Terror
Ferdinand von Schirach
Inhalt
Die Szene: Ein Gericht. Das Publikum: Die Schöffen.
Major Lars Koch, Pilot eines Kampfjets der deutschen Bundeswehr, Typ Eurofighter, hat sich seinem Urteil zu stellen. Hat er richtig gehandelt, an jenem Tag, an dem er den Befehl erhielt, einen von Terroristen gekaperten Lufthansa-Airbus vom Kurs abzudrängen? An Bord von Flug LH 2047 von Berlin-Tegel nach München sind 164 Menschen. Nun nimmt die Maschine Kurs auf die Allianz-Arena. Dort findet an diesem Abend vor 70.000 Zuschauern das ausverkaufte Länderspiel Deutschland gegen England statt. Major Lars Koch muss reagieren.
Wie lauten seine Befehle? Soll er, darf er die Passagiermaschine abschießen, wenn die Terroristen nicht einlenken? Die Uhr tickt und Lars Koch trifft eine Entscheidung. Ferdinand von Schirach stellt in seinem ersten Theaterstück die Frage nach der Würde des Menschen. Darf Leben gegen Leben, gleich in welcher Zahl, abgewogen werden? Welche Gründe kann es geben, um ein Unheil durch ein anderes, vermeintlich kleineres Unheil abzuwehren? Und wer sind die Verantwortlichen? Oder ist es Lars Koch allein, der hier vor Gericht steht? Die Schöffen haben zu entscheiden.
Von Schirach gibt in seinem Theaterstück »Terror«, das in der Spielzeit 2015/2016 gleichzeitig in Berlin und Frankfurt zur Uraufführung kam, dem Zuschauer die Verantwortung der Schöffenentscheidung in die Hand, so dass der Stückausgang von Vorstellung zu Vorstellung variieren kann.
Ferdinand von Schirach (* 1964) arbeitet als Anwalt und Strafverteidiger in Berlin. Mit seinem Debüt »Verbrechen« gelang ihm 2009 auf Anhieb der Durchbruch als literarischer Autor, seine Kurzgeschichten wurden vom ZDF erfolgreich verfilmt. In seinem ersten Theaterstück »Terror« rüttelt von Schirach an nichts Geringerem als dem ersten Artikel des deutschen Grundgesetzes bzw. Artikel 2 der Österreichischen Bundesverfassung: »Die Würde des Menschen ist unantastbar«.
Dedi Baron wurde in Tel Aviv geboren und studierte dort Theaterregie. Stipendien der britischen Botschaft und des Goethe-Instituts führten sie nach London und Berlin. Seit dem Ende der 1990er Jahre inszeniert Dedi Baron kontinuierlich an den beiden größten Theatern in Tel Aviv, Habima und Cameri. In Deutschland ist sie u. a. an der Berliner Schaubühne, am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Theater Kiel tätig.
Wenn Sie wissen wollen, wie die Zuschauer - auch an anderen Theatern - bisher abgestimmt haben, dann klicken Sie auf den Link: http://terror.theater/
Dauer: ca. 2 h 30 min / inkl. Pause
Pressestimmen
„Der zu Vernehmende sitzt mit dem Rücken zum Publikum, doch sein Gesicht wird auf der Bühnenrückwand in Kino-Dimension vergrößert. Vor allem Georg Clementi als Zeuge brilliert da mit abwechslungsreichem Mienenspiel. Gregor Schleuning besticht als Lars Koch durch mitreißenden Idealismus eines Soldaten. Regisseurin Dedi Baron hat in der statischen Anordnung des Gerichts die Figuren markant konturiert. Christoph Wieschke ist als bedächtiger Vorsitzender ein wirksamer Ruhepol, wenn Pro und Kontra aufeinanderprallen oder wenn Nikola Rudle als Nebenklägerin den Tod ihres Mannes herzerweichend beklagt. Julienne Pfeil spielt die kluge, empathische Staatsanwältin so glänzend, dass man sich wundert, warum der Freispruch in Salzburg so hohe Quote erhalten hat.“
„Die israelische Regisseurin Dedi Baron vermied jeglichen Schnickschnack […]. Es ist ein Gerichtsdrama, pures Sprechtheater, die Figuren füllen Funktionen und nicht Emotionen. Das Ensemble macht sich dabei glänzend […]. Das Publikum stimmte per Münze ab, das Urteil wurde gewogen. Ein eindringliches Bild. Die einmalige Empfehlung: Hingehen lohnt!“
„Stoff zum Nachdenken und für Diskussionen bietet das Stück allemal. Die israelische Regisseurin Dedi Baron entschied sich für einen sachlich-schlichten Zugang. […] Christoph Wieschke agiert als Richter so, als wäre dies schon immer sein Beruf gewesen, meist beschwichtigend und ohne vom üblichen Jargon abzuweichen. Gregor Schleuning zeichnet den Angeklagten als jungen, ein wenig blässlichen Mann mit musterhafter Karriere in der Bundeswehr, maßlos überfordert in einer ungeheuerlichen Stresssituation. Julienne Pfeil vertritt die Anklage zurückhaltend und anhand anschaulicher Beispiele. Sascha Oskar Weis lässt als Verteidiger eine Spur Selbstgefälligkeit einfließen. Wie jemandes Selbstsicherheit ins Wanken gerät, führt eindrucksvoll Georg Clementi vor, der als hochgestellter Militär Auskunft geben muss. Eine gehörige Portion Emotionen steuert Nikola Rudle in der Rolle einer Frau bei, die ihren Mann beim Flugzeugabsturz verloren hat.“
Besetzung
Inszenierung
Dedi Baron
Bühne und Kostüme
Eva Musil
Dramaturgie
Friederike Bernau
Vorsitzender
Christoph Wieschke
Lars Koch, Angeklagter
Gregor Schleuning
Biegler, Verteidiger
Sascha Oskar Weis †
Nelson, Staatsanwältin
Julienne Pfeil
Christian Lauterbach
Georg Clementi
Franziska Meiser
Nikola Jaritz-Rudle
Protokollführerin
Eva Christine Just
Wachtmeister Felix Mayrhofer