Narziss und Echo

Jay Schwartz

12.03.2011

Synopsis

Die alten Mythen halten Weisheiten bereit, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen. Als eine Nymphe den blinden Seher Teiresias befragte, ob ihr neugeborener Sohn Narcissus ein langes Leben haben würde, antwortete dieser: »Wenn er sich nicht selbst kennenlernt.« Deshalb glauben wir, sein Schicksal habe darin gelegen, dass er sich in sich selbst verliebt habe. Seine Tragik war jedoch viel schwerer. Er begehrte niemanden, kein Begehren konnte ihn erreichen. Die Nymphe Echo verliebte sich in ihn, doch war sie aufgrund ihrer Schwatzhaftigkeit dazu verurteilt, immer nur die Worte anderer nachsprechen zu können. Verschmäht zog sie sich zurück und versteinerte. Dann verliebte Narcissus sich in sein Spiegelbild, das er im Wasser erblickte - es war unerreichbar. Sobald er es berührte, verschwand es wieder. Schmerzvoll zerschlug er sich die Brust, doch ertrug er sein blutendes Gegenbild nicht und starb. Nur eine Blume blieb von ihm, die Narzisse. Jay Schwartz hat ein statisches Drama der Kontemplation geschrieben, das den Text des Ovid in faszinierende Klänge transformiert. Die wilde Emotion des Altisten, die fragilen Klänge der Glasharfe, die beständige Begleitung durch die Bratsche, die ja den gleichen Tonumfang hat wie der Altus, schaffen einen Klangkosmos von nie gehörter Eigenartigkeit.

Cast

Musikalische Leitung Jay Schwartz

Inszenierung Tilman Hecker

Ausstattung Moritz Nitsche

Dramaturgie Bernd Feuchtner


Countertenor Charles Maxwell

Viola Werner Dickel

Schlagzeug Stefan Blum
Sebastian Hausl

Orgel Jay Schwartz

Reviews

»Antiker Stoff in neuem Klangkleid: »Narcissus und Echo« von Jay Schwarztz wurde am Samstag heftig beklatscht. […] Mit den theatralischen Musikformaten beweist die Salzburg Biennale heuer ein gutes Händchen. Nach der Eröffnungsoper »Schwarz auf Weiss« füllte die Biennale auch mit den Österreich-Premieren der Konzertperformance »Metapraxis« am Freitag und vor allem mit der Kammeroper »Narcissus und Echo« am Samstag in der Rainberghalle endlich ihre Säle und setzte auch inhaltlich bemerkenswerte Akzente. […] Ovid hat diesen Mythos formuliert, und der 40-jährige US-Komponist Jay Schwartz hat daraus eine Oper für Countertenor, Viola, Schlagwerk, Orgel und mit Wasser gefüllte, klingende Weingläser geschaffen. Regie und Bühne stammen von Tilman Hecker und Moritz Nitsche, die da 2009 uraufgeführte Stück ästhetisch raffiniert und effektvoll visualisiert haben. […] Großer Applaus für ein klar positioniertes und überwiegend wirkungsvolles Stück modernen Musiktheaters.«

Salzburger Volkszeitung

»Die musikdramatische »Metamorphose« von Ovids Fabel des selbstverliebten (und spät sich erkennenden) Narziss und der nachplappernden, also sprachlosen Echo – bei Schwartz durch einen Countertenor (großartig in seiner vokalen Spannkraft und dunklen Eleganz: Charles Maxwell) und eine Solobratsche (famos in der klanglichen Präsenz: Werner Dickel) charakterisiert – gelingt durch ungewöhnliche Besetzung und Raumklangwirkungen von magischer Eindringlichkeit.«

 

Salzburger Nachrichten