Volle Punkte für den Tanz: »Marilyn« am Salzburger Landestheater
»Mit »Marilyn« gelang dem alten Fuchs ein überraschend frisches und kompaktes Tanz-Spektakel, in dem sich die rund zur Hälfte neuen Tänzer des Ensemble gleich zum Saison-Auftakt von ihrer Schokoladenseite präsentierten und für einen fulminanten Publikumserfolg sorgten.
Natürlich eignen sich Monroes Lebens-Szenen von Fotoshootings, Reigen der Männer, Psychiatern, Alkohol- und Tabletten-Exzessen, Glamourshows oder dem legendären Präsidenten-Geburtstag für bildreiches Umsetzen in Bewegung. Dieses thematisch gefundene Fressen in ein berührendes Stück über die tragisch-gespaltene Sexikone zu verwandeln und das Publikum damit zwei Stunden lang gespannt bei der Stange zu halten, das geht entscheidend auf das Konto von Dramaturg Andreas Geier. Er hat alles weggelassen, was die Geschichte nicht braucht und psychologisches Gespür bewiesen für die traurige Diva, die die Welt mit ihrem Sex-Appeal in Atem hielt.
Und dann die Musik von Franz-Josef Grümmer. Natürlich fehlen die Klassiker wie »My heart belongs to Daddy« oder »I wanna be loved by you« nicht - ginge wohl nicht anders. Aber Grümmer bricht sie, wie Marilyn selbst gebrochen ist. Gnadenlos blendet er Maschinen-Beats ein, mischt kreischende Klangeffekte dazu und schafft einen illustrierenden Soundtrack, ohne den diese Figur optisch nicht so eindringlich darstellbar gewesen wäre.
Unter dem Strich: Salzburg hat mit »Marilyn« einen Ballett-Reißer, der das Publikum auf hohem tänzerischem, musikalischem und dramaturgischem Niveau unterhält. Hut ab.«