»Es ist eine Mischung zwischen Psychologie, zwischen Farben, die dieses Lokalkolorit Columbia beschreiben, es ist auch ein bisschen Film, es hat etwas »Vom Winde verweht«, aber es ist auch knallharte politische Auseinandersetzung zwischen den Figuren […]
Adrian Kelly ist mit dem Mozarteum-Orchester die Balance gut geglückt, kraftvoll dramatisch zu agieren, gleichzeitig aber auch – fast kammermusikalisch Stimmungen aufzubauen und zu kontrastieren. Hubert Wild und Julianne Borg sind ein eindringliches Opernliebespaar. Sich das herablassende Etikett epigonal gegenüber der amerikanischen Oper trifft keineswegs zu, im Gegenteil in ihrer unbekümmerten Art die großen nationalen Mythen und Themen wie die Wiedervereinigung aufzugreifen, wirkt die amerikanische Oper erfrischend jung und eigenständig.«
The Passion of Jonathan Wade
Carlisle Floyd
Inhalt
Große Oper gibt es nicht nur in Europa. Dass die Musikgeschichte viele Wege kennt, haben wir spätestens dann erfahren, als die in der Nazizeit verfemten Komponisten wiederkehrten. So sind auch in Amerika zahlreiche bedeutende Opern entstanden, die bis heute darauf warten, in Europa entdeckt zu werden. Carlisle Floyd wurde hierzulande nur durch seine Oper »Susannah« bekannt, später auch (so bei den Bregenzer Festspielen) durch »Von Menschen und Mäusen«. »The Passion of Jonathan Wade« ist ein Südstaatendrama großen Stils. Jonathan Wade, ein Offizier der siegreichen Nordstaatenarmee, kommt nach dem Ende des Bürgerkrieges in eine Stadt in den Südstaaten, um dort die Besatzung zu übernehmen. Er trifft Cecilia, die Tochter des örtlichen Honoratioren, der der Krieg die Mutter und den Mann genommen hat. Dennoch verlieben die beiden sich ineinander und heiraten - woraufhin Cecilias Vater sich von seiner Tochter lossagt. Ein verwöhnter Sklavenhalter-Sohn organisiert unterdessen mit dem Ku-Klux-Klan die Gegenbewegung. Doch Jonathan Wade weht noch von einer anderen Seite der Wind entgegen: Aus Washington ist ein Bürokrat angekommen, der die Sklavenbefreiung unterstützen soll - auch er sieht in Wade seinen Feind und isoliert ihn in der Armee. So stehen Wade und Cecilia mit ihrem Streben nach Menschlichkeit und Ausgleich alleine da und sehen sich zur Flucht gezwungen. Von der einen Seite rückt der Ku-Klux-Klan an, von der anderen die Armee...
Pressestimmen
»Regelrechten Jubel gab es für das Moarteum-Orchester und dessen Dirigenten Adrian Kelly, sowie für Julianne Borg und Hubert Wild in den Hauptrollen.«
»Das Salzburger Landestheater hat sein Publikum mit dieser Wiederentdeckung regelrecht begeistert und einen lange beklatschten Erfolg eingefahren. [...]
Berechtigte Begeisterung für diese Opern-Wiederentdeckung in Salzburg. »The Passion of Jonathan Wade« möge – wenn auch verspätet – seinen Weg machen auf Europas Opernbühnen. Salzburg hat den Anfang gemacht!«
»Nach drei Stunden wurde am Sonntag im Salzburger Landestheater die europäische Erstaufführung der Oper »Die Passion des Jonathan Wade« von dem amerikanischen Komponisten Carlisle Floyd (geboren 1926) mit anhaltendem, zustimmendem Beifall aufgenommen. Man sollte neugierig sein, mit Carlisle Floyd einen unbekannten, doch gut »hörbaren« Komponisten kennenzulernen. Es gibt noch vier Aufführungen bis 9. Juni.«
»Die Intendanz Maldeghem hat mit einem musikthetaralen Paukenschlag ihre erste Saison beendet: Carlisle Floyds Oper »Die Passion des Jonathan Wade« erlebte am Sonntag (16.5.) ihre Europäische Erstaufführung im Salzburger Landestheater. Es gibt mehrere Gründe, zu dieser Werkwahl zu gratulieren. Erstens zerrt man ein respektables Werk vor den europäischen Vorhang gezerrt. Zweitens hat man sich mit einer amerikanischen Oper der Aufgabe gestellt, ein veritables Bildungsdefizit hierorts auszuarbeiten. Und drittens werden Inhalte lanciert, die nicht nur für die US-amerikanische Geschichte von Bedeutung sind. Die Salzburger Aufführung darf für sich verbuchen, das Werk mit einer runden und in sich geschlossenen Ensemble-Leistung bewältigt zu haben. Hans Dieter Schaals Bühnenbild ist beeindruckend, funktionell und flexibel, schafft im Handumdrehen große Räume und kann durch seine Lattenkonstruktion auch bedrohte Räume und paranoide Enge vermitteln.«
»Sängerisch vermittelt sich die keineswegs extreme, aber dennoch anspruchsvolle Partitur mit kontrollierter Emphase. Hubert Wild in der Titelrolle […] und Julianne Borg als seine Geliebte und spätere Frau Celia finden zu einem dramatisch überzeugenden Ton, Marcell Bakonyi in der Vaterolle kaschiert seine Jugend durch fließend (an)sprechende Bassbariton-Qualität. [...] Fazit: ein Opernabend auf beachtlichem Niveau.«
»Dramatisch wirkungsvolle und einfach schöne Arien gibt es in dieser Oper, die weit davon entfernt ist, Musical zu sein und auf den Popular-Effekt zu schielen. [...]
Floyd hat auch das Libretto selbst geschrieben. Und mit seiner Musik trägt er die Geschichte auf Händen.«
»Der Chor taucht Liebe und Tod in eine romantisch religiös verklärte Atmosphäre. Die brillante mitreißende schwarze Sängerin Jeniece Golbourne in der Rolle der Nicey trägt zum Erfolg bei. Imagination, Visionen und Reisen des Geistes versprach Intendant Carl Philip von Maldeghem am Beginn der Spielzeit. Er hält Wort.«
Besetzung
Musikalische Leitung
Adrian Kelly
Inszenierung
Arila Siegert
Bühne
Hans Dieter Schaal
Kostüme
Marie-Luise Strandt
Dramaturgie
Bernd Feuchtner
Judge Townsend
Marcell Bakonyi
Lieutenant Patrick
Juan Carlos Navarro
Colonel Jonathan Wade
Hubert Wild
Wounded Confederate Soldier
Rudolf Pscheidl
Nicey Bridges
Jeniece Golbourne
Celia Townsend
Julianne Borg
J. Tertius Riddle
Simon Schnorr
Lucas Wardlaw
Eric Fennell
Enoch Pratt
John Zuckerman
Union League Orator
Franz Supper
Rector William Shaw Hackett