Zeichen von Vögeln und Flucht
»Geschlechterkampf. August Strindbergs ›Fräulein Julie’ als streng abstraktes Spiel in den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters. Die Inszenierung Agnessa Nejodofs setzt nicht auf Naturalismus, sondern auf das Wort. Die Ausstattung von Eva Musil beschränkt sich auf einen nüchternen Raum, dessen Decke von einem Glühbirnenhimmel gebildet wird. Die zwei Figuren des Stücks sehen auch nicht aus wie Menschen aus dem 19. Jahrhundert, sondern wie Zeitgenossen von uns. Christoph Wieschke, mit über die Hose hängendem Hemd, ist der Diener Jean auf einem gräflichen schwedischen Schloss, der gut darüber Bescheid weiß, wie man sich in einer Disco bewegt, und Christiani Wetter als hochadelige Julie ist auch nicht von gestern. Der lebenserfahrene Diener macht der jungen Frau etwas vor. Das Werben des Mannes aus niedrigsten sozialen Verhältnissen sieht zunächst ehrlich aus. Sie gibt trotz des Standesunterschieds nach. Das Blatt wendet sich, nachdem die Eroberung im Lauf der magischen Mitsommernacht gelungen ist, abrupt und dramatisch. Er hat mit Julie gespielt, hat es darauf angelegt, sie aus lauter Grimm auf den Adelsstand zu ruinieren. Strindberg schöpft aus seinem reichen biografischen Fundus, der voll von heftigen Konflikten mit Frauen war. Die zwei Darsteller lassen es im Krieg der Geschlechter an leidenschaftlichem Nachdruck nicht fehlen.«