Singen lernen, leben lernen

Der Kinderchor des Landestheaters feierte 2018 sein zehnjähriges Jubiläum, wurde jedoch schon 2006 unter Karl Kamper ins Leben gerufen. Ein ähnliches Projekt initiierten die Festspiele 2008 mit Wolfgang Götz. Als 2010 beide Chöre fusionierten, stellten sich bald die Vorteile eines großen, konstanten Kinderchores heraus.

An die 200 Kinder zählt der Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor, die in verschiedene Stamm- und Vorbereitungsgruppen, in Konzertchor und Jugendchor eingeteilt sind. Jedes Kind besucht einmal in der Woche einen Grundchor, aus dem die einzelnen Projektchöre je nach Spielzeit zusammengestellt werden. Manche der Kinder singen schon mehr als ihr halbes Leben im Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor.

„Sie kommen als kleine Kinder zu uns und wachsen dann zu Jugendlichen heran, sodass ich für sie teilweise eine wichtige Figur bin, ohne dass ich näher mit ihnen befreundet wäre. Es gibt zum Beispiel einen Jungen, den ich von klein auf kenne. Es ist schon passiert, dass seine Eltern mich angerufen haben, weil er in der Pubertät Schwierigkeiten machte und in der Schule nichts mehr ging. Aber in den Chor kam er immer regelmäßig und inzwischen ist er aus der Pubertät raus und ist einer unserer zuverlässigsten Leute. Die Bindung ist sehr eng. Und das merkt man auch an der Art und Weise, wie die größeren Kinder sich um die kleineren Kinder kümmern oder die Jungs die kleineren aufnehmen, wenn sie durch die schwierige Zeit des Stimmbruches gehen. Es gibt ein ganz bestimmtes Anforderungsprofil, und das ist nicht nur das stimmliche, wie alle glauben. Selbstdisziplin, Konzentration und Sozialverhalten sind bei der Auswahl der Kinder entscheidend. Wir professionalisieren die Kinder durchaus, aber dies geschieht auf einer natürlichen Basis.

Grundsätzlich ist die Arbeit mit Kindern speziell. Wenn man beispielsweise vorher den Fall durchspielt, dass einem von ihnen vielleicht vor Aufregung übel wird, dann kann man fast davon ausgehen, dass dies während der Vorstellung auch eintrifft. Oder wenn wir üben, was zu tun sei, wenn einer plötzlich umfällt. Man darf Kindern keine Verantwortung geben, die unhaltbar wäre und muss immer einen Rettungsrahmen mitdenken und einplanen. Meine Aufgabe ist es, zwischen der Welt des Theaters, die professionelle Leistung einfordert, und der Welt der Kinder zu vermitteln. Das heißt, ich muss die Kinder an die Disziplin heranführen und im Gegenzug muss ich dem professionellen Betrieb vermitteln: Das sind Kinder und darauf müssen wir Rücksicht nehmen.“