aufgabe, Brands vergessene Oper »Stormy Interlude« aus dem Jahr 1955 zur szenischen Uraufführung zu bringen. Regisseurin Amélie Niermeyer ist dem Salzburger Publikum längst keine Unbekannte mehr und begeisterte in den vergangenen Spielzeiten bereits mit ihren Interpretationen von »Wozzeck«, »La clemenza di Tito« und »Rigoletto«. Das Mozarteumorchester Salzburg spielt unter der Leitung von Musikdirektorin Mirga Gražinytė-Tyla.
Dauer: ca. 2 h / inkl. Pause
Pressestimmen
»Mirga Gražinytė-Tyla, Musikdirektorin am Landestheater, […] gelingt es, mit transparent-pointierter Wiedergabe die musikalischen Qualitäten der Partitur ins Licht zu rücken. Sie musiziert mit großer Flexibilität, steuert dynamisch auf die dramaturgischen Höhepunkte zu und arbeitet klanglich zahlreiche Finessen heraus. Zugleich führt sie die Sängerinnen und Sänger mit souveräner Sicherheit durch die Partitur. Hannah Bradbury macht auch vokal die Verwandlung Monas von einem ängstlichen Mädchen zu einer entschlossenen Frau hörbar. Jason Cox ist ihr – im ersten Durchgang – ein ebenso brutaler wie alerter Widerpart. Und auch die Nebenrollen sind mit Frances Pappas als Mrs. Lambert sowie Raimundas Juzuitis und Elliott Carlton Hines als Polizisten gut besetzt.«
»Ein unerträglich moralinsaures Stück also, bezeichnenderweise komponiert 1955 und bisher nie szenisch aufgeführt. Und doch schafften es Amélie Niermeyer und ihr Ausstattungsteam Maria-Alice Bahra und Jan Alexander Schroeder, daraus einen so spannenden wie bedrückenden Abend über die Unerträglichkeit des Alltags, über das bleierne Dasein zu machen. […] Amélie Niermeyer lässt nach der Pause bei der Wiederholung von ›Stormy Interlude‹ nicht einen Verbrecher auftreten, sondern zehn, was die Handlung optisch und musikalisch enorm verstärkt, dramatisiert, auf die Spitze treibt. Keine Sekunde ist das Geschehen langweilig. […] Hannah Bradbury als Mona und Frances Pappes als ihre Mutter Mrs. Lambert beeindruckten durch ihr intensives Spiel, das einem Horrorfilm genauso angemessen gewesen wäre wie einem Psychokrimi. Jason Cox gab einen dämonischen Verbrecher. Insgesamt eine großartige Hommage an Max Brand […].«
»Linear erzählt, ist die Dreierkonstellation Mutter-Tochter-Fremder ein ziemlich konventioneller Plot. Deswegen spitzt Regisseurin Amélie Niermeyer in einem packenden Psycho-Kammerspiel die Situation deutlich zu. Sie macht die Abhängigkeit der beiden Frauen voneinander zum sich ständig perpetuierenden Wiederholungs-(kampf)zwang in einem Hitchcock-ähnlichen Setting in Schwarz-Weiß: faszinierend die perspektivisch verschachtelten Bühnenräume von Maria-Alice Bahra, die Kostüme von Alexander Schroeder, das Licht und Videodesign von Günther Schöllbauer und Meike Ebert. Und dann der raffinierte Trick in der Reprise: Niermeyer erweitert den Kinokrimi zu einem multiplen Erlebnis. […] Hannah Bradbury als junge Mona leistet Außerordentliches als sich bedingungslos doppelt ausliefernde Singschauspielerin, Frances Pappas als Mutter ist die brillant charakterisierte Mit- und Gegenspielerin, Jason Cox der irritierend doppeldeutige Fremde. Es ist ein außergewöhnliches Opernerlebnis. Man sollte es keinesfalls versäumen.«
