Dem Schwermütigen zerreißt es das Herz
»Jim Lucassen, der in Salzburg Regie führte, dreht die Geschichte in eine zeitlose Gegenwart, ohne sie aufgesetzt zu modernisieren. Bühnenbildner Roel van Berckelaer baute einen luftig eleganten Glas-Stahl-Pavillon, zitiert damit die Belle Epoque und bleibt doch symbolhaft. Werther macht sich sein Bild von der Welt (und der Liebe), indem er ausführlich filmt. Folgerichtig überträgt er seinen Tod auch öffentlich ins Internet, über das Charlotte seine Botschaften empfängt. Dass ein solcher stilistischer Zeitsprung nicht stört, vielmehr die Geschichte zweier junger, gefühlsstarker Menschen unaufdringlich überzeugend vergegenwärtigt, ist eines der Meriten der Inszenierung. (…) Das Mozar-teumorchester spielt mit bester Aufmerksamkeit und Konzentration, pointiert, trocken, ohne Drücker Massenet als einen modern anmutenden Spätromantiker: eine überzeugende Lesart. Neben den präzisen Ensemblesängern sind zwei Protagonisten aufgeboten, die die schwierigen Vorgaben ihrer Partien gültig und attraktiv erfüllen. (…) Andeka Gorrotxategui als Werther hat famose Ausstrahlung: kräftig die Linie, markant die unangestrengte Spannung der vokalen Bögen, von brustiger, bronzener Leuchtkraft die Farbe der Stimme, mühelos strahlend, geschmeidig und ohne Druck die Höhe: eine Leistung, die vom ersten Moment an in den Bann zieht.«