Wiener Abend
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Wiener Abend

Peter Breuer

30.04.2010

Inhalt

Klingende Geigen, ein schwebender Drei-Viertel-Takt, rauschende Drehungen - gibt es einen Tanz, der für Wien typischer wäre als der Walzer? Er drückt pure Glückseligkeit aus. Zur gleichen Zeit entstehen in dieser Stadt Werke wie »Der Tod und das Mädchen» oder »Die Winterreise» von Franz Schubert. Diese Gegensätze sind typisch für Wien, und gerne vereinen sie sich in ein und derselben Person. Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt. Wahrscheinlich konnte nur in dieser Stadt die Psychoanalyse überhaupt entstehen. Bis heute ist es ein tiefes Bedürfnis der Wiener, ihre jeweiligen Befindlichkeiten vergnüglich oder bissig abzutasten. Keiner geht mit sich selbst so hart ins Gericht wie der Wiener. Und immer wieder entsteht gerade daraus große Kunst.
Für Peter Breuer sind beispielsweise Friedrich Guldas »G'schichten aus dem Golowinerwald» so ein typischer Fall der genüsslichen Selbstbeschau eines Wieners und seiner Stadt. Sie gaben den entscheidenden Anstoß, diesen Ballettabend zu konzipieren. Denn schon lange fasziniert den Ballettdirektor des Salzburger Landestheaters diese Stadt mit ihren Widersprüchen, die enorme Vielfalt der Musik und die Fülle der Gefühle, die daraus entstehen. Diese unterschiedlichen Gefühle stehen sich an diesem Abend mit Wiener Musik von Mozart bis Falco in Episoden und Stimmungsbildern oder durch die reine Poesie des Tanzes gegenüber. Es erwartet Sie ein Streifzug durch die menschliche Natur des Wieners.

Besetzung

Idee und Choreographie Peter Breuer

Bühne Manuela Weilguni

Kostüme Peter Breuer

Dramaturgie Juliane Stahlknecht


Tänzer Maria Gruber
Liliya Markina
Lara Nicole Roth
Christina Uta
Kate Watson
Carla Wieden Dobón
Anna Yanchuk
Junior Demitre
Sokol Bida
Alexander Korobko
Marian Meszaros
Asher Smith
Josef Vesely

Schauspieler Susanna Szameit
Werner Friedl

Pressestimmen

»Den tiefschwarz gefärbten roten Faden halten Szameid und Friedl in Händen, die ein ideales Paar bilden, egal ob im Lieben, Sudern oder Taubentöten. [...]
Gewinnend ist der Wiener Charme, den das Ensemble mit der Unterstützung des Pianisten Stephen Barczay versprüht, zu vertraut sind die Themen und Melodien, die so schön zwischen Liebe und Tod changieren.«

 

Salzburger Volkszeitung

»Breuer, der Bayer, der seit fast 20 Jahren in Salzburg Tanztheater macht, bezieht sein Wien-Bild aus den widersprüchlichen Seelenzuständen zwischen rauschhaftem Delirium und permanenter Todessehnsucht. Der Tod, das muss ein Wiener sein. Es ist manches ungewöhnlich an der Dramaturgie dieses Abends. Er beschäftigt zum Beispiel zwei Schauspieler (Susanna Szameit und Werner Friedl), die sich kauzige bis finstere Wiener Lieder wie skurrile Pingpongbälle zuwerfen. [...]
Sieben geheimnisvoll auf- und zuklappbare Türen (Bühne: Manuela Weilguny) führen in Grabkammern, die auch Chambres separées sein könnten. [...]
Über die Tänzer von Breuers Truppe noch mehr Lob zu sagen, hieße gleichsam, Tauberln nach Wien zu tragen. So entsteht das Panoptikum einer individuellen Wien-Sicht: auf seine Art ein sehr persönliches Stück.«

 

Salzburger Nachrichten

»Das schöne Klischee erlaubt nicht nur regalmeterweise Betrachtungen eines (para-)psychologischen Phänomens, sondern auch wunderschöne Abende. [...]
Die Felsenwand der Probebühne des Landestheaters eignet sich bestens zum Andeuten von Katakomben und Grabsteinen, aber auch von Abwasserkanälen. So entsteht Atmosphäre: aus einem Nichts an Ausstattung (Manuela Weilguny). Und wenn das Licht dann auch noch Ton in Ton daherkommt mit dem Unterfutter der Samtkleider der Walzertänzerinnen - brillant. [...]
Mit Georg Kreislers »Taubenvergiften im Park« oder Wolfgang Ambros' »Zentralfriedhof« ist auch schon der Pulsgeber für diesen ebenso charmanten, wie kurzweiligen Abend genannt: Chansons, G’stanzlen, Songs - Wienerlieder von Leopoldi bis Kreisler, Ambros, Danzer oder Falco - verbinden die Tanzszenen und beleben die Kunstausübung des brillanten Balletts mit Ironie und Schmäh. [...]
Ohne also das wirklich grandiose Ballettensemble hintansetzen zu wollen: Werner Friedl und Susanna Szameit sind die Stars dieses Abends. Zwei Erzkomödianten, Volksschauspieler, haben da mit den Tänzerinnen und Tänzern geschäkert, das kunstvolle - tanztechnisch hochanspruchsvolle und brillant realisierte - Spitzentreiben mit Wiener-Blut und Leben erfüllt. [...] Ein charmanter Abend.«

 

DrehPunktKultur

»Dass die Seele des Wieners nicht nur heiter ist, schlägt sich schon im Bühnenbild nieder. Wir befinden uns mitten auf dem Zentralfriedhof, ein Mausoleum mit sieben Grabkammern begrenzt die Bühne, dahinter ragt der Felsen auf, verschwommene Videoprojektionen untermalen die Szenen stimmungsvoll. Suzanna Szameit und Werner Friedl, vom Schauspielensemble entliehen, bilden mit ihren Liedern und Texten den roten Faden und lassen das Publikum in seelische Abgründe blicken. [...]
Die enorme Vielfalt der Wiener Komponisten, von Mozart, Schubert, Strauss bis hin zum österreichischen Kult-Kabarettisten Georg Kreisler und dem genialen Pianisten Friedrich Gulda, hat Peter Breuer zu ausdrucksstarken Choreographien inspiriert. Er stellt dabei immer wieder die Zerrissenheit der Künstler in den Vordergrund. [...]
Die Mixtur aus Ballett, Texten und Liedern ist geglückt, die pianistische Begleitung durch Stephen Barczay eine Wohltat. Das hoch motivierte und bestens trainierte Ballettensemble konnte seine Vielseitigkeit wieder einmal unter Beweis stellen. Dieser Abend voller Kontraste, Humor, vielseitiger Musik und wundervoller Ballettszenen bringt für jeden etwas.«

 

Dorfzeitung

»Peter Breuer bekennt ungeschminkt, aus welcher Mischung nach seiner Ansicht das typische Wiener Lebensgefühl besteht: Nähe zum Tod, schwarzer Humor, Kaffeehaus, Sarkasmus und Bissigkeit. [...]
Von Mozart und Schubert bis Kraisler und Falco spannt sich der weite musikalische bogen. Vor den Ohren und Augen des fühlbar berührten Publikums entfalten sich die in der Donaumetropole gewachsenen Musikrichtungen.«

 

Epoche