The King's Speech
Schauspiel von David Seidler
Inhalt
König wider Willen. Mit dieser Situation sieht sich in der Oscar-prämierten Geschichte von David Seidler der schüchterne Bertie konfrontiert. Denn nachdem sein Bruder Edward aus Liebe zur geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson auf die britische Krone verzichtet, liegt es mit einem Mal am zweitgeborenen Sohn von König George V., ins Rampenlicht zu treten und die royalen Pflichten zu erfüllen. Kurz vor dem Eintritt Englands in den Zweiten Weltkrieg braucht das Volk nämlich vor allem eines: moralische Unterstützung. Wäre da nur nicht ein entscheidendes Problem, Bertie stottert …
Öffentliche Auftritte werden für den zurückhaltenden Mann zum Spießrutenlauf. Kein Arzt, kein Psychologe weiß Rat, bis Berties Gattin Elizabeth auf den exzentrischen Sprachtherapeuten Lionel Logue aufmerksam wird. Anfangs stoßen dessen äußerst unkonventionelle Methoden zwar auf wenig Gegenliebe, doch mit zunehmendem Erfolg wächst auch das Vertrauen zwischen den beiden auf den ersten Blick so gegensätzlichen Männern. Bis eine unerwartete Enthüllung die neu entstandene Freundschaft auf eine harte Bewährungsprobe stellt.
Für Autor David Seidler hatte diese auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte von Anfang an eine sehr persönliche Bedeutung. Als Kind während einer Atlantiküberquerung durch deutsche U-Boot-Angriffe schwer traumatisiert, stotterte Seidler in seiner Jugend selbst. Um ihm Selbstvertrauen zu geben, ließen ihn seine Eltern die Radioansprachen des britischen Königs George VI. verfolgen, der das Stottern überwunden hatte. »The King’s Speech« ist Seidlers Hommage an sein Vorbild. Bereits in den 1980er Jahren hatte er die Geschichte genauestens recherchiert. Auf Wunsch von Queen Mum, der Witwe des Königs, brach er jedoch die Arbeit an dem Stoff zunächst ab. Erst nach ihrem Tod, im Jahre 2005, nahm Seidler das Schreiben wieder auf und stellte sein Theaterstück fertig. Weltweite Bekanntheit erlangte »The King’s Speech« schließlich durch die Verfilmung von Tom Hooper, die 2011 für 12 Oscars nominiert wurde und schließlich vier davon gewann.
Am Salzburger Landestheater wird die berührende Geschichte nun von Volkmar Kamm inszeniert, der hier bereits gemeinsam mit seinem Bühnenbildner Konrad Kulke für Publikumserfolge wie »Homo Faber« oder »Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull« verantwortlich zeichnete.
Dauer: 2h 20 min \ eine Pause
Pressestimmen
»Emotion, Nachdenklichkeit und Witz zeichnen die Inszenierung des Stücks »The King’s Speech« im Salzburger Landestheater aus. […] Bertie bildet psychosomatische Symptome aus. Eines davon ist das Stottern. Tim Oberließen spielt ihn so, dass man in einem Moment über seine royalen Allüren lachen und ihn im nächsten wegen seiner schweren psychischen Defekte bedauern muss. Oberließen stottert wie ein Profi. Berties Frau, die spätere Queen Mum, nimmt die Sache in die Hand. Sie steht eisern an der Seite ihres Mannes und erträgt mit ihm den Spott, der ihm wegen seiner Behinderung zuteilwird. Sofie Gross vermittelt in der Rolle viel von der Tapferkeit und Hingabe dieser Frau. […] Marco Dott zeichnet den Therapeuten als einen humorvollen, ideenreichen Mann, der seinen Sieg mit unerschütterlicher Konsequenz erringt. Er steht dabei im Spannungsfeld zwischen dem Prinzen, seinem eigenen Karrierewunsch und seiner Frau (Britta Bayer), die nichts anderes als zurück nach Australien will.«
»Tim Oberließen hat in der Rolle Georg VI. gewonnen. Schüchtern, Flucht in höfische Protokolle, lässt er sich vom exzentrischen Sprachtherapeuten Lionel Logue (Marco Dott, äußerst fokussiert) provozieren, herausfordern, um im Streit doch im Feld der Freundschaft zu landen.«
»Regisseur Volkmar Kamm löst die undankbare Aufgabe, einen populären Film als Déjà Vu auf der Bühne neu aufzubereiten, mit viel Gespür für Tempo und präzise Figurenzeichnung. Mit Marco Dott als knorrigem Therapeuten und Tim Oberließen als blaublütigem Komplexhaufen sind die beiden zentralen Rollen stark besetzt, die Szenenwechsel zwischen Weltbühne und Übungskammer werden auf Konrad Kulkes Klappbühne schnell überbrückt. Uschi Haugs stilvolle Kostüme und ein tolles Ensemble – Britta Bayer, Sofie Gross und Christoph Wieschke an vorderster Front – sind mitverantwortlich für diesen gelungenen Geschichtsabend.«
