Wilhelm Tell
nach Friedrich Schiller / Bühnenfassung von Agnessa Nefjodov
Inhalt
Kann der Einzelne seine Freiheit und seine Rechte sichern ohne den Halt der Gemeinschaft? In Friedrich Schillers Bühnenwerk wird der überzeugte Einzelkämpfer Wilhelm Tell wider Willen, aber in ureigenstem Interesse, zum Tyrannenmörder, Volkshelden und Mitbegründer einer freien Gesellschaftsordnung.
Der Gedanke der Freiheit – der individuellen wie der gesellschaftlichen – durchzieht Schillers Werk von Anfang bis Ende. Sein »Tell« ist dabei als ein Gegenentwurf zu der in Frankreich brutal eskalierten Revolution anzusehen. Ebenso ist »Wilhelm Tell«, Schillers letztes Drama, ein Gegenentwurf zu seinem Erstlingswerk »Die Räuber«.
Wilhelm Tell verkörpert Schillers Idealbild eines freien Menschen, der – als sein Leben, seine Freiheit und seine Familie bedroht ist – zur Waffe greift und den tyrannischen Vogt Gessler niederstreckt. Er nimmt dabei als Naturrecht in Anspruch, sich gegen Unterjochung aufzulehnen, wenn die eigene Freiheit durch Fremdherrschaft bedroht ist. In den drei miteinander verknüpften Handlungssträngen des Werkes ist es jeweils eine starke Frau an der Seite eines Protagonisten, die die Ereignisse prägend beeinflusst. Das Recht auf Widerstand und das Recht auf individuelle Freiheit und gemeinschaftliche Solidarität sind die Hauptthemen des Schauspiels und so wurde und wird das Werk zu allen Zeiten konkret politisch gewertet. Zu Beginn des Dritten Reiches wurde Tell als Repräsentant der neuen Ideologie gefeiert, nach Kriegsbeginn strich man das Werk aus dem Bildungskanon aus Sorge, der Tyrannenmörder könnte zum Ideal für Systemgegner werden. Nach Kriegsende wiederum stand das Werk zur Vergangenheitsbewältigung wieder ganz oben auf Theaterspiel und Schullehrplänen. Der zeitgenössische Autor Ad de Bont stellte jüngst eine Tell-Fassung vor, mit der er die aktuellen Ereignisse in Ägypten thematisierte.
Am Salzburger Landestheater erforscht Regisseurin Agnessa Nefjodov mit dem Schauspielensemble die Facetten der Freiheit, die Frage nach den Mitteln des Kampfes um die Freiheit und präsentiert damit ein Werk, das den Spielzeitgedanken »Das helle Licht der Freiheit« insbesondere zur Diskussion stellt.
Dauer: ca. 2 h / eine Pause
Pressestimmen
»Ausstatterin Eva Musil hatte die Bühne mit einem Wald aus Blech verhängt, möglicherweise Sinnbild dröhnender Leere, hohler Phrasen. Das durchaus effektvoll. Gregor Weisgerber war ein großartiger, so kraftvoller wie nachdenklicher Tell und bei seinen kurzen Auftritten absolut überzeugend, ja irritierend heldisch, was so gar nicht zum ironischen Regiekonzept passte. Christoph Wieschke gab den kultivierten, Rotwein trinkenden Gegenspieler Geßler als müden Intellektuellen, dem die Heldensage zum Hals raushängt.«
»Die für jedermann zum Freiwild gewordene Legende wird in den Köpfen zurechtmodelliert. Ausstatterin Eva Musil schafft dafür eine geniale Bühne, sie kreiert gemeinsam mit der Lichtregie ausdrucksstarke Bilder: Mit mannshohen Metallplatten stellt sie dem Ensemble Kulissenwald, Klangkörper und Spielpartner zur Seite. Die Titelfigur ist bei Gregor Weisgerber in besten Händen. Er betreibt kein gestenreiches Deklamationstheater oder hochtheatralisches Ins-Leere-Starren, vielmehr scheint seine Spielweise unmittelbar aus dem Bauch zu kommen, und sie überzeugt in ihrer Lebendigkeit. Agnessa Nefjodovs Version von ›Wilhelm Tell‹ ist keine Märchenstunde, sondern Reflexion über das menschliche Verlangen nach Freiheit, Mythos und Heldentum. […] Es ist ein empfehlenswerter Abend für all jene, die bereit sind, Theater als Gedankenspiel auf sich wirken zu lassen.«
»Die junge Regisseurin Agnessa Nefjodov hat den Schweizer Freiheitshelden gründlich entstaubt. […] Die Inszenierung im Landestheater erzeugt mit einfachsten Mitteln viel Spannung und starke Effekte.«
Besetzung
Inszenierung
Agnessa Nefjodov
Bühne und Kostüme
Eva Musil
Dramaturgie
Friederike Bernau
Wilhelm Tell u.a.
Gregor Weisgerber
Hedwig Tell u.a.
Sofie Gross
Stauffacher u.a.
Gero Nievelstein
Baumgarten / Gertrud Stauffacher u.a.
KS Britta Bayer
Tell Legende / Geßler u.a.
Christoph Wieschke
Walther Fürst / Werner, Freiherr von Attinghausen
Marcus Bluhm
Arnold vom Melchthal / Ulrich von Rudenz u.a.
Hanno Waldner
Tells Sohn Walter / Geßlers Sohn u.a. Elisa Afie Agbaglah