Zorn / ÖEA
Joanna Murray-Smith
Synopsis
When they find out that their adolescent son Joe defaced a nearby mosque with anti-Islamic graffiti, Alice and Patrick are flabbergasted. After all, the successful neuroscientist and her husband, a novelist, have raised Joe in the spirit of tolerance and non-violence. What drives him, of all people, to commit a hate crime? Reflexively, the parents first attempt to shift the main share of the blame to Joe's accomplice, who comes from a poor background. But then a young female journalist confronts them with a dark secret from Alice's youth, and everyone has to painfully realize that the seed of hate and violence has been germinating covertly for quite some time. With almost Old Testament-like vehemence, the unatoned guilt in this family drama tears an apparently idyllic world into a thousand pieces. Deftly and unexpectedly, the focus moves from a stupid act of intolerance to a terrorist attack, and thus poses the fundamental question about justifying acts of violence that are motivated by moral outrage.
Joanna Murray-Smith was born in 1962 in Australia and studied at the University of Melbourne. Today she is one of the most noted Australian dramatists, who has also garnered considerable recognition internationally. Her latest piece, "Fury", received much attention in 2013 because of its political currency, and celebrated its very successful world premiere at the Sydney Theatre Company. Marco Dott is staging the Austrian premiere at the Salzburg State Theatre.
Duration: approx. 2 hours / one intermission
Cast
Inszenierung
Marco Dott
Ausstattung
Eva Musil
Dramaturgie
Svenja Gottsmann
Alice Harper
Gabriele Fischer
Patrick Harper
Christoph Wieschke
Joe Harper
Tim Oberließen
Lehrer Warren
Gregor Weisgerber
Annie
KS Britta Bayer
Bob
Axel Meinhardt
Rebecca Sofie Gross
Reviews
»In den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters hat Marco Dott das 2013 uraufgeführte und auch in deutschen Landen nachgespielte Stück zur österreichischen Erstaufführung gebracht. In Eva Musils komischem Raum inszeniert er sauberen, absolut keimfreien Edelboulevard, der nie die schicklichen Grenzen eines gefälligen Konversationsstücks überschreitet.«
»Während die Kernfamilie (Gabriele Fischer, Christoph Wieschke und Tim Oberließen Anm.) langsam und tragisch zerbröselt, sorgen die Nebenfiguren für auflockernde heitere Momente. So legt etwa Gregor Weisgerber den Lehrer als ebenso zynische wie überforderte Karikatur an, die sich mehr ums Image der Schule sorgt, als um das Seelenheil seiner Schützlinge. Auch das Elternpaar von Joes Mittätter (Britta Bayer und Axel Meinhardt) hat die Lacher auf seiner Seite, posaunt es doch seine nicht ganz so liberalen Ansichten den Harpers mit herzhaft guter Laune ins Gesicht. Und schließlich ist da noch Sofie Gross als engagierte Journalistik-Studentin, die es schafft, dass sich ihre Gesprächspartner mit großer Freude selbst entlarven. […] Regisseur Marco Dott hat das Stück von Joanna Murray-Smith ganz nahe an der Karikatur inszeniert, auch wenn er das zentrale Psycho- und Familien-Drama durchaus ernst nimmt. Allerdings weiß er nur zu gut, dass es durchaus Spaß machen kann, einer selbstgerechten Bilderfamilie bei ihrer Demontage zuzusehen. […] Ein spannender Abend, der einen etwas anderen Blick auf vermeintliche Tugenden wie Toleranz und Rebellion wirft, und dabei über zwei Stunden gut und abwechslungsreich unterhält.«
»Gabriele Fischer überzeugt als eloquente, temperamentvolle Wissenschaftlerin, die gesteht, dass Zorn für sie die Leidenschaft sei, die ihr zum Erfolg verholfen habe. Dieser souveränen Karrierefrau fühlt sich ihr Gatte (sympathisch Christoph Wieschke) nicht gewachsen, er steht lieber zu seinen Schwächen. Tim Oberließen als zorniger, junger Mann hat genug davon, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen, seine Wut richtet sich vor allem gegen seine dominante Mutter. Stark Sofie Gross als ehrgeizige Journalistin. Für amüsante Szenen sorgen die Auftritte von Gregor Weisgerber als Paradebeispiel eines überheblichen Klassenlehrers. […] Britta Bayer und Axel Meinhardt verkörpern als Eltern von Joes Freund Trevor eine Durchschnittsfamilie, für die die Harpers nur Mitleid empfinden. Köstlich die Aussprache, bei der alle aneinander vorbeireden, da völlig unterschiedliche Weltanschauungen aufeinanderprallen. Marco Dott hat das realistische Gegenwartsstück temporeich in Szene gesetzt und lässt bei jedem Szenenwechsel ein schrilles Alarmsignal ertönen. Der sterile, weiß verflieste Raum strömt Kälte aus, die blauen Giftfässer, die nach und nach auf die Bühne gerollt werden, wirken bedrohlich (Ausstattung: Eva Musil). Ein raffiniertes Stück über Toleranz, Lebenslügen und die Rechtfertigung von Gewalttaten.«