»Was macht man, wenn eine Oper keine abendfüllende Länge hat? Man spielt sie zwei Mal hintereinander. Klingt erst einmal ein bisschen närrisch, doch im Fall von ›Stormy Interlude‹ von Max Brand kommt die Lösung einem Geniestreich gleich. Weil man so diese Musik, die man vorher nicht kennt, besser begreifen kann. Und weil die Wiederkehr des Stücks in der Inszenierung von Amélie Niermeyer nicht einfach eine Wiederholung, sondern eine Weiterführung, eine szenische Variation, ein Glücksfall ist. […] Niermeyer spürt den schwarzen Kern der Geschichte auf, macht aus ihr eine Film-Noir-Etüde feinster Unheimlichkeit, im Fernseher küsst Bogart Bacall, auf der Bühne hat die Tochter eine Sehnsucht, will raus aus der Enge, und doch ist sie emotional an die Mutter gekettet, ein trauriges, verlorenes Paar. Auch der Gangster und die Tochter, gespielt und gesungen von der faszinierenden Hannah Bradbury, haben die gleiche Erkenntnis vom Leben: ›Zurück bleibt nichts als Verzweiflung.‹«
»Nun hat das Salzburger Landestheater mit einer wahren Pioniertat aufhorchen lassen – mit der szenischen Erstaufführung des Operneinakters ›Stormy Interlude‹. […] Im Bühnenbild von Maria-Alice Bahra und Jan Alexander Schroeder wird das Publikum hineingezogen in einen Alptraum. Ein Gasthaus irgendwo in den amerikanischen Bergen, eine Mutter, offensichtlich Alkoholikerin, eine Tochter – vielleicht ein Missbrauchsopfer – auf jeden Fall aber verzweifelt angesichts der Unentrinnbarkeit ihrer Einsamkeit und am Rande der Belastbarkeit ihrer Psyche. […] Das lässt Regisseurin Amélie Niermeyer mit beängstigender Stringenz und Knappheit in Bewegung und Gesten gnadenlos abrollen als unaufhaltbares Schicksal. Das sich ständig bewegende und scheinbar immer neu zusammensetzende Bühnenbild verstärkt dieses alptraumhafte Gefühl in einer Endlos-Zeitschleife gefangen zu sein. […] Das Mozarteumorchester unter der Leitung von Mirga Gražinytė-Tyla spielt kammermusikalisch transparent, liefert virtuos klangsinnliche Bläsersoli. Frances Pappas singt die Rolle der Mutter Mrs. Lambert als gestörte Femme fatale, Hannah Bradbury brilliert darstellerisch und sängerisch als Mona. Jason Cox gibt den ›Fremden‹ bedrohlich verführerisch. Chappeau vor den Herrn des Männerchores des Landestheaters in den zahlreichen Solopassagen als quasi multipler ›Fremder‹. Ein bedrohlicher, beängstigender und überaus spannender Opernabend.«
»Gesungen und gespielt wird im Ensemble exzellent: Hannah Bradbury als Mona ist intensiv und ausdrucksstark. Frances Pappas als ihre Mutter ist eine verstörte Femme fatale mit klaren Tönen. Jason Cox ist der profund singende Fremde. Was diese Opernproduktion aber in den Bereich des Außergewöhnlichen hebt, ist die szenische Umsetzung: Amélie Niermeyer zeigt auf der Drehbühne […] einen Thriller à la Hitchcock.«
Besetzung
Musikalische Leitung
Mirga Gražinytė-Tyla
Inszenierung
Amélie Niermeyer
Bühne und Kostüme
Maria-Alice Bahra
Jan Alexander Schroeder
Dramaturgie
Svenja Gottsmann
Mrs. Lambert
Frances Pappas
Mona
Hannah Bradbury
The Stranger
Jason Cox
First State Trooper
Raimundas Juzuitis
Second State Trooper
Elliott Carlton Hines
Orchester
Mozarteumorchester Salzburg
Chor Mitglieder des Chores des Salzburger Landestheaters