»Die Story ist verworren und vor allem grausam und blutig. Die Musik dazu ist voller Anmut und Schönheit. [...] Der junge Salzburger Regisseur Rudolf Frey zeigt sich in seiner ersten eigenständigen Opernarbeit erstaunlich souverän im Umgang mit der eigentlich unerzählbaren Handlung. [...] Die zweidreiviertel Stunden verlaufen anregend, abwechslungsreich und nie langweilig. Das verdankt man der im Wesentlichen zügig angelegten, fein durchgestalteten orchestralen und vokalen Präsenz, für die der junge Engländer Christian Curnyn, Barockspezialist auf dem Sprung an größere deutsche Häuser, eine ausgewogene Basis bereitet. Vivaldis Musik ist hier nicht auf Effekt angelegt, sondern auf eine von innen leuchtende Farbigkeit, der Curnyn schlichte, eloquente Gestalt verleiht. [...] Dank der delikaten Spielkultur des Orchesters ergibt sich doch ein plastisches, abwechslungsreiches Klangbild. [...] Größte Überraschung: mit welch geschmeidigem Ausdruck und kernigem Timbre Hubert Wild, eigentlich ein Bariton, der Rolle des Pompeo in der Countertenorlage zu ungewöhnlichen Farben verhilft. Karolina Plickova erfüllt, unter martialisch sitzendem Glatzkopf, die Dramatik der Berenice mit kultivierten Sopran-Energien, Julianne Borg in der Hosenrolle des Gilade bringt passgenau Figur und stimmliche Anforderungen zur Deckung. Auch der Tenor von John Zuckerman (Farnace) ist in dieser Partie so gut fokussiert wie in keiner anderen Rolle, die man von ihm in Salzburg hören konnte. [...] Zu Recht also ein Premierenerfolg.«