»Marco Dott spielt Comedy mit vollem Körper- und Stimmeinsatz – aber nur in der Rolle des Therapeuten. Beim Vorsprechen wirkt er klein und verloren. Auch neben seiner Frau Myrtle (Britta Bayer) gibt er sich beständig und die Paarkombination ist harmonisch. Obwohl jede Nebenfigur eine eigene starke Präsenz auf der Bühne einnimmt, dominiert meist das ungleiche Paar Lionel und Bertie. Aber auch deren Verhältnis rückt in den Hintergrund, wenn Elizabeth neben Albert die Bühne betritt: Das Liebespaar speilt eine eigene, fast schon autonome Geschichte. Der Regisseur vermeidet somit die Reduzierung auf eine einfältige »Aufopferungsrolle« der Ehefrau. Sie wird weder glorifiziert, noch in Berties Schatten gestellt – stattdessen wird sie majestätisch dem damaligen Zeitgeist entsprechend von Uschi Haug kostümiert. In keinem Moment des Stücks verfällt sie in gezwungen-komödiantisches Spielverhalten. Die anti-heroische Darbietung von Tim Oberließen als King Bertie überzeugt und die Inszenierung verlangt einiges von ihm ab: gerade wohl wegen der fehlenden Melodramatik. Die verletzbare Menschlichkeit Berties steht ständig im Kontrast zu den – kontrolliert zur Unterhaltung des Publikums eingesetzten – unkontrollierten Stotter-Anfällen und Wutausbrüchen.«
»Tim Oberließen brilliert als verklemmter und verspannter Prinz »Bertie«, hinter dessen arroganter Fassade sich ein unglücklicher, ungeliebter und von allen verspotteter Mensch verbirgt. Trotz seiner gelegentlichen Auszucker bleibt er ein bemitleidenswerter junger Mann, der sich in einem Körper gefangen fühlt, der ihm nicht gehorcht. Marco Dott als Lionel Logue, ein verkrachter Schauspieler ohne Engagement, hat es nicht leicht mit ihm. Sascha Oskar Weis überzeugt in der Rolle von Alberts lebenslustigem Bruder David, der Wallis Simpson total verfallen ist. Für Intrigen hinter den Kulissen sorgen Gero Nievelstein als zynischer Winston Churchill, Axel Meinhardt als Premierminister und vor allem Christoph Wieschke als fieser, scheinheiliger Erzbischof von Canterbury. Konrad Kulke ermöglicht mit seinem klappbaren Bühnenbild blitzschnelle Umbauten. […] Volkmar Kamm ist mit dieser temporeichen Inszenierung ein unterhaltsamer Theaterabend gelungen.«
»Tim Oberließen hat in der Rolle des stotternden Albert, Herzog von York und späterem König George VI., am Mittwochabend im Stadttheater [Lindau Anm.] alle Blicke auf sich gezogen. Viel authentischer geht es kaum. David Seidlers Schauspiel »The King’s Speech« unter der Regie von Volkmar Kamm punktete zudem mit rasanten Bühnenbildwechseln und einem Ensemble, das Charakterstärken bewies und sich nicht scheute, das Dilemma im Buckingham Palast in den 1930er-Jahren zu persiflieren. […] Bühnenbildner Konrad Kulke ließ mit aufklappbaren Wandteilen einen Szenenwechsel auf den andern folgen. Gerade noch wurde George im hinteren Bühnenteil mit dem Bade ausgekippt und in die herzogliche ordensbehangene Paradeuniform gesteckt, verwandelte sich der Raum in die Praxis von Sprachspezialist Lionel Logue. Den gab Marco Dott als idealer Kontrahent zu seiner Hoheit in überaus witzig-ironischen Auftritten.«
»Wer eine Kopie des berühmten Films »The King’s Speech« auf der Bühne erwartet, wird im Landestheater Salzburg enttäuscht – zum Glück. Volkmar Kamm hat in seiner Inszenierung das Hauptaugenmerk auf die feinen Nuancen gelegt und erzählt eine ganz eigene königliche Version. […] Tim Oberließen nimmt den Facettenreichtum seiner Rolle dankbar an und glänzt als König wider Willen. Bis zum Bersten gespannt sind die Zuschauer, wenn er stotternd seine erste Rede an das Volk über die Bühne bringt. […] Die letzte Rettung ist der exzentrische Sprachtherapeut Lionel Logue. Geht der australische Experte im Film schon respektloser um mit seinem königlichen Patienten als sich ein Brite das je vorstellen könnte, treibt das Marco Dott im Landestheater noch auf die Spitze.«
Besetzung
Inszenierung
Volkmar Kamm
Bühne
Konrad Kulke
Kostüme
Uschi Haug
Dramaturgie
Tobias Hell
Bertie, Duke of York
Tim Oberließen
Lionel Logue
Marco Dott
Elizabeth, Duchess of York
Sofie Gross
Myrtle Logue
KS Britta Bayer
Erzbischof Cosmo Lang
Christoph Wieschke
Winston Churchill
Gero Nievelstein
Premierminister Baldwin
Axel Meinhardt
David, Prince of Wales
Sascha Oskar Weis †
King George V.
Werner Friedl
Wallis Simpson Nicole Viola Hinz-Schouwstra