Die Kunst des Drehens und Wendens

Das Theater ist ein Ort, an dem immer auch alles anders betrachtet werden kann. Geschichten können neu erzählt, Schicksale gewendet, Menschen von neuen Seiten gesehen oder gar alternative Realitäten entworfen werden. Doch wie lässt sich das nur auf der Bühne, diesem begrenzten Ort, darstellen?

Am Salzburger Landestheater kann man sich glücklich schätzen. Dank der Drehbühne können verschiedene Bedeutungsschichten, komplizierte Beziehungsgeflechte oder abrupte Ortswechsel, die ein Stück in sich trägt, visualisiert werden. Hier kann sich alles drehen, wenden und verwandeln.

Und das nicht nur im metaphorischen Sinne. Die Zylinderdrehbühne des Landestheaters, deren Geschwindigkeit sich stufenlos verstellen lässt, besteht aus zwei begehbaren Niveaus, der gesamte Zylinder kann bis 1 Meter über und 1,8 Meter unter Bühnenniveau abgesenkt werden.

Während die Salzburger Bühne heute durch einen elektromotorischen Antrieb und computergesteuert bewegt wird, so wurden die ersten Drehbühnen des 18. Jahrhunderts noch durch die Muskelkraft der Techniker bewegt. Die Besonderheiten der Salzburger Drehbühne? Von Regieteams werde vor allem geschätzt, dass sie sich lautlos bewege, so ein Meister der Bühne, Stefan Janauschek. Das macht es möglich, dass sie im Bewusstsein des Publikums verschwindet und Wechsel der Szenenbilder reibungslos funktionieren.

Tatsächlich immer reibungslos? Naja – einmal, so erzählt Stefan Janauschek, habe sich die Drehscheibe während einer Aufführung verkeilt. Die Horrorvorstellung eines jeden Bühnentechnikers. Durch die Mithilfe des gesamten Bühnenteams haben sie das Problem aber schließlich lösen können. Und das Schauspiel „Viel Lärm um nichts“ (2017/2018) sei ein Nervenkitzel gewesen. Hätte sich das Bühnenbild voller Häuser nicht bewegt wie gewollt und wäre nicht jede Requisite zentimetergenau platziert worden, hätte leicht das gesamte Bühnenbild zerstört oder gar das Ensemble verletzt werden können. Denn selbst wenn die Bühne gestoppt wird, so hat sie – je nach aktueller Drehgeschwindigkeit – einen Nachlauf von 3 bis 5 Metern.

Die Kunst des Drehens und Wendens erfordert neben technischem Geschick immer ein aufmerksames Auge, genauestes Arbeiten und Teamgeist. Dann können Drehbühnen-Inszenierungen zu einem wahren Spektakel werden.